ÖGB und AK
Halbe-halbe Modell für Elternteilzeit gefordert

Das Modell für ein öffentlich gefördertes, partnerschaftliches Eltern-Arbeitszeitmodell wird von den Grünen begrüßt. | Foto: Pixabay
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  • Das Modell für ein öffentlich gefördertes, partnerschaftliches Eltern-Arbeitszeitmodell wird von den Grünen begrüßt.
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Teilzeit wird hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen – mit allen nachteiligen Folgen für Einkommen und Berufschancen bis zur Pension. Mit einem neuen Familienarbeitszeitmodell könnten Frauen aus der Teilzeitarbeit entlastet werden, wie die Arbeiterkammer (AK) und der Gewerkschaftsbund (ÖGB) vorschlagen. Die Grünen begrüßen dieses Modell, die Neos sind dagegen.

ÖSTERREICH. Eltern kommen im Durchschnitt auf eine Erwerbsarbeitszeit von 60 Stunden in der Woche. Diese wird aber nicht gleich zwischen den Eltern aufgeteilt. Zumeist geht nur die Frau in Teilzeit, und verringert ihre Arbeitszeit auf rund 20 Stunden. Der Mann arbeitet weiter Vollzeit und macht sogar Überstunden. Ursache: Eltern wollen den Einkommensverlust insgesamt möglichst gering halten, daher wird nur die ohnedies niedriger bezahlte Erwerbsarbeit der Frau verringert.

„Die Familienarbeitszeit soll das ändern und Frauen raus aus der Teilzeitfalle holen“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl. „Wenn beide Elternteile zwischen 28 und 32 Stunden pro Woche arbeiten, soll es dafür einen finanziellen Anreiz geben.“ ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann: „Diese Förderung beträgt 250 Euro pro Monat pro Elternteil. Sie kann einen wichtigen Unterschied machen bei der zukünftigen Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern.“

Förderung mit 250 Euro pro Elternteil 

ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann: „Das neue ÖGB/AK-Modell der Familienarbeitszeit sieht vor, Halbe-Halbe finanziell mit monatlich 250 Euro pro Elternteil zu fördern und Einkommensverluste abzufedern. Frauen profitieren von besseren Einkommen, Männer von mehr Familienzeit und Kinder von mehr Zeit mit ihren Vätern.“

AK Präsidentin Renate Anderl: „Das ist transparent, einfach zu verwalten und verteilungspolitisch positiv, weil niedrigere Einkommen relativ mehr bekommen. Für Eltern mit niedrigeren Einkommen ergibt mehr Partnerschaft in Form der Familienarbeitszeit sogar einen Gewinn. Das beugt Armut in Familien vor.“

Die Eckpunkte des Arbeitszeitmodells

+ Arbeitszeitausmaß: 28 bis 32 Stunden pro Woche
+ Dauer: Untergrenze von mindestens vier Monaten, maximal kann Familienarbeitszeit-Geld bis zum 4. Geburtstag des Kindes bezogen werden
+ Entgeltersatz: 250 Euro Pauschale pro Elternteil pro Monat
+ Alleinerziehende, die ebenfalls zwischen 28 bis 32 Stunden arbeiten, sollen den gleichen Bonus wie ein Elternteil bei der Familienarbeitszeit erhalten

Beispiel:

Ohne Familienarbeitszeit Mit Familienarbeitszeit Frau 20 Stunden/Woche Frau 32 Stunden/Woche
Mann 40 Stunden/Woche Mann 32 Stunden/Woche
2.700 Euro Haushaltsnettoeinkommen 3.200 Euro Haushaltsnettoeinkommen

(Berechnungsbasis: Statistik Austria Bruttojahreseinkommen von Frauen und Männern 2019, Stand 18.12.2020, Medianeinkommen)

Grüne begrüßen das Modell

Das Modell für ein öffentlich gefördertes, partnerschaftliches Eltern-Arbeitszeitmodell wird von den Grünen ausdrücklich begrüßt: „Vorschläge für eine gerechtere Aufteilung bezahlter Erwerbs- und unbezahlter ‚Elternarbeit‘ gibt es schon länger und wurden auch schon von den Grünen bei den Regierungsverhandlungen eingebracht. Das System ist so einfach wie schlüssig: Um die Betreuung eines Kleinkindes besser partnerschaftlich aufteilen zu können, arbeiten beide Elternteile gleichzeitig, zeitlich befristet in einem Zeitkorridor ‚erhöhter Teilzeit‘ und ‚verkürzter Vollzeit‘ und bekommen dafür, um Einkommensverluste aus kürzerer Vollzeit auszugleichen, eine öffentliche Förderung“, hebt Markus Koza, Arbeits- und Sozialsprecher der Grünen hervor.

„Die Vorteile für beide Elternteile und das Kind liegen auf der Hand: Frauen, die besonders stark von Teilzeit und den damit verbundenen Nachteilen, wie geringerer Entlohnung und Armutsgefährdung im Alter sowie bei Arbeitslosigkeit betroffen sind, können Arbeitszeit erhöhen und sind dadurch finanziell und sozial besser abgesichert. Männer können gleichzeitig Arbeitszeit verkürzen, haben ausreichend Zeit für ihr Kind und erhalten einen teilweisen Lohnausgleich. Das bringt Vorteile für alle Beteiligten“, sagt Koza.

Meri Disoski, Frauensprecherin und stellvertretende Klubobfrau der Grünen, ergänzt: „Eine Paket gegen Altersarmut bei Frauen muss auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen – bei der Einkommensgerechtigkeit im Erwerbsleben, bei der gerechten Verteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit sowie bei der gerechteren Ausgestaltung des Pensionssystems.“ Mit dem Frühstarter*innenbonus und der Erhöhung der Ausgleichszulage auf 1.000 Euro seien bereits erste wichtige Schritte für mehr Gerechtigkeit im Pensionssystem gesetzt worden. 

Neos sprechen sich dagegen aus

Klar ablehnend reagiert NEOS-Familiensprecher Michael Bernhard auf das „Familienarbeitszeit“-Modell. „Wir brauchen kein Halbe-Halbe bei Teilzeit, sondern ein System der Gleichberechtigung. Die Teilzeitfalle, die den Menschen nicht nur jede Selbstverwirklichung nimmt, sondern auch zu Altersarmut führt, auch noch zu fördern, ist der genau falsche Weg.“

Speziell die Betreuung von Unter-3-Jährigen ist in Österreich extrem schlecht und drängt daher viele Familien zwangsläufig in Teilzeitjobs. „Deshalb fordern wir seit Jahren einen raschen Ausbau von Kinderbetreuungs- und -bildungseinrichtungen sowie einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag“, so Bernhard.

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Das Modell für ein öffentlich gefördertes, partnerschaftliches Eltern-Arbeitszeitmodell wird von den Grünen begrüßt. | Foto: Pixabay
AK Präsidentin Renate Anderl: „Für Eltern mit niedrigeren Einkommen ergibt mehr Partnerschaft in Form der Familienarbeitszeit sogar einen Gewinn. Das beugt Armut in Familien vor.“ | Foto: Reither

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