Archäologie
Sensationelle Funde in Deutschlandsberg

In Deutschlandsberg stieß man im Zuge eines  Wohnbaus auf historische Umrisse, die auf eine Siedlung aus der Bronzezeit hinweisen. Die gefundenen Überreste decken eine Besiedlung in Deutschlandsberg-Hörbing im 13. Jhdt. v. Chr. auf. Wir waren gemeinsam mit dem Historischen Verein viana Styria Weststeiermark bei einer Führung dabei.

DEUTSCHLANDSBERG. Die Grabung wird vom Verein ASIST (Archäologisch-Soziale Initiative) in Kooperation mit dem Deutschlandsberger Burgmuseum Archeo Norico durchgeführt. Seit April forscht ASIST am Gelände der ehemaligen Ruhdorfer-Filiale in der Deutschlandsberger Katastralgemeinde Hörbing.

Ein Luftbild über das gesamte Grabungsgebiet in Deutschlandsberg-Hörbing. | Foto: Florian Mauthner
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Großer Grabungsbereich mit vielen Fundstücken

Fast im gesamten Bereich von 12.000 Quadratmetern konnten Archäologinnen und Archäologen Hinweise einer bronzezeitlichen Besiedlung am Gelände finden. Neben einigen Gruben für Vorräte und verlandeten Bachläufen sticht besonders der Grundriss eines Ständerbaus mit einem Megaron-artigen Vorbau im Westen heraus. Die insgesamt 16 Pfostengruben des Gebäudes beinhalteten Keramikbruchstücke, Holzkohlereste und Hüttenlehmfragmente mit Holzbalkenabdrücken, in einer Pfostengrube konnte die Negativform eines Holzpfostens nachgewiesen werden.

In unzähligen Pfostengruben fanden die Forscherinnen und Forscher Keramikreste und Holzkohlereste. Hier eine Pfostengrube in Negativform. | Foto: Andreas Neumayer
  • In unzähligen Pfostengruben fanden die Forscherinnen und Forscher Keramikreste und Holzkohlereste. Hier eine Pfostengrube in Negativform.
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Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Geländes waren keine weiteren Innenstrukturen erkennbar. Die Gefäßkeramikbruchstücke zeigen zeittypische Formen und weisen als Zierelemente aus Rillen und Ritzlinien gefertigte gefüllte Dreiecke und Mäander sowie Fingertupfen- und Kerbleistendekor auf, wie sie bereits aus früheren Grabungen bekannt sind. In den Jahren 1990/91 wurden im Zuge der Errichtung eines Pflegewohnheimes auf einer Fläche von 9.000 Quadratmetern sechs Pfostenbauten freigelegt, welche neben einschiffigen Bauten auch mehrschiffige Gebäude aufwiesen.

Im Zuge des Bauens einer Wohnanlage stieß man auf historische Umrisse, die auf eine Siedlung in der Bronzezeit hinweisen. | Foto: Florian Mauthner
  • Im Zuge des Bauens einer Wohnanlage stieß man auf historische Umrisse, die auf eine Siedlung in der Bronzezeit hinweisen.
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Führung durch die gesamte Grabungsstätte

meinbezirk.at schloss sich dem Historischen Verein viana Styria Weststeiermark bei einer Führung an. Die Grabungsleitung präsentierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die archäologischen Funde quer über das gesamte Gelände. Florian Mauthner hatte zu jedem einzelnen Fund eine historische Anekdote parat und führte die Teilnehmenden durch verschiedene Epochen. 

Mitglieder von viana Styria erhielten von der Grabungsleitung eine Führung durch die historischen Grabungen. | Foto: Andreas Neumayer
  • Mitglieder von viana Styria erhielten von der Grabungsleitung eine Führung durch die historischen Grabungen.
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Einen weiteren interessanten siedlungsgeschichtlichen Aspekt lieferten Funde und Befunde aus der Mittel- und Spätlatènezeit (450 v. Chr.) sowie der römischen Periode (aus dem zweiten Jhdt. v. Chr. bis zum zweiten Jhdt. v. Chr.). Die hier aufgedeckten spätlatènezeitlichen und römischen Funde und Befunde lassen sich gut in das bekannte Bild einer ausgedehnten, vicusartigen Besiedlung von Hörbing einpassen, welche neben Wohnbauten aus Pfostenstellungen auch Handwerksbereiche mit Metallverarbeitung und Töpferei aufweisen.
Weitere interessante Befunde stellen verfüllte, in die Römerzeit zu datierende Grabenanlagen dar, wie sie auch in der diesjährigen Grabung festgestellt wurden. Eventuell dürften diese Gräben zur Entwässerung bzw. auch als Grenzgräben zur Parzellierung angesprochen werden.

Ein Graben zur Entwässerung aus der Römerzeit. | Foto: Andreas Neumayer
  • Ein Graben zur Entwässerung aus der Römerzeit.
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Im Norden der Grabungsfläche, in Richtung des heutigen Verlaufs der Laßnitz, zeigen sich sandige Schwemmschichten, welche auf Hochwassersituationen hindeuten, aber interessanterweise mit einer Vielzahl an mittelalterlichen Gefäßkeramikfragmenten aufwarten können. Diese umfassen fassförmige Töpfe, Schalen, Schüsseln und zeigen auch typische Kremp- und Kragenränder, die allesamt eine Zeitspanne vom 13. bis ins 15. Jhdt. abdecken.
Die hier aufgefundenen Bruchstücke lassen sich gut mit jenen aus den hoch- und spätmittelalterlichen Schichten auf der Burg Deutschlandsberg vergleichen und deuten auf eine weitläufige mittelalterliche Besiedlung hin.

Der Grabungsleiter Florian Mauthner (r.) mit Stellvertreterin Valentina Vidoz in einer Grube. | Foto: Andreas Neumayer
  • Der Grabungsleiter Florian Mauthner (r.) mit Stellvertreterin Valentina Vidoz in einer Grube.
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Erkenntnisse zur Deutschlandsberger Siedlungsgeschichte

Die bisherigen Grabungsergebnisse bringen neue und vertiefende Kenntnisse zur Deutschlandsberger Siedlungsgeschichte von der Mitte des zweiten Jahrtausendsv. Chr. bis heute. Wie schon die Grabungen zur Koralmbahn in Leibenfeld, belegen auch die momentanen Grabungen in Hörbing eine sehr dichte Besiedlung der Weststeiermark in der Bronzezeit.

ASIST hofft noch auf weitere interessante und wichtige archäologische Entdeckungen der Siedlungsgeschichte in Deutschlandsberg.

"Bei der Errichtung neuer Gebäude kommen immer wieder, oft auch zufällig, historisch–archäologisch interessante Hinterlassenschaften zu Tage, welche dann ein rasches Erkunden durch die Archäologie erfordern. Es gibt aber auch Fälle, wo Grundbesitzer und Grundbesitzerinnen bereits im Vorhinein mit dem Bundesdenkmalamt Kontakt aufnehmen und einer archäologischen Erforschung ihrer Liegenschaft offen gegenüberstehen, so auch in diesem Fall in Deutschlandsberg."
Florian Mauthner, ASIST Grabungsleiter 

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