Geschlossene Gastronomie
So trotzen unsere Weinbauern der Corona-Krise

Hannes und Luise Jöbstl mit Sohn Johannes: "Auf unsere Stammkundschaft ist Verlass." | Foto: Josef Fürbass
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  • Hannes und Luise Jöbstl mit Sohn Johannes: "Auf unsere Stammkundschaft ist Verlass."
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Der Frühling hat Einzug gehalten, in den Weingärten nimmt mit dem Rebschnitt das neue Arbeitsjahr wie gewohnt seinen Lauf. Im Gegensatz zu früheren Zeiten sind viele Keller übervoll. An der Qualität der Weine liegt es nicht. Die Ursachen dafür liegen woanders. Seit Monaten hat die Gastronomie geschlossen, beinahe das ganze Jahr über durften 2020 keine großen Veranstaltungen abgehalten werden. Nicht die Reblaus, sondern das Corona-Virus bringt unsere Winzer zunehmend in Bedrängnis.

Die Pandemie hat in zahlreichen Bereichen des täglichen Lebens für gravierende Einschnitte gesorgt. Wie gehen unsere Weinbäuerinnen und Weinbauern mit dieser Situation um? Der neue Jahrgang ist da und stellt das leidige Thema Corona zumindest vordergründig in den Schatten...

Große Sympathie für den neuen Jahrgang

Stefan und Andrea Pauritsch aus Wernersdorf sind hoch zufrieden. „Für uns war es ein sehr spezielles Jahr, da wir mit der Umsetzung von unserem Lebensprojekt 2020 begonnen haben und auch bereits den ersten Jahrgang im neuen Keller vinifizieren durften. Dieser präsentiert sich jugendlich frisch und herrlich fruchtig. Man spürt den warmen Sommer und die kühlen Herbsttage bei der Lese förmlich im Glas.“
Ins Schwärmen gerät auch Katrin Strohmaier aus Pölfing-Brunn mit, wenn sie erzählt, „dass nach einer großartigen Ernte im letzten Herbst die neuen Weine bei uns bereits gefüllt sind. Der 2020er-Jahrgang ist sehr fruchtig und komplex. Wir hatten voriges Jahr eine Jungfernlese, deshalb gibt es heuer einen dritten Sauvignon Blanc und – ganz neu – einen Riesling.“
Am Schilcherberg in Wernersdorf sprühen Luise und Hannes Jöbstl vor Begeisterung: „Durch den schönen Herbst und die entsprechende Pflege im Weingarten wurden sehr gesunde und durch die wieder etwas spätere Ernte sehr aromatische Trauben geerntet. Die Weine spiegeln dies wider, sie sind fruchtig und vollmundig.“

Das Corona-Virus hat für Sperrstunde gesorgt...

Die Qualität ist also hervorragend, doch wie sieht es mit dem Absatz aus? Corona hat uns nun schon mehr als ein Jahr fest im Griff. Die Gastronomie hat noch immer zu, kleine und große Veranstaltungen fielen dem Virus zum Opfer.
„Da die Gastronomie einen großen Partner für uns darstellt, ist der Absatz in dieser Sparte komplett eingebrochen“, bedauert Juniorchefin Katrin vom Weingut Strohmaier. „Leider gab es seit dem Vorjahr auch nur eine Veranstaltung für uns. Trotzdem haben wir sehr viele treue Privatkunden, die uns laufend unterstützen und unsere Weine zu Hause genießen.“

Das Weingut Strohmaier ist nicht nur mit seinen Weinen höchst erfolgreich unterwegs, Juniorschefin Katrin spielt auch mit ihrem Schilcherwermut „Miss Rósy“ in der 1. Liga. | Foto: Josef Fürbass
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Auf Stammklientel kann auch das Weingut Jöbstl zählen. „Wir sind breit aufgestellt. Uns ist bewusst, dass wir sehr dankbar für unsere privaten Kundinnen und Kunden sein können. Durch sie mussten wir keine Corona-Hilfspakete nutzen.“
Das Weingut Pauritsch hat seinen Schwerpunkt schon seit langem auf Ab Hof gesetzt, was von Stammkunden und Weinfreunden gerne in Anspruch genommen wird. „Wir sind mit dem Verkauf im Weinjahr 2020 verhältnismäßig sehr zufrieden“, zieht Stefan Pauritsch Bilanz. „Natürlich haben diverse Auszeichnungen wie Bezirksweingut des Jahres, Steirischer Landessieger, Salonwinzer usw. dazu beigetragen, dass auch viele neue Weinfreunde unseren Betrieb besucht haben. Ein großer Dank gilt allen treuen Weinfreunden, die sich schon seit geraumer Zeit ein gutes Flascherl Pauritsch-Wein bei uns Ab Hof holen und zu Hause genießen!“
Die Weinbauern sind sehr einfallsreich und setzen innovative Ideen um, die helfen sollen, die „Durststrecke“ zu überwinden.

