Generaldirektor
Diese Kandidaten rittern um das Amt des neuen ORF-Boss

Roland Weißmann (53) aus Linz gilt als ÖVP-Kandidat. Die ersten 15 Jahre seiner ORF-Karriere war Weißmann als Reporter, Journalist und Sendungsverantwortlicher im Radio und Fernsehen im Einsatz, bevor er mit Anfang 40 in den kaufmännischen Bereich wechselte. Seit zehn Jahren leitet er als Chefproducer die TV-Finanzen, 2017 beförderte ihn Alexander Wrabetz zum stellvertretenden kaufmännischen Direktor. Seit Juli 2020 hat Weißmann außerdem die Projektleitung des Zukunftsprojektes ORF-Player inne.  | Foto: Alex Gotter
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  • Roland Weißmann (53) aus Linz gilt als ÖVP-Kandidat. Die ersten 15 Jahre seiner ORF-Karriere war Weißmann als Reporter, Journalist und Sendungsverantwortlicher im Radio und Fernsehen im Einsatz, bevor er mit Anfang 40 in den kaufmännischen Bereich wechselte. Seit zehn Jahren leitet er als Chefproducer die TV-Finanzen, 2017 beförderte ihn Alexander Wrabetz zum stellvertretenden kaufmännischen Direktor. Seit Juli 2020 hat Weißmann außerdem die Projektleitung des Zukunftsprojektes ORF-Player inne.
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Der ORF bestellt den Posten des Generaldirektors bzw. Generaldirektorin neu. Im Juli hat der Oberösterreicher Roland Weissmann seine Kandidatur bekanntgegeben. Der Vizefinanzchef des ORF sowie ORF1-Programmchefin Lisa Totzauer und der amtierende ORF-General Alexander Wrabetz gelten als aussichtsreichste Kandidaten. Am Mittwoch hat sich auch Thomas Prantner ins Rennen gebracht. 

ÖSTERREICH. Nach dem ORF-Gesetz wurde die Funktion des Generaldirektors bzw. der Generaldirektorin am 30. Juni 2021 öffentlich ausgeschrieben. In der Plenarsitzung des Stiftungsrats am Dienstag, dem 10. August, finden das Hearing von Bewerbern und Bewerberinnen und anschließend die Bestellung des neuen Chefs/der neuen Chefin durch die 35 Stiftungsräte statt. 

Medienmanager Harald Thoma bewirbt sich auch

Zu den vier Kandidaten, die sich am kommenden Dienstag der Wahl zum künftigen ORF-Chef stellen werden, ist noch ein fünfter hinzugekommen: der Medienmanager Harald Thoma. Er verfügt über  internationale Erfahrung in der Medienbranche. In den Konzepten der Mitbewerber vermisst er unternehmerischer Risiko und ein unternehmerisches Ziel, wie er bereits vor wenigen Tagen sagte.

Die vier anderen Kandidaten, die sich am 10. August der Wahl stellen werden, sind Thomas Prantner, Lisa Totzauer, Roland Weißmann und Alexander Wrabetz. Zum Hearing vor den Stiftungsrat wurden sie von Barbara Nepp (FPÖ), Lothar Lockl (Grüne), Heinz Lederer (SPÖ), Anita Zielina (Neos) und Thomas Zach (ÖVP) nominiert. 

Lisa Totzauer gilt als eine der Favoriten

Lisa Totzauer (Jahrgang 1970) ist seit fast 25 Jahren beim ORF tätig. Die zweifache Mutter ist Channelmanagerin von ORF 1. Zuletzt ist sie unter Kollegen in Kritik geraten, weil sie kritisiert hatte, dass ORF III zu viele Serien ausstrahlt. Totzauer äußerte sich zuletzt auch kritisch zum Newsroom für alle ORF-Medien, der gerade fertiggebaut wird. Aber er sei „Raum und Werkzeug“ für die ORF-Information. In ihrem Bewerbungskonzept hielt sie fest, dass die Marke ORF "in Zukunft ein Gütesiegel für Wahrheitswert, Qualitätsanspruch und Vertrauenswürdigkeit" sein müsse – Forderungen, die auch die Redaktionsmannschaft in einer jüngst verabschiedeten Resolution fordern. Und sie meint:

"Unsere innere Unabhängigkeit zeigt sich in unserer nach außen gekehrten Objektvität."

Der ORF müsse Vertrauen durch Transparenz stärken, schreibt Totzauer, "Glaubwürdigkeit und Vertrauen entstehend über Gesichter und Transparenz". Diese Transparenz gelte auch und ganz für den ORF und seine Finanzierung, Personalpolitik und Produktion. Sie wolle eine "offene Plattform", auf der man "mit dem Publikum auf Augenhöhe diskutieren" könne. 

