Umstritten
Robotikrat-Chefin Köszegi hält AMS-Algorithmus für "nicht zielführend"

Minister Norbert Hofer und Sabine Köszegi bei der Präsentation des Weißbuchs des Robotikrats
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  • hochgeladen von Linda Osusky

Wie einst die Dampfmaschine revolutionieren heute Roboter und Künstliche Intelligenz unsere Gesellschaft. Doch ihr Einsatz ist in manchen Fällen aus ethischer Sicht fragwürdig.

Immer öfter übernehmen sie meist monotone und mitunter auch gefährliche Tätigkeiten. Doch neben dem ethisch weniger problematischen Einsatz von Robotern in der Industrie, dringt Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend auch in sensible Bereiche vor. In den USA etwa unterstützen bereits seit einigen Jahren Algorithmen Richter bei der Beurteilung von Straftätern. Einige Experten halten das für bedenklich.

"Algorithmen können Ungleichheiten verstärken"

Seit Kurzem nutzt auch das Arbeitsmarktservice (AMS) Algorithmen, um die Vermittelbarkeit von Arbeitslosen einzuschätzen. Mit dem Ergebnis, dass Frauen und Ältere schlechter eingestuft werden und so ihre Chance, in eine Schulungsmassnahme zu kommen, gemindert werden könnte. "Ich halte dieses System für nicht zielführend, da der Algorithmus vergangenheitsbezogene Daten heranzieht, die vergangene arbeitsmarktpolitische Entscheidungen fortsetzen", sagt Sabine Köszegi, Vorsitzende des Rats für Robotik und KI, zu den Regionalmedien Austria. Hätte man etwa die "Aktion 20.000" für ältere Arbeitslose fortgeführt, käme der Algorithmus zu einer besseren Einstufung dieser Gruppe, veranschaulicht Köszegi.
Auch die Harvard-Mathematikerin Cathy O'Neil warnt in ihrem Buch "Angriff der Algorithmen" vor dem Einsatz von Algorithmen, da sie Diskriminierung und Ungleichheit verstärken können. 

Balanceakt zwischen Fortschritt und Ethik

Mit solchen und anderen Fragen rund um die neuen Technologien beschäftigt sich der 2017 gegründete Robotikrat, in dem neben der Arbeitswissenschaftlerin Köszegi  acht weitere Experten aus Wissenschaft, Sozialpartnerschaft und Industrie sitzen. Diese Woche hat der Robotikrat sein erstes Weißbuch vorgestellt, das als Basis für eine nationale Robotik-Strategie der Regierung dienen soll, die von Infrastrukturminister Norbert Hofer für nächsten Sommer angekündigt wurde.

Regulierung und Innovation unter einen Hut bringen

Ziel des beratenden Gremiums ist es einerseits die Entwicklung und Umsetzung von KI und Robotik in Österreich voranzutreiben, andrerseits die Gefahren, die damit für Grundrechte eingehen vorauszusehen, zu vermeiden oder abzufedern. "Smart Regulation" wird im Weißbuch als einer der Eckpfeiler genannt: "Hohe ethische Standards führen nicht zwingend zu Innovationshemmung", so Köszegi, die aber einräumt, das genau dies die Herausforderung darstellt.

AMS: "Algorithmus diskriminiert nicht"

Das AMS jedenfalls ist überzeugt, mit dem Einsatz des Algorithmus nicht zu diskriminieren. "Vom Algorithmus wird die Realität dieser Benachteiligung am Arbeitsmarkt rechnerisch erfasst und aufgezeigt, der Algorithmus kann aber logischerweise selbst nicht diskriminieren," heißt es auf Anfrage der RMA vom AMS. Man wolle durch den Einsatz von Maßnahmen der Arbeitsmarktförderung genau dieser rechnerisch erfassten Benachteiligung entgegen wirken. Das Assistenzsystem hilft somit bei der raschen Diagnose, ersetzt aber selbstverständlich nicht die Therapie, heißt es dort weiter.

Minister Norbert Hofer und Sabine Köszegi bei der Präsentation des Weißbuchs des Robotikrats
Roboter und KI: Gefahr oder nützliche Helfer? | Foto: TU Wien

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