Wie geht' s dir?
Wie sich Corona auf Zufriedenheit auswirkt

Die Lebenszufriedenheit setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Vor Corona war das Bild noch relativ positiv... | Foto: Pixabay
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"Wie geht's Österreich" in Sachen materieller Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt? In einer Studie von Statistik Austria bewertet ein unabhängiges wissenschaftliches Expertinnen- und Expertengremium jährlich die Entwicklung von 31 Schlüsselindikatoren in Österreich.

ÖSTERREICH. Eine Umfrage vor Corona zeigt: Ein Großteil der Indikatoren des materiellen Wohlstands wurde für die vergangenen drei Jahre sehr positiv bzw. positiv bewertet: So sind 2019 Bruttoinlandsprodukt (+1,0% pro Kopf, real), Einkommen (+1,0% pro Kopf, real) und Konsum (+0,7% pro Kopf, real) gestiegen, ebenso wie die Erwerbstätigenquote, die sich von 76,2 auf 76,8 Prozent erhöhte.

Im Bereich Lebensqualität gibt es kurzfristig keine negative Bewertung. Die subjektive Lebenszufriedenheit lag weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, der Anteil der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten war im EU-Vergleich gering und ist weiter gesunken. Wesentlich vielschichtiger und kritischer wurden die Indikatoren im Umweltbereich vom Gremium der Experten beurteilt. Der hohe Ressourcen- und Energieverbrauch sowie ansteigende Treibhausgasemissionen (2019: +1,8% vorläufig) werden weiterhin als problematisch erachtet. Lichtblicke im Umweltbereich sind die Zunahme der Bio-Flächen (Indikator entwickelt sich sehr positiv) sowie der Rückgang der Feinstaubexposition (Indikator entwickelt sich positiv).

Folgen der Corona-Krise

Der aktuelle Bericht bietet auch einen ersten Ausblick auf Folgen der Corona-Krise, die negativ auf Wohlstand und Lebensqualität sowie positiv auf zumindest manche der Umweltindikatoren wirkt: "Die Corona-Krise hat Österreich hart getroffen mit gesundheitlichen Folgen, dem größten Wirtschaftseinbruch seit dem zweiten Weltkrieg und massiven Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens. Dabei stand Österreich vor der Krise, was den Wohlstand und die Lebensqualität angeht, exzellent da. Neben der Eindämmung der Pandemie und der Bewältigung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen gilt es aber auch weitere Herausforderungen zu meistern, vor denen Österreich bereits vor der Krise stand – etwa den nachhaltigen Schutz von Klima und Umwelt sowie die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die sozialen Sicherungssysteme", sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Wirtschaftsleistung brach im 2. Quartal ein

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die wirtschaftliche Entwicklung zeichnen sich bereits in den ersten drei Quartalen 2020 deutlich ab: Nach einem leichten Rückgang des BIP pro Kopf im 1. Quartal 2020 (⎼2,5% zum Vorquartal) brach die Wirtschaftsleistung im 2. Quartal ein (⎼12,1% zum Vorquartal bzw. ⎼14,3% zum Vorjahresquartal). Im 3. Quartal 2020 lag das BIP noch immer 4 Prozent unter dem Vorjahresniveau, und auch der erneute Lockdown im 4. Quartal wird tiefgreifende wirtschaftliche Folgen haben. Dabei zeigte sich im 2. Quartal ein starker Rückgang des privaten Konsums von 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal bzw. von 16,1 Prozent zum Vorjahresquartal (vorranging aufgrund der Einschränkungen im Freizeitbereich, wie etwa bei Gastronomie und Kultur).

Im 3. Quartal gab es einen Rückgang des Konsums der privaten Haushalte (real) von 5,1 Prozent zum Vorjahresquartal. Im 2. Quartal 2020 waren nach internationaler Definition um 129.200 bzw. 3,0 Prozent weniger Personen erwerbstätig als im Jahr zuvor, die Arbeitslosenquote lag bei 5,7 Prozent und stieg damit im Vergleich mit dem Vorjahresquartal um 1,2 Prozentpunkte. Die Schuldenquote – das Verhältnis der Staatsschulden zum BIP – stieg im 1. Halbjahr 2020 auf 82,6 Prozent (Ende 2019: 70,5% des BIP).

Corona: Einkommen bei einem Fünftel gesunken

Auf die Lebensqualität wirkt sich die Corona-Krise in vielerlei Hinsicht aus: So haben im Rahmen der EU-SILC-Befragung 2020 beispielsweise 21 Prozent der Befragten angegeben, dass ihr Haushaltseinkommen während der vergangenen zwölf Monate weniger geworden ist, 2019 waren es nur 13 Prozent.

