Die Natur in der Flasche boomt
In Leutschach fand die 4. Bioweinkost statt. Was verbirgt sich dahinter? Otto Knaus hat Antworten.
WOCHE: Der Trend zu Bio ist stark spürbar. Gilt das auch für den Biowein?
Otto Knaus: Steigende Nachfragen zeigen, dass Biowein stark im Kommen ist. Der meiste Wein, der verkauft wird, geht an den Letztverbraucher, also Kunden, die Wein ab Hof abholen. Auch Gasthäuser, Hotels und Restaurants wollen immer öfter Biowein auf ihre Karte setzen. Und die Bioweinbaubetriebe werden ebenfalls mehr.
WOCHE: Wie macht sich das Interesse in der Anbaufläche bemerkbar?
Otto Knaus: 2002 gab es 20 bis 23 Hektar. In zehn Jahren hat sich das verzehnfacht! Heute umfasst der Bioweinbau ca. 230 Hektar, das sind sechs Prozent der steirischen Weinbauflächen.
WOCHE: Wieviel Wein ergibt sich aus dieser Anbaufläche?
Otto Knaus: Im Jahr sind das über eine Million Flaschen, die produziert und verkauft werden.
WOCHE: Stichwort Ernte: Wie steigen klassischer und Bioweinbau im Vergleich aus?
Otto Knaus: Man kann sagen, dass der Ertrag im Bioweinbau ein Viertel einer vergleichbaren Fläche eines komerziellen Betriebs ist.
WOCHE: Und was unterscheidet den Biowein vom „regulären“?
Otto Knaus: Gemäß strenger EU-Richtlinien verzichtet man in Bioweinbau auf Handelsdünger, es kommt nur organischer Dünger zum Einsatz. Außer Kupfer und Schwefel, die chemisch nicht verändert werden, werden nur natürliche Elemente eingesetzt. Man versucht so wenig wie möglich am Wein zu ändern.
WOCHE: Wie schmeckt der Unterschied?
Otto Knaus: Der Wein ist rückstandsfrei, das schmeckt man nicht, ist aber Realtität. Biowein ist intensiver im Geschmack, es gibt mehrere Geschmacksnuancen und er ist experimenteller.
WOCHE: Dass Kupfer zum Einsatz kommt ist ein offener Kritikpunkt. Immerhin handelt es sich um ein Schwermetall, das im Boden zurück bleibt.
Otto Knaus: Kupfer wird seit 100 oder 120 Jahren verwendet. Anfangs war das Problem, dass man sich mit der Dosierung nicht ausgekannt hat. Heute ist die Verwendung von Kupfer EU-weit auf sechs Kilo im Jahr begrenzt, unser Verband hat drei Kilo festgesetzt. In meinem eigenen Betrieb komme ich im Jahr sogar leicht mit eineinhalb bis zwei Kilo aus.
WOCHE: Dennoch wird mit Kupfer nicht ewig gearbeiten werden dürfen – die Alternative?
Otto Knaus: Die Alternative sind pilzresisdente Sorten, die wenig bis gar nicht zu spritzen sind. Isabella Trauben zum Beispiel. Es werden auch neue Sorten kommen, man forscht bereits.
WOCHE: Das bedeutet, dass andere von der Bildfläche verschwinden. Welche Sorte hat Ihrer Meinung nach ein Ablaufdatum?
Otto Knaus: Ich denke der Sämling 88 oder Müller Thurgau könnten betroffen sein.
WOCHE: Biowein, sagt man, ist vegan. Ist das nicht jeder Wein?
Otto Knaus: Die Gerbsäure, die im Wein vorhanden ist, mag man beim Rotwein, aber beim Weißwein ist es gängig, sie aus dem Wein herauszuholen. Das passiert mit Fisch- oder anderen Eiweißprodukten wodurch tierische Rückstände im Wein bleiben können. Der Biowein ist deswegen vegan, weil die Gerbsäure Bestandteil des Weins ist und nicht eliminiert wird.
ZUR PERSON:
• Otto Knaus hat 20 Jahre lang kommerziellen Weinbau betrieben. Heute ist er Bioweinbauer mit 4 Hektar Weinbaufläche in Sulztal. Knaus ist Gründungsmitglied der Marke „Biowein-Steiermark“ und Mitglied bei Bio Ernte Steiermark.
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