Rauchfangkehrerin aus Überzeugung

Andrea Krauß macht Frauen Mut zur Selbstständigkeit. | Foto: KK
  • Andrea Krauß macht Frauen Mut zur Selbstständigkeit.
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Zum bevorstehenden internationalen Weltfrauentag am 8. März haben wir uns mit Andrea Krauß getroffen, die nicht nur Rauchfangkehrermeisterin mit eigenem Betrieb in Deutschlandsberg ist, sondern auch Bezirksvorsitzende von "Frau in der Wirtschaft".

Wie sind Sie zu dem außergewöhnlichen Beruf gekommen?
<f>ANDREA KRAUSS:</f> Ich bin Quereinsteigerin, habe also nach einer Ausbildung in der Gastronomie mit 30 Jahren eine Rauchfangkehrer-Lehre begonnen. Anfangs habe ich einen Meister angestellt, um die Voraussetzung für den Betrieb zu erfüllen, auch wenn ich bereits Geschäftsführerin war. Das war 1997, wir feiern heuer also das 20-jährige Firmenjubiläum.

Bilden Sie in Ihrem im Betrieb Lehrlinge aus?
Ja, von Beginn an. Grundsätzlich sind es immer drei Lehrlinge in unterschiedlichen Lehrjahren. Gerade in so einer kleinen Sparte ist der Facharbeitermangel sehr spürbar, sodass ich um den Nachwuchs bemüht bin. Wichtig waren für mich schon immer einschlägige Fort- und Weiterbildungen. Inzwischen habe ich zehn hervorragende Mitarbeiter, die teilweise von Beginn an im Betrieb sind. Ich bin sehr stolz auf jeden einzelnen.

Worin liegen die Herausforderungen im Kehrbereich?

Es tut sich allerhand in der Gewerbeordnung, so wird derzeit der Umstieg auf ein elektronisches Kehrbuch umgesetzt. Wir sind jetzt öffentlich zugelassene Rauchfangkehrer, womit neben den Kehrarbeiten auch viele Überprüfungstätigkeiten anfallen z.B. die Heizanlageninspektionen oder Abgasmessungen, welche verpflichtend durchzuführen und die Berichte an die Datenbank des Landes Steiermark einzupflegen sind.
<f>Das Berufsbild vom Rauchfangkehrer hat sich also gewandelt?</f>
Sehr sogar, das Rauchfangkehren gehört zwar dazu wie das Kartoffelschälen in der Küche, aber für das Reinigen der Feuerstätten ist ständige Weiterbildung ein absolutes „Muss“ um mit dem Wandel der Zeit Schritt halten zu können. Die Mitarbeiter, die eigentlich praktische Arbeiter sind, müssen jetzt mit einem Laptop oder elektronischen Kehrbuch umgehen lernen, um die Flut an Daten auch richtig zu erfassen.

Ist Ihr Betrieb beim Girls’ Day dabeiß

Ja, regelmäßig! Es ist schön, zu beobachten, wie erstaunt die Mädchen über die Bandbreite an Aufgaben eines Rauchfangkehrers sind, vor allem was den servicetechnischen Bereich anbelangt. Mit all den feuerpolizeilichen Überprüfungen wird man doch sehr ins Baugesetz u.a. involviert.
<f>Ist das Rauchfangkehrer-Dasein also auch frauentauglich?</f>
Natürlich, ich habe bereits weibliche Lehrlinge und Gesellinnen gehabt, teilweise inzwischen mit eigenem Betrieb. Wenn einmal das Interesse an der Technik vorhanden ist, sind Frauen sehr gut in ihrem Job.

Geht der Trend bei den Mädchen doch weg von Friseurin und Co.?

Ja schon, die Metallbranche liegt ja auch bei den weiblichen Lehrlingen mittlerweile an dritter Stelle. Es bewährt sich, dass sich die Betriebe an den Schulen vorstellen. Die jungen Mädchen sind selbstbewusster geworden, also nur Mut!

Erfährt die Lehre somit eine Aufwertung?

Ja, die Lehre kommt aus ihrem Schattendasein heraus. Das liegt einerseits an den guten Verdienstmöglichkeiten, aber auch an der Option zur begleitenden Matura. Da gibt es inzwischen wirklich gute Ausbildungsmodelle. Qualifizierte Fachkräfte mit digitalen Fähigkeiten sind gefragter denn je, womit die Schulen gefordert sind.

Sie sind seit September Bezirksvorsitzende von "Frau in der Wirtschaft", was sind die Ziele?
"Frau in der Wirtschaft" ist eine Interessenvertretung von Unternehmerinnen für Unternehmerinnen, also ein Netzwerk für selbstständige Frauen – von der Kleinstunternehmerin bis zur Topmanagerin. Wir schaffen Kontakte, stehen mit der Betriebshilfe auch parat, wenn Not an der Frau ist, fördern Entwicklung und unterstützen Erfolg.

Stichwort flexible Arbeitszeiten?

Das ist ein großes Thema, schon allein weil die familiäre Leistung zu 90 % bei den Frauen liegt. Die Arbeitszeitmodelle müssen unbedingt an die Lebensumstände und zugleich an die wirtschaftlichen Bedürfnisse angepasst werden. Allerdings müssen die Öffnungszeiten bei Kinderbetreuungseinrichtungen dazu Hand in Hand einhergehen, und das leistbar! Dann könnten sich mehr Frauen in Führungspositionen wagen.

Ihr persönliches Leitbild?

Es ist mir wichtig, den Kontakt mit Menschen voll Höflichkeit und Achtung zu pflegen, tägliche Herausforderungen anzunehmen und daraus das Beste machen.

Ihr Tipp für Unternehmerinnen?
Die ständige Fort- und Weiterbildung ist unerlässlich, sonst kann man als Frau im Wirtschaftsleben nicht bestehen. Außerdem gilt es, aktiv Netzwerke zu bilden – meist geht’s nämlich gemeinsam doch besser.

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