Handel warnt
Harter Lockdown würde halbe Milliarde kosten

Geschäfte sollen im Zuge der "Osterruhe" wieder geschlossen werden. | Foto: Markus Spitzauer
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Mit Fassungslosigkeit und scharfer Kritik reagiert der österreichische Handel auf die in der Nacht diskutierten neuen Corona-Restriktionen für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Experten rechneten unterdessen mit einer immer stärkeren Belastung und neuen Höchstständen der Spitalskapazitäten im Osten. Die Pressekonferenz mit den finalen Maßnahmen wird um 19.00 Uhr erwartet (RMA werden berichtet).

ÖSTERREICH. Geschäftsleute in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sind verzweifelt. Sie müssen voraussichtlich über Ostern ihre Läden dicht machen. "Der vierte harte Lockdown und die erneute Schließung des gesamten Non-Food Handels in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland wäre für unsere Branche ein absoluter Albtraum. 10.000 stationäre Händler in Ostösterreich müssten erneut zusperren und damit Umsatzverluste von einer halben Milliarde Euro verkraften. Ihnen würde damit schon das zweite Mal in Folge das so wichtige Ostergeschäft entgehen", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.

Verwundert zeige sich Will über die Tatsache, dass die Bundesregierung noch am Montag Geschäftsschließungen ausschloss, da dieser kein Ort für Corona-Ansteckungen sei. Gerade der von der Pandemie hart getroffene Bekleidungs- und Schuhhandel habe sich eben erst mit Frühjahrsware eingedeckt und hoffe auf ein starkes Ostergeschäft. WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik wollte vor einer Einschätzung die konkreten Beschlüsse abwarten. Harte Worte fand aber der burgenländische Wirtschaftskammer-Präsident Peter Nemeth, er kritisierte die drohenden Schließungen scharf. Er sprach von einem „Totalversagen der Politik“, die keinen Plan habe und „sich deshalb hinter der Radikalmaßnahme Lockdown versteckt“.

Handel wünscht sich Planbarkeit

"Die Eindämmung des Pandemiegeschehens hat für uns oberste Priorität. Daher hätten wir uns heute eine nachvollziehbare, klare Strategie auf wissenschaftlicher Basis erwartet. Was am Montag gesagt wurde, sollte auch am Mittwoch noch Gültigkeit haben. Nur so können auch wir unseren Kunden und Beschäftigten Planungssicherheit geben. Die heute diskutierte ‚Osterruhe‘ würde die Fallzahlen jedenfalls kaum nach unten drücken. Stattdessen müssen wir bei den Impfungen Gas geben und endlich versuchen, die Corona-Ansteckungen im Privatbereich in den Haushalten in den Griff zu bekommen", ist Branchensprecher Rainer Will überzeugt.

Müsste der Handel von Gründonnerstag bis Dienstag nach Ostern schließen, würde das 0,5 Mrd. Euro Umsatz kosten. | Foto: Tscheinig
  • Müsste der Handel von Gründonnerstag bis Dienstag nach Ostern schließen, würde das 0,5 Mrd. Euro Umsatz kosten.
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  • hochgeladen von Franz Tscheinig

In zwei Wochen 630 Intensivpatienten erwartet

Die Corona-Situation in Österreich verschärft sich weiter. Die Experten, die für das Gesundheitsministerium eine wöchentliche Covid-Prognose erstellen, rechnen mit einer immer stärkeren Belastung und neuen Höchstständen der Spitalskapazitäten im Osten. In zwei Wochen werden laut Prognose österreichweit 630 Covid-19-Patienten intensivmedizinische Versorgung benötigen. Am heutigen Mittwoch waren es - exakt wie von den Experten prognostiziert - 447.

Der stärkste Anstieg wird für Wien von aktuell 168 auf 260 benötigte Intensivbetten innerhalb der nächsten zwei Wochen erwartet, im schlechtesten Fall sogar auf bis zu 320 und damit mehr als die in Stufe acht vorgesehenen 310 Intensivbetten. Wien liegt somit deutlich über der systemkritischen Auslastungsgrenze von 33 Prozent der Gesamt-Intensivbetten.

Mehr Intensivpatienten wird es in allen Bundesländern geben. Das Burgenland befindet sich schon bei der kritischen Grenze von einem Drittel, in Niederösterreich wird diese in den nächsten Tagen überschritten, möglich ist dies auch in Oberösterreich. Auf den Normalstationen wird bis 7. April ein Anstieg auf 2.221 Patienten erwartet - also zusätzliche 600 Erkrankte.

Sind die neuen Maßnahmen für die Ost-Region verhältnismäßig?
"Der Handel war und ist kein Infektionsherd"
Geschäfte sollen im Zuge der "Osterruhe" wieder geschlossen werden. | Foto: Markus Spitzauer
Müsste der Handel von Gründonnerstag bis Dienstag nach Ostern schließen, würde das 0,5 Mrd. Euro Umsatz kosten. | Foto: Tscheinig

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