Luise Jöbstl: „Unsere Kundinnen und Kunden wissen qualitativ hochwertige und gesunde Produkte zu schätzen.“ Das Weingut Jöbstl hat es auch schon auf die Titelseite internationaler Medien geschafft. | Foto: Josef Fürbass
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„Wir haben vermehrt auf den Online-Verkauf gesetzt und versucht, unsere Philosophie sowie Produktvielfalt digital zu transportieren, um auch neuen Kundinnen und Kunden Einblick in die Schilcherei® und unser Tun zu geben“, verrät Luise Jöbstl.
Auch am Weingut Strohmaier ist für Durchblick gesorgt. „Bereits seit einem Jahr lassen wir unsere Kunden laufend per Videoaufnahmen am Betriebsgeschehen teilhaben“, berichtet die Juniorchefin. „Sei es die Lese im vergangenen Herbst oder die Arbeit im Weingarten wie zum Beispiel der Rebschnitt. Weiters haben wir neue Weine und Produkte kreiert, um unseren Kunden Neuheiten zu bieten – das wird sehr gerne angenommen. Unser neues Weinetikett soll auch wieder anregen, einen Strohmaier-Wein am Tisch stehen zu haben.“

Andrea und Stefan Pauritsch: „Mit neuen Technologien im Keller und viel Handarbeit vor allem in den Weingärten und bei der Lese konnte ein toller Jahrgang in die Flaschen gebracht werden." | Foto: Josef Fürbass
  • Andrea und Stefan Pauritsch: „Mit neuen Technologien im Keller und viel Handarbeit vor allem in den Weingärten und bei der Lese konnte ein toller Jahrgang in die Flaschen gebracht werden."
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Auch Stefan und Andrea Pauritsch haben mit einer Reihe von Online-Aktivitäten (Osterpaket, Grillpaket, Versandangebote) immer wieder auf den Weingenuss aufmerksam gemacht haben. „Unser Online-Shop und der Versand konnten einiges vom Wegfall der Gastronomie kompensieren. Man spürt auch das zunehmende regionale Denken beim Einkauf in diversen Bauernläden oder Bauernecken, wo vermehrt auf einheimische Weine zurückgegriffen wird.“
Die Wünsche der drei Betriebe für die nahe Zukunft fallen wenig überraschend übereinstimmend aus: „Firmenmäßig würde ich mich freuen, wenn die Gastronomie endlich wieder öffnet und es wieder Veranstaltungen gibt“, bringt es Katrin Strohmaier auf den Punkt.
Ins selbe Horn stößt Stefan Pauritsch. „Eine schrittweise Öffnung der Gastronomie wäre für die gesamte Branche natürlich eine gewaltige Erleichterung. Auch fänden wir es wieder einmal schön, unsere Weine auf einem Fest bzw. bei einer Veranstaltung präsentieren zu können. Unser Fokus liegt in diesem Jahr auf der Fertigstellung von unserem Buschenschank mit den Terrassen, sodass wir im Spätsommer vielleicht schon die ersten Gäste im Lebensprojekt 2020 begrüßen dürfen. Bis dahin ist unser bewährter Verkostungsraum für alle Weinfreunde, die es schon sind oder die es noch werden wollen, mit den notwendigen Sicherheitsregeln geöffnet.“
„Für die Zukunft wünschen wir uns, diese tollen Menschen weiterhin betreuen zu dürfen, die unseren Einsatz so schätzen“, formuliert Luise Jöbstl. „Landwirtschaft ist mit hohen Risiken verbunden. Qualitativ hochwertige, gesunde und ausgezeichnete Produkte sind keine Selbstverständlichkeit. Unsere Kundinnen und Kunden wissen das und viele leben mit uns mit.“

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