Arbeitsmarkt
Was blieb von der Aktion 20.000
Das Ende für die "Aktion 20.000" als sozialpolitisches und arbeitsmarktpolitisches Projekt ist gerade in unserer erfolgreichen Modellregion eine bittere Pille.
BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Voller Enthusiasmus ist in den Bezirken Deutschlandsberg und Voitsberg als Pilotregion im Juli 2017 die "Aktion 20.000" als Arbeitsmarktinitiative des Sozialministeriums an den Start gegangen. Nach einer Pilotphase von einem halben Jahr hätte es auf die Steiermark und schließlich auf Österreich ausgedehnt werden sollen. Doch die Aktion wurde zum politischen Spielball der damals neuen Regierung, die das Projekt kurzerhand ruhend gestellt hat. Seit 1. Juli ist die sozialpolitische und zugleich arbeitsmarktpolitische "Aktion 20.000" jetzt beendet.
Was ist geblieben?
Wir fragten bei Michaela Sahin, Leiterin des AMS Deutschlandsberg und bei dem stellvertretenden Leiter und Maßnahmenbetreuer Hartmut Kleindienst nach: "Wir haben viel Vorbereitungsarbeit für unsere Modellregion geleistet und dabei die Bezirkshauptmannschaft, die Gemeinden bis hin zu den Vereinen ins Boot geholt. Dabei möchten wir uns ganz herzlich für die vielen Interaktionen bedanken", betont Sahin.
130 neue Arbeitsplätze waren im Pilotbezirk Deutschlandsberg das Ziel. "Insgesamt konnten 90 Eintritte in dieses Programm verzeichnet werden. Wir hatten auch das Glück, dass sehr wenige Leute wieder augestiegen sind. So waren es Ende Juni immer noch 68 Beschäftigte", fasst Kleindienst zusammen.
Von jenen Leuten, die im ersten Laufzeitrahmen ausgestiegen sind, gibt es zum Teil auch Übernahmen in den ersten Arbeitsmarkt. Andere haben aus gesundheitlichen Gründen das Dienstverhältnis aufgekündigt bzw. um Pension angesucht.
Ein Viertel ist in Jobs untergekommen
In Summe haben gut ein Viertel aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer jetzt wieder eine Beschäftigung - der überwiegende Teil davon in Form von Weiterbeschäftigung, sei es bei Gemeinden oder bei gemeinnützigen Vereinen wie Caritas und Volkshilfe. Bei einigen Personen gilt es auch noch die entsprechenden Gemeinderatsbeschlüsse abzuwarten.
"Ein Viertel, das ist doch eine schöne Zahl. Somit ist das Ziel, Menschen über 50 Jahre, die seit mindestens einem Jahr als arbeitslos gemeldet sind, wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, aufgegangen - und zwar in ausschließlich zusätzlichen Jobs", betont Sahin. Schließlich werden Menschen mit einem geregelten Alltag und gesellschaftlicher Teilhabe nicht nur wieder in den Arbeitsmarkt integriert, sie können sich auch ein Netzwerk für weitere Arbeitsverhältnisse aufbauen. Dass das auch in der Realität geschehen ist, zeigen die Übernahmen.
Ältere Arbeitssuchende werden mehr
Leider ist im Juni 2019 im Vergleich zu 2018 die Zahl der älteren Arbeitslosen generell um 40 Personen im Bezirk Deutschlandsberg gestiegen.
Zusätzlich wird die Rückführung jener 40 bis 45 Personen aus der „Aktion 20.000“, die in keinen nachhaltigen Job aufgenommen worden sind, in
diesem Juli die Zahl der Arbeitssuchenden bei den über 50-Jährigen
weiter nach oben treiben. Abzuwarten gilt es noch, ob weitere Personen in den Arbeitsprozess aufgenommen weren. Dazu hat man im Bezirk Deutschlandsberg mit der Eingliederungsbeihilfe 50+ über das AMS Deutschlandsberg ein regional einmaliges Förderprogramm für diese Zielgruppe, auch bei gesundheitlichen Einschränkungen, aufgestellt.
Positive Effekte
"Das ist eine Zielgruppe, auf die man ganz besonders schauen muss. Ich habe die Aktion 20.000 für sehr gut befunden. Daher wäre eine Weiterführung bzw. eine Neuauflage sehr begrüßenswert", betont Sahin. Immerhin ist die Rückmeldung sowohl bei den Dienstgebern als auch von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine sehr positive. "Dank gilt all den Arbeitgebern in Gemeinden und Vereinen und auch dem Team an der Bezirkshauptmannschaft Deutschlanderg für die bereitwillige Kooperation", betonen Sahin und Kleindienst, denen es wichtig ist, dass die Menschen, die jetzt nach der "Aktion 20.000" ohne Beschäftigung dastehen, möglichst rasch wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Gibt's eine Aussicht auf Weiterführung?
Mit 3. Juli wurde auf Antrag von Sozialsprecher und Baugewerkschaftschef NAbg. Josef Muchitsch mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und JETZT eine Fristsetzung ermöglicht. Die Behandlung im Parlament müsse demnach bis spätestens September erfolgen. "Wir lesen daraus eine Chance heraus, dass es eine Weiterführung oder eine Neuauflage der "Aktion 20.000" geben könnte, was natürlich sehr zu begrüßen wäre. Schließlich spart der Staat durch so eine Beschäftigungsaktion nicht nur Arbeitslosenunterstützung sondern gewinnt sogar an Beiträgen, die diese Personen jetzt wieder ins Sozialsystem einzahlen“, so Sahin.
Fortgeführt wird das Aktion 20.000-Projekt "Alltagsbegleiter", womit eine Versorgungslücke zwischen Hauskrankenpflege und 24. Stunden-Pflege geschlossen werden soll Langzeitarbeitslose werden dabei für den begleitungsdienst geschult. Allein im Vorjahr wurden auf dieser Basis steiermarkweit 104 Personen vermittelt, wie aus einer Aussendung von Soziallandesrätin Doris Kampus hervorgeht.
Was sagen die Bürgermeister?
"Die Vorauswahl hat sich als recht schwierig gestaltet. Schließlich haben wir einen Kandidaten aus St. Peter für den Außendienst am Bauhof übernommen, mit dem wir so zufrieden sind, sodass wir ihn jetzt auch fix übernehmen werden", ist Bgm. Maria Skazel aus St. Peter im Sulmtal von der Win-win-Situation aus der "Aktion 20.000" überzeugt.
Sechs Personen waren in der Marktgemeinde Preding über diese Beschäftigungsaktion tätig. "Wir hatten ein großes Glück. Es waren alle sechs willig und sehr gut integriert. Wir können leider nur eine Dame teilberuflich übernehmen. Mehr lässt das Budget nicht zu", sieht auch Bgm. Adolf Meixner einen durchwegs positiven Effekt.
Nicht weniger als acht Personen waren in der Marktgemeinde Wies aktiv: Eine Dame ist dann zwar aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegen, aber sonst ist diese Übernahme recht gut gelungen. Manche der Leute sind im Arbeitsleben regelrecht aufgeblüht. Wir werden zwei für eine weitere Anstellung in der Gemeinde übernehmen", ist Bgm. Josef Waltl von der positiven Entwicklung überzeugt. "Allerdings wären mehr Betreuung z.B. bei den Bewerbungen und begleitende Integrationsarbeit wünschenswert", ergänzt Waltl.
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