Mit Bier, Eis und Muskelschmerzen über 100 steinige Meilen von Istrien

Das obligatorische Startbier: Kurz darauf ging es für Jürgen Brunner und Jürgen Paulitsch (v.l.) 168 Kilometer auf und ab durch Istrien. | Foto: KK
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  • Das obligatorische Startbier: Kurz darauf ging es für Jürgen Brunner und Jürgen Paulitsch (v.l.) 168 Kilometer auf und ab durch Istrien.
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Jürgen Brunner und Jürgen Paulitsch vom Koralm Trailrunning Club sind zwei von nur 106 Läufern, die heuer „100 Miles of Istria“ geschafft haben.

DEUTSCHLANDSBERG. Denken wir uns ganz kurz in den Sommer zurück: Wir sitzen in Kroatien, in einer Bar, mit einem Bier. Wer würde da aufstehen und 168 Kilometer laufen? Jürgen Brunner und Jürgen Paulitsch haben genau das getan: Die beiden Deutschlandsberger starteten bei den „100 Miles of Istria“, einem Ultra-Trail-Lauf quer über die kroatische Halbinsel Istrien – nicht ohne vor dem Start noch ein obligatorisches Bier zu nehmen. „Wir waren, glaub ich, die einzigen Athleten“, lacht Paulitsch. „Man ist doch ein bisserl nervös vor so einem Start und ein Bier kann nicht schaden. Wir haben gewusst, in einer halben Stunde haben wir es eh wieder rausgeschwitzt.“ Und das Rennen dauerte immerhin 66 Mal so lang: Nach über 33 Stunden erreichten Brunner und Paulitsch das Ziel.

Kroatisches Gestein

Das Rennen ging von Labin nach Umag, mit dem Auto ein Weg von knapp eineinhalb Stunden – auf direktem Weg: Die „100 Miles of Istria“ gehen aber über die nördlich gelegenen Berge von Istrien, mit 6.500 Höhenmetern. Und einem ganz anderen Untergrund als bei uns: „Das steile Gelände ist nicht so schlimm“, meint Brunner. „Wer Kroatien kennt, kennt dieses spitze, lose Gestein. Das ist dort die Schwierigkeit, nicht die Höhenmeter oder die Länge.“

Bei 6.500 Höhenmetern waren vor allem viele Steine im Weg ... | Foto: 100 Miles of Istria/Goran Jakus
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Jeder Schritt verlangt Konzentration ab, vor allem in der Nacht. Natürlich gab es da auch Stürze. „Wenn nix passiert, vergisst du das gleich wieder“, sagt Brunner. Die einzigen sichtbaren Blessuren? „Man hat’s uns im Gesicht auch angesehen“, lacht Paulitsch.

... auch mitten in der Nacht. | Foto: 100 Miles of Istria/Krume Ivanovski
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Bier und Eis hilft

Wer diesen Untergrund aus dem Kroatien-Urlaub eher von den Steinstränden kennt, wird auch die Promenaden kennen. „Nach dem ersten Abschnitt, wo es mir mit der Hitze sehr schlecht gegangen ist, komm ich in einen Ort rein und die Promenade war voll von Touristen. Und da war ein Eisladen“, erinnert sich Paulitsch. „Zucker hab ich gebraucht – also hab ich es probiert. Man soll ja viele Kalorien aufnehmen und das ist so richtig eingefahren“, lacht er. Nach dem Start ging es für Paulitsch, dessen längster Trainingslauf davor halb so lang war, immer besser: „Die ersten 30 Kilometer waren am schlimmsten.“ Aufgeben – das haben immerhin 74 gemacht, 151 sind erst gar nicht gestartet – war keine Option. Schon 2019 sind die beiden KTC-Mitglieder bei den „100 Miles“ angetreten, wurden aber von Minusgraden, 70 km/h Wind und Schnee abgeworfen. Das wollten sie ausbessern, nur fand das Rennen 2020 nicht statt. Also mussten sie heuer durchbeißen: „Man hat natürlich Muskelschmerzen, das man man einfach aushalten“, erklärt Brunner. „Am schnellsten sind die, die sich selber am meisten quälen können.“

Von Labin ging es über die Berge nach Umag. | Foto: 100 Miles of Istria/Marko Kadija
  • Von Labin ging es über die Berge nach Umag.
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Brunner, der schneller unterwegs war, und Paulitsch versuchten, per Handy in Kontakt zu bleiben. „Einmal hat er mir mitgeteilt, wie schwer der nächste Anstieg ist“, lacht Paulitsch. Auf den letzten Kilometern gab’s Motivation von anderen Läufern des Koralm Trailrunning Clubs, die auf kürzeren Distanzen gestartet waren. „Bei einer Labestation hab ich Leute gesehen, die angehängt an einer Salzlösung gelegen sind, weil sie so fertig waren. Da hab ich auf die anderen gewartet“, erzählt Brunner, der auch noch ein Bier geschenkt bekam. „Ich hab nur Euro mitgehabt, die haben sie nicht genommen. Dann haben sie mich angeschaut und gesagt: ‚Nimm’s mit, du brauchst es eher als wir‘.“

Gemeinsamer Zieleinlauf

Gemeinsam ging es dann kurz nach 23 Uhr (inklusive Zielsprint) ins Ziel. Paulitsch folgte knapp 20 Minuten später. „Gemeinerweise haben wir schon ein Bier getrunken, als Jürgen eingelaufen ist“, schließt Brunner damit den Kreis. Der bekam dafür den Applaus von allen Deutschlandsbergern: „Das haben wir zwei Jahre lang geplant und wenn das Ziel erreicht ist, merkt man sich das sein Leben lang.“

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