Deutschlandsberg
Technisch ungesicherte GKB-Eisenbahnkreuzungen werden Geschichte
Immer mehr Eisenbahnkreuzungen in Deutschlandsberg werden von der GKB aufgelassen, viele bekommen technische Sicherungen. Die Bahnübergänge im Bezirk und an welchen es Unfälle gab – eine Bestandsaufnahme.
BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Erst vor wenigen Wochen ereignete sich in Groß St. Florian ein tödlicher Unfall an einer Eisenbahnkreuzung, ein Pkw-Fahrer hatte wohl den herankommenden Zug übersehen. Dabei handelt es sich um einen Bahnübergang ohne Schranken oder Lichtzeichen, gesichert nur durch eine Stopptafel und ein Andreaskreuz – solche Bahnübergänge werden aber immer weniger.
Viele Bahnübergänge, relativ wenige Unfälle
Vor diesem Unglück gab es im Bezirk Deutschlandsberg von 2013 bis 2021 genau 13 Verkehrsunfälle (mit Personenschaden) an Eisenbahnkreuzungen, manche endeten tödlich. 2019 war das einzige Jahr ohne Zugunfall, 2014 gab es die meisten mit drei – solche Unfälle häufen sich also zum Glück nicht. Vor allem, wenn man die hohe Anzahl an Bahnübergängen und Autofahrer:innen in Deutschlandsberg betrachtet.
Video: Aufgelassene Eisenbahnkreuzungen
Die GKB-Strecke von Lieboch bis Wies (die historische Wieser Bahn) quert über 70 Mal eine Straße (ohne Anschlussbahnen). Einige Querungen werden mit Unterführungen und Brücken umgangen, viele können auch gar nicht mehr befahren werden: Seit 2008 hat die Graz-Köflacher Bahn 18 Eisenbahnkreuzungen mit Straßen aufgelassen.
Ein Überblick:
Wie Eisenbahnkreuzungen in Österreich gesichert werden, gibt das Verkehrsministerium per Bescheid laut Eisenbahnkreuzungsverordnung vor. Mindestens einmal pro Jahr müssen Unternehmen wie die GKB ihre Kreuzungen überprüfen. "Im Rahmen dieser Überprüfungen wird die GKB viele Eisenbahnkreuzungen in ihrem Netz auflassen oder durch Unterführungen ersetzen", erklärt Unternehmenssprecher Ernst Suppan. "Die verbleibenden Bahnübergänge werden technisch gesichert, d.h. mit Lichtzeichenanlagen oder Schrankenanlagen ausgestattet." Zuletzt ist das im Abschnitt Lieboch bis Wettmannstätten passiert: neun Kreuzungen wurden dort schon länger aufgelassen, die verbliebenen zehn wurden im Vorjahr mit Schranken und/oder Lichtzeichen gesichert. Drei Mal wurden auch Begleitstraßen gebaut.
20 Mio. Euro für Sicherungstechnik
In Lannach und Preding-Wieselsdorf stehen seitdem neue elektronische Stellwerke, die aktuell auch in den Bahnhöfen Groß St. Florian, Frauental und Deutschlandsberg gebaut werden (zusammen mit neuen Technikgebäuden).
Nun werden im Abschnitt Wettmannstätten bis St. Peter i.S. alle Eisenbahnkreuzungen technisch gesichert. Eine Kreuzung in Deutschlandsberg, zwei in St. Peter i.S. und eine in St. Martin i.S. werden aufgelassen. Dafür investiert die GKB rund 20 Mio. Euro alleine in die Sicherungstechnik.
Die hohe Dichte an Eisenbahnkreuzungen liegt in der Historie der knapp 150 Jahren alten Wieser Bahn: "Die GKB hatte in ihrem Netz ursprünglich überverhältnismäßig viele Eisenbahnkreuzungen, die Abstände orientierten sich historisch an Fuhrwerken", so Suppan. "Die Züge waren zudem nur mit niedrigen Geschwindigkeiten unterwegs, die Zugdichte war geringer und es gab wenig Individualverkehr." Heute ist das alles schneller und mehr geworden. Zehntausende Autos fahren täglich über die Bahnübergänge der GKB.
Schranken an der L 601
Die meistbefahrene Kreuzung ist jene in der Florianistraße in Frauental, Teil der L 601. Hier kam es seit 2016 auch zu zwei Unfällen. Dort wird nun eine Vollschrankenanlage mit Lichtzeichen und Andreaskreuzen errichtet.
Zwei Mal hatte es auch an einem Weg an der Bezirksgrenze in St. Josef gekracht, die Kreuzung wurde 2018 aufgelassen. "Der heute wesentlich umfangreichere, motorisierte Individualverkehr macht kleinere Umwege für die Verkehrsteilnehmer zumutbar, der moderne Bahnbetrieb die Auflassung und den technischen Ausbau von Eisenbahnkreuzungen notwendig", sagt GKB-Sprecher Suppan.
Die meisten Unfälle an Deutschlandsberger Bahnübergängen passieren übrigens nicht mit hoher Geschwindigkeit im Freiland: Fast drei Viertel der Unfälle ereigneten sich im Ortsgebiet. Dunkelheit ist auch kaum ein Faktor, fast alle Unfälle passierten bei Tageslicht, davon jeder zweite in den Morgenstunden.
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