Gastronomie
(Aus-)gedämpfte Stimmung in Deutschlandsberger Lokalen

Corona und die aktuellen Zutrittsregeln treffen die Gastronomie härter als das vor zwei Jahren eingeführte Rauchverbot – dieses Thema ist schon längst verdrängt. | Foto: Michl
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Seit zwei Jahren ist Österreichs Gastronomie komplett rauchfrei. Aufregen tut das niemanden mehr – Corona und die 2G-Zutrittsregeln sind das bestimmende Thema. Ein Lokalaugenschein in Deutschlandsberg.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Vor zwei Jahren machten die Woche und MeinBezirk.at bereits einen ausführlichen Lokalaugenschein in Deutschlandsberger Gastronomiebetrieben, als das komplette Rauchverbot eingeführt wurde. Nun wollten wir wissen, wie Wirte und Gäste zwei Jahre später damit zurecht kommen – bis Corona (erneut) dazwischen grätschte. "Bei uns war schon immer Rauchverbot. Eher kämpfen wir noch sehr mit Covid-19 und allem, was sich durch dieses Virus verändert hat", sagt Elisabeth Resch von Café-Konditorei Mosaik in Deutschlandsberg.

Findest du die 2G-Regel bzw. einen Lockdown für Ungeimpfte fair?

2G oder Lockdown?

Seit letzter Woche gilt 2G, in Lokale kommt man nur mehr geimpft oder genesen. Mit dem Lockdown für Ungeimpfte wird die Situation nicht anders. Für die Gastrobetriebe, die schon viele Monate zusperren mussten, ein herber Schlag. "Ich finde es schlimm, dass immer Gastronomie und körpernahe Dienstleister büßen müssen. Es macht mich grantig, dass wir immer die Krot schlucken müssen", hat Josef-Mario Zmugg vom Wies à Vis kein Verständnis für die 2G-Regel. Aber immer noch besser als ein kompletter Lockdown, wie vor einem Jahr? "Insgesamt gesehen wäre uns lieber, für ein paar Wochen ganz zuzusperren als mit dem Kasperltheater zwischen 2G, 3G, Sperrstunden usw. herumzueiern", sagt Zmugg. Seine Cocktailbar in Wies hatte in der ersten Woche mit 2G etwa 60 bis 70 Prozent weniger Umsatz als in einer normalen Woche.

Weniger Umsatz

Auch Stephan Fellner vom Buschenschank Fellner in Frauental hätte einen harten Lockdown für 14 Tage vorgezogen: "Für die Gastronomie wäre das besser gewsesen, um die Weihnachtsfeiern zu sichern." Durch die Absagen einiger Feiern ging sein Umsatz bereits um die Hälfte zurück.
Cafébetreiberin Resch meint, dass die 2G-Maßnahme bei den steigenden Corona-Zahlen wahrscheinlich schon zu spät komme. "Für uns natürlich schlimm, zumal der Umsatz weiter zurückgegangen ist. Wir können es uns derzeit nicht leisten, von Montag bis Samstag am Nachmittag zu öffnen – die Personalkosten wären am Umsatz gemessen viel zu hoch", erklärt Resch. In der ersten Woche mit 2G hatte ihr Café nur geimpfte Gäste, auch die gesamte Belegschaft (inkl. der Menschen mit Handicap, die im Betrieb geschult werden) ist durchgehend geimpft. Die Gästeregistrierung sei dennoch ein Problem. "Manche wollen sich nicht eintragen", so Resch. "Sie sagen, dass sie sowieso geimpft sind und sich eine Quarantäne nicht mehr leisten können."

Mehr dazu: So war's im ersten Lockdown im Frühjahr 2020.

Kontrollen gab es im Mosaik noch keine, im Wies à Vis schon. "Was ich überhaupt nicht verstehe, sind Kontrollen in Zivil, wo versucht wird, den Betreiber zu täuschen", sagt Zmugg. "Sie sollten besser die Energie und Kreativität in andere Aktionen stecken, wo es wirklich nötig ist."

Miteinander statt Ausgrenzen

Die Stimmung ist also da wie dort nicht gerade positiv. Vereinzelt setzen Lokale auch ein Zeichen: Der "Gatsby" hat sein G'wölb in der Deutschlandsberger Schmiedgasse als Folge der 2G-Regel erstmal zugesperrt. "Da ich für ein gemeinsames Miteinander bin und niemanden ausgrenzen möchte, ist vorübergehend geschlossen", steht seit einer Woche auf einem Schild vor dem Lokal. "Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen!"

Geschlossen: Das Gwölb in Deutschlandsberg ist vorerst zu. | Foto: Michl
  • Geschlossen: Das Gwölb in Deutschlandsberg ist vorerst zu.
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Rauchverbot ist akzeptiert

Man kann es kaum verleugnen: Corona wird uns und die Wirte noch länger beschäftigen. Das Rauchverbot ist kaum noch ein Thema. "Die Gäste sind es mittlerweile gewohnt, dass das Rauchen nur im Außenbereich erlaubt ist und akzeptieren es auch", sagt Stephan Fellner. Sein Buschenschank in Frauental war von Beginn an rauchfrei, der Buschenschank Hiden Höllerhansl in St. Stefan/St. war einst überhaupt der erste komplett rauchfreie Buschenschank der Steiermark. Selbst in der Nachtgastronomie gab es kaum Probleme. "Die Kunden haben das Rauchverbot relativ gelassen zur Kenntnis genommen", erzählt Horst Pertl vom Almrausch Lannach. "Es ist derzeit kein Thema, weil für Raucher entsprechende Raucherbereiche im Freien errichtet wurden." Der Tabakumsatz im Almrausch ging seit dem Rauchverbot um 62 Prozent, beim Gesamtumsatz merkte die Disco einen Rückgang von fünf Prozent. "Weil Raucher grundsätzlich mehr konsumieren als Nichtraucher", meint Pertl.

Fehlt dir das Rauchen in Lokalen?

Auch im Wies à Vis, seit der Eröffnung am neuen Standort vor drei Jahren ein Nichtraucherlokal, kommt das mittlerweile gut an. "Laut einigen Aussagen ist es schon besser, wenn die Augen nicht brennen, das Gewand nicht stinkt und dass einige dadurch weniger rauchen", erzählt Josef-Mario Zmugg. "Es gibt noch immer Gäste, die meinen: 'Jetzt könnten wir aber mal einen Aschenbecher auf den Tisch stellen'. Aber da lache ich nur und das wars dann." Anders schaut's natürlich in Outdoor-Locations wie dem Café Sonnenplatz'l in Preding aus. "Bei uns ist das Rauchen erlaubt und wird gerne genützt", sagt Karin Govedic.

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