Zusammenhalt stärkt in der Corona-Krise
In der Sonnenwald-Küche duftet es nach Weihnachtsbäckerei

Claudia, Carrie und Andrea (v. l.) im Bewegungsraum: Körperliche Ertüchtigung hält fit und gesund und macht vor allem auch richtig Spaß. Der multifunktionale Bewegungsraum eignet sich auch für Yoga, Shiatsu, Ballsport, Boxen und Tanz. | Foto: Josef Fürbass
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  • Claudia, Carrie und Andrea (v. l.) im Bewegungsraum: Körperliche Ertüchtigung hält fit und gesund und macht vor allem auch richtig Spaß. Der multifunktionale Bewegungsraum eignet sich auch für Yoga, Shiatsu, Ballsport, Boxen und Tanz.
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(jf). Weiße Flocken fallen. In der Küche werden Kekse gebacken, im Bewegungsraum gehen Claudia, Carrie und Andrea ihrer sportlichen Betätigung nach, in den Werkstätten wird gearbeitet wie eh und je. Und doch ist seit Corona einiges anders in der Betreuungseinrichtung Sonnenwald in Eibiswald. Wir haben mit Geschäftsführer Gottfried Schuiki darüber gesprochen.

„Die Gesundheit und das Wohlbefinden stehen für uns im Mittelpunkt unseres täglichen Handelns.“
Gottfried Schuiki, Geschäftsführer der Betreuungseinrichtung Sonnenwald

Ein Virus hat große Veränderungen in unserem gesellschaftlichen Leben bewirkt. Wie geht man in der Betreuungseinrichtung Sonnenwald in Haselbach bei Eibiswald mit dieser Situation um?

GOTTFRIED SCHUIKI: Die Corona-Pandemie hat uns vor noch nie dagewesene Herausforderungen gestellt. Im Vordergrund all unserer Maßnahmen stand und steht immer die sichere Begleitung unserer BewohnerInnen bzw. KlientInnen und MitarbeiterInnen durch die Krise. Stets unser Bestes zu geben, um Infektionsgefahren durch unterschiedlichste Maßnahmen soweit als möglich zu minimieren und dennoch eine professionelle bedürfnisorientierte Begleitung zu gewährleisten, ist somit unser oberstes Ziel.

In welchen Bereichen sind die Auswirkungen der Covid-19-Bestimmungen besonders spürbar?

Einige BewohnerInnen, vor allem die mit mittlerer bis schwerer geistiger Behinderung, können oft nicht verstehen, warum sich ihr Tagesablauf nun so vollkommen geändert hat und sie viele Ausflüge und Aktivitäten oder auch geplante Urlaube nicht machen können. Weniger Kontakt zu Angehörigen, Bekannten oder zur Bevölkerung in der Region ist für viele belastend. Oft können unsere BewohnerInnen nicht abschätzen, was es heißt, dass die momentane Situation noch einige Wochen oder Monate andauern wird, da ihnen häufig das Zeitgefühl fehlt. Ihnen fehlen zudem körperliche Kontakte durch zum Beispiel Umarmungen. Es braucht viele sich wiederholende Gespräche und positiven Zuspruch.

Wie versucht man, doch ein gewisses Maß an Normalität in die Tagesstruktur der Bewohnerinnen und Bewohner zu bringen?

Wir bemühen uns, BewohnerInnen in ihrer neuen Tagesstruktur und anders zusammengesetzten Teams durch gemeinsames Planen, Tun und Festlegen von Rahmenbedingungen im Rahmen der Normalisierung zu begleiten. Tägliche Spaziergänge sowie gemeinsame Aktivitäten in gleichbleibenden kleinen Gruppen sind zur Aufrechterhaltung psychischer Gesundheit enorm wichtig.

Sonnenwald ist bekannt für die Kreativität seiner Bewohnerinnen und Bewohner, die entsprechend gefördert wird. Wir haben gehört, dass man jetzt auch Mund-Nasen-Schutz herstellt.

Derzeit ist die Produktion der Mundnasenmasken eingestellt. Sie waren in Apotheken wie auch bei Ärzten erhältlich.

Was wird aktuell sonst noch produziert? Gibt es auch Aufträge von Firmen? Wenn ja, merkt man, dass seit Corona Aufträge ausbleiben?

Die Backgruppe von Sonnenwald ist gerade mit vielen Arbeitsaufträgen beschäftigt. Das gesamte Jahr über werden Torten, Backwaren und andere süße Köstlichkeiten für jegliche Veranstaltungen wie Geburtstage, Hochzeiten, Taufen etc. in Auftrag gegeben. Auch durften unsere KlientInnen sich heuer beim Weinfest in Voitsberg präsentieren und bekamen direkt super Rückmeldungen für ihre Meisterwerke und schon die Einladung für kommendes Jahr wieder dabei zu sein.
Zudem werden Arbeiten in der Wäscheversorgung (Bügeln, Nähen) oder auch Reinigungsarbeiten nach Anfrage von unseren KlientInnen geleistet. Auch der Kindergarten wird von unserer Küche versorgt. Sonnenwald versucht stets, Wünschen sowie Anfragen ob Holz, Ton oder Textilarbeiten und auch anderen der Bevölkerung kreativ zu begegnen.

