Preissteigerung von 4,4 Prozent
Wirtesprecher verteidigt Preiserhöhungen in der Gastronomie
In Österreich sind die Preise in der Gastronomie seit der Wiedereröffnung deutlich stärker gestiegen, als in anderen Ländern. Branchenobmann Mario Pulker verteidigt die Preissteigerungen.
ÖSTERREICH. Der Restaurantbesuch kommt hierzulande im Vergleich zu unseren deutschen Nachbarn teuer: Während die Preise in der Gastronomie im Jahresvergleich in Deutschland nur um 1,5 Prozent gestiegen sind, lässt sich in Österreich laut Eurostat eine Preissteigerung von 4,4 Prozent feststellen. Die Arbeiterkammer (AK) will sich die Daten genauer ansehen und wirft der Gastronomie vor sich zu bereichern. "Viele nutzen die Wiedereröffnung der Lokale schamlos aus, um finanziell etwas rauszuschinden", erklärt Reinhold Russinger, AK-Experte in der Abteilung Wirtschaftswissenschaften, im Interview mit dem "Standard".
Pulker: "stimmt so nicht"
"Das stimmt einfach so nicht", reagiert der zuständige Spartenobmann der Wirtschaftskammer (WKÖ), Mario Pulker am Mittwoch in der „ZiB 2“ auf die Vorwürfe. Auf die Frage von „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf , woher diese deutliche Steigerung bei den Preisen kommt, nennt Pulker mehrere Gründe. Österreich sei ein Hochsteuerland, wenn die KV-Löhne um 2,3 Prozent steigen, müsse man das Geld auch wieder hereinholen. Pulker verneinte, dass die Betriebe „Unmengen an Förderungen“ erhalten hätten, diese seien gerechtfertigt gewesen. Zudem habe keiner in der vergangenen Wintersaison in der Hotellerie „irgendwo Geld verdient“, betonte Pulker.
In Deutschlang gebe es im Vergleich keine Kollektivvetragslöhne und kein 13. und 14. Gehalt, so der Wirtesprecher weiter. Es sei zwar richtig, dass kein anderes Land so hohe Förderungen für die Wirtschaft ausgeschüttet habe, bei der Preisstruktur sei Österreich im europäischen Vergleich „ganz weit hinten, wir sind die Branche mit den niedrigsten Deckungsbeiträgen und die Branche, die am wenigsten Rücklagen hat“. Nirgendwo in Europa könne man zu diesen Preisen derart hohe Qualität genießen, sagte Pulker.
Dass den heimischen Gastronomen seit der Einführung der Registrierkassen das Schwarzgeld fehle und Betriebe nun versuchen würden, sich über hohe Preissteigerungen zu helfen, wies Pulker zurück. Die Mehrheit der Betriebe hätten schon vor der Einführung Registrierkassen gehabt, viele kleine und mittlere nicht.
"Stirbt der Wirt, stirbt das Dorf“
Pulker appellierte, dass die Mehrwertsteuersenkung auch für das nächste Jahr gelten solle. "Viele Gemeinden leben von ihrem Wirtshaus. Wenn es das Wirtshaus dann nicht mehr gibt, dann stirbt auch das Dorf – stirbt der Wirt, stirbt das Dorf.“ Wird die Senkung nicht beibehalten, werde man sehen müssen, wie es sich je nach Betrieb ausgehen wird, wie man kostendeckend arbeiten könne.
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