Schach im Lockdown
64 Felder gibt’s zurzeit höchstens online
Offline steht der steirische Schachbetrieb momentan still – vor allem die Jugendarbeit an Schulen fehlt. In der Meisterschaft traten bereits weniger Vereine aus Deutschlandsberg an.
Im Frühjahr traf der erste Lockdown den heimischen Schachsport kurz vor Saisonende: In den meisten Ligen wurden nur die letzten zwei oder drei Runden nicht mehr gespielt. Die 1. Klasse Südwest, in der Stainz Meister wurde, konnte sogar fertig gespielt werden. Auch in der abgebrochenen 2. Klasse Südwest B ging der Titel an die Schachgesellschaft Stainz – dennoch sind die Stainzer heuer gar nicht mehr in der Meisterschaft zu finden. Der Steirische Schachverband stellte den Vereinen frei, ob man unter Covid-19-Auflagen an der Meisterschaft teilnehmen möchte, woraufhin man in Stainz zum Schutz der Spieler aussetzte.
Weniger Vereine
In der Vorsaison spielten im Kreis Süd noch sechs Vereine (mit mehreren Mannschaften) aus dem Bezirk Deutschlandsberg. Seit der im Oktober gestarteten neuen Saison sind nur mehr Frauental, Schilcherland Deutschlandsberg und St. Martin i.S. übrig. Vereine wie Stainz, Schwanberg und Pölfing-Brunn sind seit Sommer nicht mehr dabei. Aushängeschild im weststeirischen Schach ist Frauental, seit einigen Jahren in der 2. Bundesliga vertreten und mit Andreas Diermair einen von nur neun österreichischen Großmeistern in seinen Reihen.
Kurzer Saisonstart
Der Start in die neue Saison wurde ein holpriger. Der Verband koppelte – neben Abstand und Desinfektionsmittel – die sportspezifischen Corona-Regeln an das Ampelsystem: Kommen beide Teams aus einem Bezirk, der grün ist, kann normal und ohne MNS gespielt werden. Ab Gelb mit MNS, ab Orange ohne Zuschauer, und ab Rot wird die Meisterschaft unterbrochen. "Im Sommer klang das nach einer guten Lösung", erzählt Sven Aurich vom Schachverein Frauental. Aber in der Kreisliga Süd gab es schon nach der ersten Runde die erste Unterbrechung. Die 2. Bundesliga Mitte mit Frauental hätte am letzten November-Wochenende ihre ersten drei Runden gespielt. "Ein nicht unerheblicher Anteil lehnt das Spielen mit MNS aus gesundheitlichen Gründen generell ab", erklärt Wolfgang Heinisch vom Schachklub Schilcherland. Wie man auch dazu steht, das ist durchaus nachvollziehbar: Eine durchschnittliche Turnierpartie dauert im Schach mehrere Stunden. Spieler sitzen an einem Tisch, der manchmal nicht groß genug ist oder weit genug vom nächsten entfernt ist, berühren die Figuren – wann somit wieder Meisterschaft gespielt werden kann, ist unklar.
"Im Kreis der Familie sollte Schach in dieser Zeit dazu beitragen, sich geistig zu betätigen, um nicht ständig auf die üblichen Kommunikationsmittel zuzugreifen."
Wolfgang Heinisch, Schachklub Schilcherland
Aurich rechnet aufgrund des zu engen Terminkalenders (man bräuchte 22 Wochen bis Sommer) gar nicht mehr mit einer Weiterführung der Saison.
Jugendarbeit in Gefahr
Auch die Jugend hat mit den Folgen von Corona zu kämpfen: Bis zum Lockdown versuchten Vereine noch, die Nachwuchsarbeit weiterzuführen. "Aber auch hier zeigen sich die Einschränkungen, bedingt durch die Schließung der Gaststätten und Vereinslokale, als unüberwindbarer Faktor", sagt Heinisch. In den letzten Jahren stellten viele Trainer Schach direkt an den Schulen vor, was nun nicht mehr möglich ist. Die Arbeit trug durch mehrere Nachwuchstitel (z.B. die VS Preding als Schülerliga-Vizemeister) Früchte. "Das wieder aufzubauen, wird schwierig sein", befürchtet Aurich. In Frauental trainiert man nun jeden Freitag per Skype statt im Café Leitner. Für Aurich wie auch für Heinisch ist online aber nicht dasselbe wie offline. "Vereinzelte Online-Turniere in Foren sind nicht annähernd Ersatz für die bisherigen Veranstaltungen und Turniere", meint Heinisch.
Zuletzt veranstaltete der Landesverband die erste Steirische Online-Blitz-Meisterschaft, im Sommer fanden nur wenige Turniere vor Ort statt. Erfolgreich waren die Frauentaler: Großmeister Diermair gewann in Graz und ist somit gleichzeitig Stadt- und Landesmeister. Beim selben Turnier gewann der erst 12-jährige Simon Grünwald vom Schachverein Frauental die U16-Wertung. Tobias Maier vom Schachklub Schilcherland sicherte sich die U14-Klasse.
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