Neue Jugendregionalmanagerin: "Ich bin die Lobbyistin der Jugend"

Seit Jahresbeginn ist Elisabeth Reiterer beim Regionalmanagement im Grottenhof für das Jugendmanagement zuständig. | Foto: RM
  • Seit Jahresbeginn ist Elisabeth Reiterer beim Regionalmanagement im Grottenhof für das Jugendmanagement zuständig.
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Was war der Hauptbeweggrund, warum Sie sich für den Job beworben haben?
ELISABETH REITERER: Mir ist die Abwanderung in Richtung Stadt ein persönliches Anliegen. Man kann nicht sagen, ich könnte das stoppen. Aber vielen Jugendlichen muss man vielleicht nur die Augen öffnen. Bei uns ist es so schön und viele haben das vergessen, weil dir irgendwann nicht mehr bewusst ist, wie lebenswert unsere Region mit ihrer Natur ist. Ich kenne die andere Seite, in Graz in einer kleinen 40-Quadratmeter-Wohnung zu leben, wo du enorm viel Geld zahlst. Und daheim hast du ein Elternhaus, das vielleicht leer steht. Da kann ich für manche Jugendliche ein Vorbild sein und aus meiner eigenen Erfahrung heraus berichten. Aber es hat mich immer heim gezogen und jetzt bin ich glücklich, dass ich wieder hier bin.

Was haben Sie vorher übers Regionalmanagement gewusst?
Wie viele andere nur wenig. Ich hab gewusst, dass sie sich im kommunalen Bereich engagieren, im Grottenhof in Kaindorf sitzen und ich hab schon mal von LEADER-Förderungen für Betriebe gehört. Mir ist es auch ein Anliegen mehr Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, bei meiner Zielgruppe spiel ich das natürlich stark über soziale Medien.

Woraus besteht sonst Ihre Arbeit?
Ich sitze in Lenkungsausschüssen, Gremien und Vorständen. Dort bin ich die „Lobbyistin“ der Jugendlichen und kann Projekte in eine Richtung lenken, damit es auch für unsere Jugend attraktiver wird. Ich arbeite im Auftrag vom Land Steiermark genauso wie vom Regionalmanagement und bin die Schnittstelle hin zur Jugend. Das Land greift auf mich zurück, wenn es neue Gesetze oder Projekte ausarbeitet, und fragt, wie es in der Region Südweststeiermark ausschaut. Dann berichte ich, was die Jugendlichen meinem Gefühl nach brauchen und was gerade aktuell ist.

Wie kann man sich die Kommunikation mit Jugendlichen vorstellen?
Ich arbeite hauptsächlich mit Multiplikatoren. Ich bin zum Beispiel mit Streetworken, Schulsozialarbeitern oder einer Landjugend-Bezirksbetreuerin genauso vernetzt wie mit dem Referat Soziales der Bezirkshauptmannschaft oder Gemeinderäten. Natürlich richte ich auch meinen Appell an die Jugendlichen: „Beteiligt euch in den Gemeinden und bringt euch ein“. Auf der anderen Seite rede ich auch mit den Gemeinden und erinnere die Bürgermeister, dass sie die Jugend einfach nicht vergessen dürfen. Für jeden Politiker ist das ein beliebtes Thema, gerade vor Wahlen, aber oft vergessen sie danach darauf. Es gibt Gemeinden, da funktioniert das super, und andere brauchen einfach noch das richtige Konzept dafür. Hier werde ich aktiv. Von der Abteilung 6 (Bildung und Gesellschaft) des Landes gibt es viele Förderungen und Workshops. Da kann ich helfen und Projekte begleiten, um Jugendliche stärker einzubinden und auch neue Perspektiven zu schaffen. Auch das Ehrenamt hat Potential zur Jugendbeteiligung beizutragen, das wäre ein Win-Win für alle.

Werden Jugendliche selbst zu wenig aktiv in der Politik?
Das hat sich sehr verändert. Früher sind die Jugendlichen vielleicht auf die Straße gegangen und haben protestiert. Heute spielt sich da sehr viel in sozialen Medien ab, da wird die Meinung eher auf Facebook oder in Onlineforen kundgetan. Das beschäftigt schon sehr, sehr viele. Oft hat man als Jugendlicher auch das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, obwohl die Jugend die Zukunft ist. Es gilt in der Region Gemeinden und Jugendliche zu verbinden. Es ist vielen ein Anliegen, manche wissen nur nicht, wie sie es tatsächlich angehen und dafür bin ich da.

Was sind derzeit die Hauptanliegen der Jugendlichen?
Man meint immer, Jugendliche seien fern von politischen Themen, dieser Meinung bin ich nicht. Die Jugend beschäftigt auch wie es weitergeht: wo kriege ich meinen Arbeitsplatz, wie kann das in der Region stattfinden. Die über 20-Jährigen denken vielleicht auch an Familie. Junge Frauen machen sich in der heutigen Zeit sicher Gedanken, wie sie Familie mit guter Ausbildung und Karriere überhaupt auf den Schirm kriegen. Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir darauf eingehen und ein sehr gutes Angebot bieten. Mädchen haben einfach andere Bedürfnisse als Burschen. Es braucht Optionen, dass man auf dem Land bleiben und eine Familie gründen kann, dass man auch als Frau nicht in ein finanzielles Loch oder Karrieretief fällt. Die Mobilität ist ebenso wichtig: Wenn ich 16 bin, interessiert es mich natürlich, wie ich von Trahütten nach Deutschlandsberg komme, um fortzugehen.

Wie kann man verhindern, dass vor allem junge Leute von hier wegziehen?
Dass man hier in Deutschlandsberg oder Leibnitz maturiert und woanders studiert, ist nicht das Problem. Wir müssen danach nur schauen, dass diese Leute hier Jobs finden. Da arbeiten wir gerade an der Mobilität und Infrastruktur, damit sich etwa ein Lehrling nicht mehr so schwer tut zur Arbeit zu kommen, weil keine Öffis fahren und die Eltern zusätzlich belastet werden. Da müssen wir mehr Optionen für die Jugendlichen bieten. Generell haben wir die offene und die verbandliche Jugendarbeit. Die Landjugend ist natürlich sehr stark bei uns, die leisten auch tolle Arbeit. Aber manche spricht das eben weniger an. Die spielen zum Beispiel lieber in einer Band. Wir müssen auch diese Jugendlichen abholen, indem man zum Beispiel in einer Gemeinde einen leerstehenden Bereich findet, wo Platz für alle ist: für Vereine, für Begegnungen.

Zur Person

Elisabeth Reiterer, 27 Jahre
aufgewachsen und wohnhaft in Oberhaag
Volks- und Hauptschule in Arnfels
HBLFA Raumberg-Gumpenstein in Irdning, Matura mit Schwerpunkt Agrarmanagement, Ingenieur
zuvor beim Waldverband Steiermark tätig (Jugendarbeit und Waldpädagogik)
seit Jänner neue Jugendmanagerin beim Regionalmanagement Südweststeiermark

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