Neues Ultimatum
Laudamotion-Personal protestierte gegen Gewerkschaft

Rund 50 Mitarbeiter von Laudamotion demonstrierten, um die Gewerkschaft zur Unterzeichnung des Kollektivertrages zu bewegen. | Foto: vida/Angelo Kreuzberger
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  • Rund 50 Mitarbeiter von Laudamotion demonstrierten, um die Gewerkschaft zur Unterzeichnung des Kollektivertrages zu bewegen.
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50 Mitarbeiter von Laudamotion haben am späten Montagnachmittag in der ÖGB-Zentrale ihrem Ärger Luft gemacht, dass die Gewerkschaft vida dem neuen deutlich schlechter entlohnten Kollektivertrag für das Bordpersonal seine Zustimmung verweigert hat. Laudamotion setzte nun der Gewerkschaft vida ein neues Ultimatum. Ursprünglich plante die Airline Ende dieser Woche die Basis in Wien zu schließen. 

ÖSTERREICH. Während die AUA wohl mithilfe von staatlichen Geldspritzen noch die Kurve kratzen wird, kämpfte die Laudamotion-Belegschaft lautstark gegen die Gewerkschaft an. Denn diese ging nicht auf das Ultimatum der Billigairline ein, wonach die Jobs am Wiener Flughafen bleiben und dafür schlechtere Löhne in Kauf genommen werden müssen. So kam es zur der seltenen Situation, dass Laudamotion-Bordmitarbeiter am Montag in der ÖGB-Zentrale gegen die Entscheidung ihrer eigenen Vertretung protestierten. 

Mit ihrer Haltung nehme die Gewerkschaft die Schließung der Laudamotion-Basis in Wien und die Kündigung der Mitarbeiter in Kauf, so die Kritik. 95 Prozent des Cockpit-Personals und 70 Prozent des Kabinenpersonals hätten dem Vorschlag der Laudamotion-Geschäftsführung zugestimmt, heißt es in einem offenen Brief von Laudamotion-Beschäftigten an vida-Chef Roman Hebenstreit und an den Vorsitzenden des vida-Fachbereichs Luftfahrt, Daniel Liebhart. Ziel der Protestaktion sei es die Gewerkschaft zu Verhandlungen mit der Laudamotion-Chefetage zu drängen. Die Zeit drängt jedoch: Es bleiben nur noch fünf Tage Zeit für weitere Verhandlungen, denn am 29. Mai soll die Basis in Wien geschlossen werden. 

"Man müsse davon leben können"

"Ich bin vida-Mitglied und erwarte mir, dass ich ein Gespräch mit der Gewerkschaft erhalte. Wir sehen die Gewerkschaft nicht als unseren Feind, sondern unsere Vertretung. Sie sollen mit uns gemeinsam eine Lösung finden", betonte Flugkapitän Thomas Gurgiser. Eine Einigung sei zum Greifen nahe, es scheiterte eigentlich nur an Kleinigkeiten. "Uns haben bei den bisherigen Gesprächen die Verbesserungsvorschläge der Gewerkschaft gefehlt."

Vida-Chef Hebenstreit sieht in der Protestaktion der Belegschaft sogar eine Bestätigung für das Vorgehen der Gewerkschaft: "Damit werde man gemeinsam mit der Lauda-Führung über einen Kollektivvertrag verhandeln, von den man leben kann und der auch eine Perspektive bietet“, wie er am Montagnachmittag in einer Mitteilung erklärte. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass unsere Hand für Verhandlungen ausgestreckt ist“, sagte auch Liebhart. „Das gilt nach wie vor.“

Möglicherweise werden doch noch Jets unter der Laudamotion-Marke von Wien abheben. | Foto: laudamotion.com
  • Möglicherweise werden doch noch Jets unter der Laudamotion-Marke von Wien abheben.
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Neues Ultimatum

„Die Personalkosten von Airlines in Österreich werden über Monate, wenn nicht über Jahre vom AMS durch Kurzarbeit getragen. Es gibt daher keine wirtschaftliche Notwendigkeit, den bestehenden KV weiter zu verschlechtern oder die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu kündigen“, so Hebenstreit. Außerdem bringe der neue Vertrag die Mitarbeiter extrem unter Druck, sodass die Sicherheit der Fluggäste an Board nicht gewährleistet sei, lautet der Vorwurf.

Laut der Plattform „Aviation Net“ soll die Geschäftsführung inzwischen ein neues Ultimatum an die Gewerkschaft übermittelt haben. Darin wurde die Fortführung der Basis in Wien versprochen, wenn der Kollektivertrag von Seiten der Arbeitnehmervertreter doch noch unterzeichnet wird.

Suche nach Piloten schon vor Ablauf des Ultimatums

Der neue Vertrag hätte 848 Euro Netto-Einstiegsgehalt für Flugbegleiterinnen vorgesehen. Das ist weniger als die Mindestsicherung in Wien (917 Euro) und noch unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle 2019 von 1.259 Euro im Monat für eine Person. Lauda-Chefs Andreas Gruber und David O`'Brien hingegen behaupten, dass das Mindest-Grundgehalt für Junior-Flugbegleiter 1200 Euro brutto monatlich (ohne Flugstunden) garantiere, das seien netto mehr als 1020 Euro. Und Flugkapitän Gurgiser wandte ein: „Die 1000 Euro brutto bekäme man ja nur, wenn man 30 Tage im Monat zu Hause sitzt und nichts arbeitet.“ Verpflichtende Zuschläge seien von der Gewerkschaft nicht berücksichtigt worden.

Experten aus der Luftfahrt gehen davon aus, dass die Lauda-Mutter Ryanair die Corona-Krise nur als Vorwand nimmt. Es sei schon längst geplant gewesen, die Lauda-Basis zuzusperren und Wien selbst anzufliegen. Bereits jetzt befördert Tochter-Airline Malta Air Lauda-Passagiere. Darüber hinaus sucht Ryanair über eine Recruiting Firma neue Piloten für Wien. Laudamotion habe in den vergangenen zwei Jahren 200 Millionen Euro Verlust gemacht und die Airline sei aufgrund der Covid-Krise sowie des alten Kollektivertrages nicht länger "überlebensfähig", begründete das Unternehmen damals die Entscheidung, die Basis notfalls auflösen zu müssen. 



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Rund 50 Mitarbeiter von Laudamotion demonstrierten, um die Gewerkschaft zur Unterzeichnung des Kollektivertrages zu bewegen. | Foto: vida/Angelo Kreuzberger
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