Rückgänge von bis zu 90%
WIFO spricht von "Totalausfall" des Tourismus

Mit blauem Auge aus der Pandemie: Die Stadt Melk verzeichnet zwar Einbußen beim Tourismus, ganz unzufrieden ist man nicht. | Foto: Stadt Melk/Gleiss
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Die Ergebnisse der Tourismusanalyse des WIFO für die ersten vier Monate des Winters 2020/21 (November 2020 bis Februar 2021) zeigen einen Totalausfall. Für die gesamte Wintersaison werden Einbußen von über 90 Prozent erwartet. Der Ausblick für das weitere Jahr 2021 bleibt mit –49 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 düster.

ÖSTERREICH. Wurde der mit Anfang November 2020 verhängte Lockdown in der zweiten Februarwoche 2021 für den Handel sowie die Schulen aufgehoben, blieben Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe weitgehend geschlossen. Die Inanspruchnahme von Unterkünften ist ausschließlich Geschäftsreisenden und Kurgästen vorbehalten, so eine aktuelle Analyse des Wirtschaftsforschungsinsituts (WIFO).

In absoluten Größen wurden in heimischen Beherbergungsbetrieben von November 2020 bis Februar 2021 nur rund 0,7 Millionen Ankünfte und etwa 3,5 Millionen Übernachtungen gezählt, die Umsätze im Gesamtreiseverkehr (einschließlich Tagesreisen und Aufwendungen im Zuge von Verwandten- und Bekanntenbesuchen) beliefen sich ersten Schätzungen des WIFO zufolge auf nominell 0,76 Milliarden Euro (ohne Berücksichtigungen von Zahlungen der öffentlichen Hand im Rahmen der COVID-19-Hilfsmaßnahmen). Der Nachfrageeinbruch betrug im gesamten Analysezeitraum bei Ankünften unverändert 95,1Prozent, bei Übernachtungen 93,4 Prozent und bei den Einnahmen 93,3 Prozent (nominell).

Auch Tagestourismus bricht massiv ein

In Bezug auf die Tourismuseinnahmen fehlten im bisherigen Verlauf des Winters 2020/21 nicht nur die Aufwendungen der Übernachtungsgäste, sondern auch der Tagestourismus brach infolge der Lockdowns und der Absage von Veranstaltungen massiv ein. Insgesamt kam die Nachfrage von November 2020 bis Februar 2021 in Wien (–94,4%) und Westösterreich (Salzburg, Tirol, Vorarlberg; Durchschnitt –97,4%) so gut wie vollständig zum Erliegen (Nächtigungen wie nominelle Umsätze gleichermaßen), während in Niederösterreich zumindest rund 37 Prozent des mengenmäßigen und monetären Niveaus von 2019/20 erreicht wurde.

Niederösterreich und Burgenland stehen besser da

Obwohl in den Unterkünften ein Betretungsverbot für Urlaubszwecke besteht, wurden in Niederösterreich durch den nach wie vor aufrechten Betrieb in Kuranstalten, der Beherbergung von Arbeitskräften (vor allem im Baugewerbe) sowie Sportveranstaltungen nennenswerte Umsätze erzielt. Auch in Oberösterreich und dem Burgenland konnte in der Analyseperiode trotz Lockdown zumindest rund ein Viertel bzw. gut ein Fünftel des bereits stark reduzierten Nächtigungs- bzw. Umsatzniveaus des Vorjahres erzielt werden.

Der Februar stellt in einem normalen Winter mit etwa einem Viertel der Saisonnächtigungen den wichtigsten Wintermonat dar. In der bereits von COVID-19 betroffenen Saison 2019/20 erhöhte sich sein Gewicht durch den Lockdown-bedingten Nachfrageausfall im März und April 2020 auf rund ein Drittel. Die laufende Saison war bisher so gut wie durchgehend von geschlossenen Beherbergungsbetrieben geprägt, mit einer Wiedereröffnung ist zum derzeitigen Wissensstand nicht vor Mitte Mai zu rechnen. Urlaubende Übernachtungsgäste dürften daher im Winter 2020/21 die Ausnahme darstellen, vielmehr beschränkt sich die insgesamt sehr geringe Nachfrage auf Geschäftsreisende und Kurgäste. Mit nur rund 184.900 Ankünften und 912.800 Übernachtungen lag das Ergebnis im Februar 2021 um 96 Prozent bzw. 95,5 Prozent unter dem jeweils (unbereinigten) Vergleichswert 2020. Der Februar dürfte in der diesjährigen Saison nur etwa 17 Prozent der Winternächtigungen 2020/21 ausmachen. Für den gesamten Zeitraum von November 2020 bis April 2021 wird lediglich mit rund 4,9 Mio. Nächtigungen gerechnet, was weniger als einem Zehntel des Volumens der Saison 2019/20 entspricht.

Die wintersportorientierten Bundesländer Westösterreichs sowie die Städtedestination Wien dürften damit im Vorjahresvergleich so gut wie die gesamte Saisonnachfrage verloren haben (Nächtigungen: Durchschnitt –97 Prozent bzw. –91,5 Prozent), während die Beherbergung von Kurgästen und Arbeitskräften in Niederösterreich zumindest rund das halbe Nächtigungsvolumen des Winters 2019/20 erbracht haben dürfte.

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Ausblick Kalenderjahr 2021

Unter der Annahme, dass die Aufhebung des touristischen Betretungsverbotes für Beherbergungsbetriebe in der zweiten Maihälfte erfolgt und die Reisewarnung der wichtigsten Auslandsmärkte Mitte Juni aufgehoben werden, erwartet das WIFO für das Kalenderjahr 2021 Nächtigungseinbußen im Vergleich zum Jahr 2020 von rund 20 Prozent. Gegenüber dem bisherigen Höchstwert im Jahr 2019, dem letzten Jahr ohne Beeinträchtigung durch die COVID-19-Pandemie, bedeutet dies einen Rückgang von 49 Prozent. Die Erholung ab dem Frühsommer sollte wie schon letztes Jahr auch 2021 zunächst vom Binnentourismus ausgehen.

Positiver sind die Erwartungen für den Tourismus in ländlichen Regionen, der sich schon im vergangenen Sommer günstig entwickelt hat. Dennoch werden der Ausfall der Wintersaison 2020/21 und das verzögerte Anlaufen der Sommersaison 2021 zu empfindlichen Verlusten für das gesamte Jahr 2021 führen: Salzburg, Tirol und Vorarlberg dürften im Durchschnitt nicht einmal das halbe Jahresvolumen 2019 erreichen (–55%), während die Lücke in den übrigen Regionen jeweils rund ein Drittel betragen könnte; letzteren kommt hier die deutlich stärkere Gewichtung des Binnentourismus zugute.

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Mit blauem Auge aus der Pandemie: Die Stadt Melk verzeichnet zwar Einbußen beim Tourismus, ganz unzufrieden ist man nicht. | Foto: Stadt Melk/Gleiss
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