Auswirkungen auf Gesundheit und Bildung noch unklar

Beim Aspekt der Gesundheit sind einerseits die unmittelbaren Folgen der Pandemie durch Krankheit und Todesfälle wie auch indirekte Effekte, etwa durch vermiedene oder verschobene Behandlungen und Operationen, zu beachten. Die längerfristigen Auswirkungen werden sich noch zeigen, ebenso wie die Auswirkungen von Homeschooling und eingeschränktem Präsenzunterricht im Bildungsbereich.

Corona-Krise wirkt 2020 emissionsmindernd

Im Umweltbereich bewertet das externe Gremium unabhängiger wissenschaftlicher Experten die Schlüsselindikatoren wesentlich heterogener und auch kritischer. So stiegen die Treibhausgasemissionen 2019 laut vorläufigen Daten um 1,8 Prozent an, im EU-Vergleich pro Kopf lag Österreich bei den nationalen Emissionen 2018 an 18. Stelle. Der inländische Materialverbrauch blieb in den vergangenen Jahren konstant, war aber 2019 laut einer Schätzung von Eurostat mit 19,5 Tonnen (t) pro Kopf dennoch hoch (EU-28: 13,4 t). Der energetische Endverbrauch wuchs von 2000 bis 2019 um rund 22 Prozent (EU-28 -0,4% bis 2018).

Für den Verkehr zeigen sich vorwiegend negative Entwicklungen: Der Energieverbrauch des Verkehrs erhöhte sich 2019 um rund 2 Prozent und die Treibhausgasemissionen des Verkehrs stiegen im selben Zeitraum um 1,3 Prozent (vorläufiger Wert). Im internationalen Vergleich ist die Zunahme des verkehrsbedingten Energieverbrauchs in Österreich mit 36,8 Prozent im Zeitraum 2000 bis 2018 (letztverfügbares Jahr der internationalen Daten) sehr hoch (EU-28-Durchschnitt: 7,7%).

Lichtblicke gab es im Umweltbereich 2019 beim Anteil der Bio-Flächen an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (ohne Almen), der sich seit 2000 (11,5%) mehr als verdoppelt hat und im Jahr 2019 bei 24,7% lag (EU-Durchschnitt 2018: 7,5%). Zudem sanken die Emissionen von Feinstaub (PM2,5).

Fazit: Einige Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus dürften sich positiv auf die Umwelt auswirken: So verringert sich etwa der Ausstoß von Schadstoffen, u. a. aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens während der Lockdowns. Für Österreich schätzte das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Mai 2020, dass die Maßnahmen zur Begrenzung der Ausbreitung von COVID-19 zu einer Abnahme der Treibhausgasemissionen von 7,1 Prozent für das Jahr 2020 führen könnten. Zudem zeigen erste Ergebnisse aus der Güterverkehrsstatistik, dass das Transportaufkommen österreichischer Unternehmen im Straßengüterverkehr im 2. Quartal 2020 um 14,6 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals lag, was mit reduziertem Energieverbrauch und Emissionen einhergeht.

11-Jahres-Vergleich bei Armut und Gesundheit

Die allgemeine Lebenszufriedenheit lag 2019 in Österreich auf hohem Niveau: Auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) erreichte die durchschnittliche Lebenszufriedenheit 2019 den Wert 8,0 (EU-28 für 2018: 7,3). Nur 8,7 Prozent der befragten Personen bewerteten ihre Lebenszufriedenheit als gering (5 oder weniger), wobei dieser Anteil im Vergleich zum Vorjahr (9,8%) weiter gesunken ist. 40,0 Prozent gaben eine hohe Lebenszufriedenheit an (2018: 39,7%).

Der Anteil der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Bevölkerung, der sich in verschiedenem Maße aus relativer und absoluter Armut sowie geringer Erwerbsbeteiligung zusammensetzt, reduzierte sich von 20,6 im Jahr 2008 auf 16,9 Prozent im Jahr 2019. Österreich liegt damit im EU-Ländervergleich im besten Drittel und deutlich unter dem EU-28-Durchschnitt von 21,4 Prozent. Bei der absoluten Armut – der erheblichen materiellen Deprivation – sank der Anteil der Bevölkerung, der sich regelmäßige oder größere Anschaffungen nicht leisten kann, von 2008 bis 2019 um mehr als die Hälfte, nämlich von 5,9 auf 2,6 Prozent. 71,3 Prozent der Bevölkerung gaben darüber hinaus einen guten oder sehr guten Gesundheitszustand an, hier zeigt sich wenig Veränderung über die Jahre. Der EU-28-Durchschnittswert lag 2019 mit 69,3 Prozent etwas niedriger.

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