Aufgrund der Corona-Pandemie können ja die Advent- und Weihnachtsmärkte heuer nicht in der gewohnten Form stattfinden. Sonnenwald hat ja auch immer selbst einen veranstaltet. Da ist es naheliegend, dass durch sein Fehlen auch viele soziale Kontakte abgehen werden.

Auf Begegnungen, Austausch sowie vieles andere mussten und müssen wir verzichten. Dennoch hat uns diese Krise gelernt, wie wichtig Zusammenhalt ist. Gegenseitige Rücksichtnahme sowie gemeinsames Tun wurde in der schwierigen Zeit immer wichtiger.

Dekorationen bei verschiedenen Veranstaltungen haben in den letzten Jahren die Handschrift von Sonnenwald getragen. Spontan fällt dazu die letzte Faschingssitzung 2019 im Festsaal Eibiswald ein. Gibt es noch andere Beispiele?

Sonnenwald durfte bereits unterschiedlichste Veranstaltungen dekorieren. Im vergangenen Jahr war ein besonderes Highlight das Gestalten eines eigenen Festumzugwagens beim Eibiswalder Weinlesefest. Heuer blieben Dekorationsaufträge leider aus.

Auch der Sport spielt in Sonnenwald eine wichtige Rolle. Das hat einmal mehr die erfolgreiche Teilnahme an den Special Olympics Nationalen Sommerspielen 2018 unter Beweis gestellt. Welche Sportarten werden zurzeit aktiv ausgeübt?

Beispielsweise werden derzeit Parcours im Garten aufgebaut um gemeinsam sportlich aktiv zu sein. Rad fahren, Tischtennis und Walken sind nach wie vor regelmäßige Aktivitäten.

Abstand halten, keine Hände schütteln, keine Umarmungen, Mund-Nasen-Schutz tragen – wie finden sich die Bewohnerinnen und Bewohner mit diesem neuen Alltag zu Recht?

Grundsätzlich lässt sich körperliche Nähe zwischen Betreuungskräften und BewohnerInnen – beispielsweise im Rahmen der täglichen Pflege und Betreuung – kaum vermeiden. Zudem besteht häufig bei Menschen mit geistiger Behinderung ein vermehrtes Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Gerade in Zeiten der Anspannung helfen körperliche Kontakte wie streicheln oder in den Arm nehmen oft Konflikte zu vermeiden oder sich zu entspannen.
Auch ist es oft schwierig für BewohnerInnen die Hygienemaßnahmen einzuhalten und so eine mögliche Virus-Übertragung zu verhindern, vor allem bei starken Einschränkungen. Wir haben das täglich mehrmalige Händewaschen zum Ritual eingeführt und BewohnerInnen im Umgang mit den Masken geschult. Zudem wirkte es hilfreich, dass jeder seine Maske in der Lieblingsfarbe oder mit dem Lieblingsmotiv trägt.

Wie viele Menschen mit Behinderung erfahren zurzeit in den Bereichen Arbeit, Tagesbegleitung und Wohnen eine ganzheitliche Unterstützung und individuelle Weiterentwicklung?

Wir dürfen derzeit 64 KlientInnen im Tagesbereich in unterschiedlichen Bereichen beschäftigen und gemäß ihren individuellen Fähigkeiten und Neigungen fördern. 12 BewohnerInnen werden von uns in ihrer täglichen Lebensführung in unserer Außenstelle SOWI in Wies begleitet und 36 am Standort SOWA, in Haselbach.

Was darf in der Adventzeit in Sonnenwald auf gar keinen Fall fehlen?

Das Feiern im Jahreskreis darf aufgrund Covid-19 auf keinen Fall ausfallen. Wir sind im Moment fleißig am Kekse backen, Lieder singen und versuchen adventliche Stimmung zusammen zu schaffen. Ob Nikolausfeiern, Weihnachtfeiern oder Punschtrinken unter freiem Himmel. Alles findet statt – nur eben etwas anders. Und bekanntlich sind ja die kleinen Feiern die lustigsten.

Übrigens: Wie Daniela Schuiki mitteilt, wird die Produktion von Nasen-Mundschutz-Masken bei Nachfrage wieder hochgefahren. Bestellungen können unter www.sonnenwald.at oder telefonisch unter 03466/42540 getätigt werden.

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