Digital, flexibel
So arbeitet Österreich heute
Viele Arbeitnehmer denken in den Herbstmonaten über einen Job-Wechsel
nach.
ÖSTERREICH. „Die drei bis fünf Jahre in ein und demselben Unternehmern, die lange als "CV-Regel" galten, sind mittlerweile eher auf zwei Jahre geschrumpft", stellt Judith Gonzalez, HR-Leiterin der RMA, fest. Das gelte vor allem für Berufseinsteiger. Gründe für einen Wechsel sind neben finanziellen Anreizen das Arbeitsklima und ein kurzer Arbeitsweg, vor allem aber flexibles Arbeiten. Letzteres wird durch die fortschreitende Digitalisierung unterstützt, immer mehr Arbeitgeber bieten Home office-Jobs an.
Nicht nur Vorteile
Home office-Jobs beleben auch den regionalen Arbeitsmarkt, stellt Barbara Wittmann, verantwortlich für LinkedIn Österreich, im Gespräch mit RMA-Chefredakteurin Maria Jelenko fest. Mit einer schnellen Internetverbindung kann man im ländlichen Raum die "Stecknadel im Heuhaufen" sein und spart sich lange Wegstrecken. Bedingt durch die Globalisierung geraten heimische Arbeitnehmer allerdings oft auch unter einen extremen Wettbewerbsdruck, weil auch gerne in Nachbarländern geangelt wird. „Wien als regionaler Nachbar schöpft aus dem Talentepool in Osteuropa, in Vorarlberg wiederum drängen Schweizer und Deutsche in den Arbeitsmarkt", weiß Wittmann. Die meisten im letzten Quartal zugewonnenen Talente kamen übrigens aus Italien, Ungarn und Großbritannien.
Regionales Jobportal
Vor allem im ländlichen Raum wandern viele Junge in die Städte ab, auch, weil sie lange Wegzeiten vermeiden wollen. Das stellt viele Unternehmer vor existentielle Probleme. Die Regionalmedien kommen dem wachsenden Bedürfnis nach Jobvermittlung in den Regionen entgegen und fungieren in den 126 regionalen Ausgaben mit entsprechenden Inseraten als Arbeitsvermittler vor Ort. Via Branchen- und Umkreis-Filter kann man auf meinbezirk.at/jobs online ebenfalls punktgenau nach passenden Jobs suchen. Dieses Angebot stellt inzwischen einen wichtigen Bestandteil für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und den regionalen Fachkräftemangel dar.
Was sollten heimische Arbeitskräfte mitbringen, um fit für den Arbeitsmarkt zu sein? Wittmann: "Neben digitalem Verständnis und Flexibilität sind „Soft Skills“ immer gefragter." Dabei stehen laut LinkedIn-Studie Kreativität, Überzeugungskraft und Teamarbeit an vorderster Stelle. Bei den Hard Skills waren es 2019 vor allem der Umgang mit Daten und Künstlicher Intelligenz, oder Cloud Computing.
Branchenspezifisch bietet die Tourismuswirtschaft durch Entwicklungen in Richtung Nachhaltigkeit ständig neue Jobchancen. Und die Nachfrage nach Ärzten (Stichwort „Ärztemangel“) und Pflegekräften ist in Österreich 2018 stark gestiegen, um rund 14 Prozent – Tendenz steigend. Für soziale Berufe, vor allem die Arbeit mit Älteren und Kranken, gibt es generell in Zukunft gute Chancen.
Bundesländervergleich
Die höchste Nachfrage an Fachkräften gab es in den letzten Monaten in Wien, Oberösterreich und der Steiermark, vor allem in den Ballungsräumen ist die Nachfrage konstant hoch. Für technische Berufe und IT zusammen ist Oberösterreich derzeit Spitzenreiter in Österreich: 38 Prozent offene Stellen waren dort in diesen beiden Bereichen angesiedelt. Die besten Jobchancen in Wien haben vor allem Spezialisten aus den Bereichen IT, Vertrieb, Finanz- und Rechnungswesen, Marketing und Personalwesen.
Welche Ausbildung?
Durch die fortschreitende Technologisierung wird interdisziplinäres Arbeiten immer wichtiger – Einblicke in unterschiedliche Arbeitsfelder zu haben oder als Berater zwischen unterschiedlichen Arbeitsgruppen vermitteln zu können, erhöht die Berufschancen nachhaltig, weiß Wittmann.
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