Roland Weissmann als Hoffnungsträger der ÖVP

Vizefinanzdirektor Roland Weissmann gilt als aussichtsreichster Kandidat der Türkisen. In einer Präsentation seines Konzepts im Juli meinte er:

„Auf den ersten Blick ist der ORF gut aufgestellt, auf den zweiten Blick werden die Herausforderungen deutlich. Wir verlieren an Relevanz bei den Jungen, haben zu wenig passenden Angebote.“

Zusätzlich veränderten Technologie und internationale Konzerne die Mediennutzung und setzten so die heimische Branche unter Druck. Um auch in Zukunft allen Österreicherinnen und Österreichern ein vielfältiges Programm in gewohnter Qualität anbieten zu können, will Weißmann das Unternehmen modernisieren:

„Der ORF muss in den nächsten Jahren digitaler, jünger und diverser werden. Für diese Veränderungen benötigen wir auch in der Unternehmenskultur einen Wandel, und der steht im Zentrum meiner Bewerbung.“

Alexander Wrabetz als erfahrener ORF-Chef

Der seit 15 Jahren amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat in seinem Konzept mehrere Säulen vorgesehen:

  • "New Focus" auf junge Zielgruppen, sowie auf den Medienstandort, auf digitale Innovation, Zugangsmanagement für ORF-Angebote, eine Datenstrategie und die Streamingplattform ORF-Player.
  • "New Content" unter anderem im Hinblick auf Regionalität, Channel-Strategien und "Content-Leadership".
  • "New Culture": Unternehmenskultur, Gender-Equality, Diversität und Corporate Social Responsibility.
  • "New Work": multimedialer Newsroom, Personalentwicklung aufgrund massenhaft Pensionierungen in den nächsten Jahren, sowie kostengünstigere Produktion.
  • "New Framework":  nachhaltige Finanzierung, sowie eine Unternehmensstruktur für die Zukunft. 

"Strategie 2025"

Im Dezember 2020 hat der ORF-Stiftungsrat die „Strategie 2025“ beschlossen und einen umfassenden digitalen Transformationsprozess eingeleitet. In den nächsten fünf Jahren wird der ORF seine traditionellen Fernseh- und Radio-Kanäle mit neuen Online-Angeboten zu einem hybriden Gesamtangebot verschränken. Leitprojekte sind der ORF-Player und der neue multimediale Newsroom.

Innerhalb der vierwöchigen Frist haben sich folgende Personen (in alphabetischer Reihenfolge) beworben:

  • Monika BARTL-JUSCHITZ
  • Dipl.Ing.(FH) Heinz CHARWAT
  • Dr. Karlpeter ELIS
  • Sabine HESS, MBA
  • Julius KRATKY
  • Axel MAYRHOFER, aDipl.BWWU
  • Günter OFNER
  • Thomas PRANTNER
  • Carl Maria SCHULTE
  • Barbara SPITZER
  • Harald THOMA
  • Mag. Elisabeth TOTZAUER
  • Mag. Roland WEISSMANN
  • Dr. Alexander WRABETZ

Nominierungen noch möglich

Bis spätestens Dienstag, den 3. August 2021, 12.00 Uhr kann  jedes Mitglied des Stiftungsrats weitere Personen nachnominieren. Diese müssen bis zu diesem Termin im Büro des Stiftungsrats eingelangt sein. Diesbezügliche Bewerbungsunterlagen, wie sie in der öffentlichen Ausschreibung spezifiziert wurden (Lebenslauf, Konzept zur mittel- und langfristigen Entwicklung des ORF als öffentlich-rechtliches Rundfunkunternehmen, Vorschläge für die Geschäftsverteilung der zu bestellenden Direktoren und Direktorinnen etc.), sind bis zu diesem Termin zu übermitteln.

Bis Freitag, den 6. August 2021, 12.00 Uhr kann jedes Mitglied des Stiftungsrats Nominierungen für das Hearing einbringen. Abgestimmt wird nur über Personen, die auch am Hearing teilgenommen haben.

Qualität vor Parteiinteressen

Wer auch immer als Sieger der Wahl unter den Stiftungsräten hervorgeht: Der ORF-Redakteursausschuss hat im Juli eine Resolution beschlossen, über welche die Politik aufgefordert wird, das ORF-Gesetz zu modernisieren, damit auch in Zukunft das Publikum in Radio, Fernsehen, online und via Social Media mit "relevantem Qualitätsjournalismus" versorgt werden kann. Wortwörtlich heißt es darin: "Das ORF-Gesetz soll nicht die Interessen der Parteien berücksichtigen, sondern unser Publikum in den Mittelpunkt stellen. Im besten Fall ist es so verfasst, dass die Regierungsparteien auch in der Opposition mit dem Gesetz zufrieden wären."

Die Mitglieder des Stiftungsrates fordern die Redakteure auf, sich auf ihre gesetzliche Unabhängigkeit zu besinnen: "Bei der Bestellung des Direktoriums in der Zentrale und den Bundesländern soll ausschließlich die fachliche Qualifikation der BewerberInnen zählen. Partei-Taktik und politische Zuordnung dürfen keinen Platz mehr haben, denn es geht um die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks."

Und das Management schließlich wird aufgefordert, alles zu tun, um den ORF fit für die Anforderungen der Zukunft zu machen. "Vor allem bei der personellen und technischen Ausstattung der Redaktionen. Mit politischen Deals, um die eigene Karriere zu befördern, muss Schluss sein - im Sinne des Publikums und des Unternehmens.", heißt es in der Resolution.

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