Steirische Innovation von Obst- und Weinbauern
Weniger Dünger, effizientes Sprühen, keine Unkrautbekämpfer: Ein steirisches Projekt könnte ein Vorbild für die Landwirtschaft in Europa werden.
In den letzten beiden Jahren war vor allem vom Frost und Hagel zu lesen, der den steirischen Landwirten zu schaffen machte. Ungeachtet dessen wurde in dieser Zeit im Hintergrund an einem Projekt gearbeitet, das nicht nur unseren Obst- und Weinbauern hilft. Es könnte auch internationale Vorbildwirkung haben.
Neun Deutschlandsberger Landwirte
Seit 2017 befindet sich das LEADER-Projekt „Ressourcenschonende Technik im steirischen Obst- und Weinbau“ in der zweiten Phase. 140 Betriebe aus neun steirischen Regionen machen mit, neun davon aus dem Schilcherland. Nach dem ersten von drei Jahren zog die steirische ARGE obst.wein als Projektträger in Stainz eine positive Zwischenbilanz. „Alle Teilnehmer sind weiterhin positiv gestimmt und weiterhin motiviert“, erzählt Projektmanagerin Regina Lind. Immerhin gab es im ersten Jahr auch schon erste Erkenntnisse, welche den landwirtschaftlichen Anbau langfristig verändern könnten.
Weniger Dünger
Ein großes Thema des Projekts ist die Verbesserung des Bodenmanagements. Dazu wurden in 78 Betrieben Bodenproben genommen und in einem Labor analysiert. „So kann man pflanzliche Nährstoffe im Boden erkennen und diese statt Dünger nutzen“, erklärt Johann Dreisiebner, Obmann des steirischen Weinbauverbands. Oft gibt es auf ein und demselben Hang unterschiedliche Böden, die unterschiedliche Nährstoffe brauchen. Meist wird aber nur eine Probe vom ganzen Hang genommen und dann gedüngt, auch wenn das an manchen Stellen nicht notwendig wäre. Mit dieser neuen Methode könnte der Düngerverbrauch in den nächsten acht bis zehn Jahren reduziert werden. „Demnächst werden wir die Umsetzung mit den einzelnen Betrieben besprechen, auch für die nächsten Proben gab es schon 30 Anmeldungen“, verrät Lind. Eine einzige Probe würde einem Landwirten 450 Euro kosten - vom LEADER-Projekt gibt es aber 60 Prozent Förderung aus EU- und Bundesmitteln.
Keine Sprühwolken
Der zweite große Bereich des Projekts befasst sich mit verlustarmer Sprühtechnik. 108 Geräte sollen so optimiert werden, dass der Verlust von Pflanzenschutzmitteln beim Sprühen um bis zu 70 Prozent zurückgeht. „Das bedeutet keine Sprühwolken mehr“, so Dreisiebner. „Aber auch 60 Prozent weniger Lärm und CO2-Ausstoß.“ Die Hälfte der neuen Geräte sind bereits in Verwendung. Weitere Ziele des Projekts sind Konzepte für neue Begrünungsstrategien sowie eine Bewirtschaftung frei von Unkrautbekämpfungsmitteln. Dafür wurden von der ARGE wein.obst einige Geräte getestet und in Betrieben vorgeführt, um den Landwirten die Kaufentscheidung zu erleichtern.
Vorbild für Europa
1.300 Hektar an Obst- und Weinanbaufläche beinhaltet das Projekt, gut zehn Prozent der gesamten steirischen Fläche. Wären die eingangs erwähnten Unwetterschäden nicht gewesen, wäre es noch mehr gewesen. „Rund 200 Weinbetriebe mussten nach dem Frost 2016 absagen, weil sie andere Herausforderungen hatten“, so Lind. „Daher können wir den teilnehmenden Bauern gar nicht genug danken, dass sie sich an so einem nachhaltigen Projekt beteiligen.“ Dreisiebner sieht darin nicht nur eine Verantwortung der Landwirtschaft gegenüber der Umwelt, sondern auch der Gesellschaft: „Das wurde viel zu lange vernachlässigt. Wir müssen verantwortungsbewusst wirtschaften, mit den besten verfügbaren Mitteln.“ Diese versucht das steirische Projekt zu verbessern - als bisher einziges, in keinem EU-Land gibt es vergleichbare Vorhaben. Europäische Folgeprojekte könnten laut Dreisiebner und Lind aber bald folgen.
Teilnehmende Betriebe im Schilcherland
- Schilcherweinbau Bachfischer vlg. Gartenjörgl, Deutschlandsberg
- Schilcherweingut Friedrich, St. Stefan
- Weingut und Buschenschank Garber, Eibiswald
- Weingut Hainzl-Jauk, Frauental
- Weingut Haring vlg. Pichlippi, Eibiswald
- Weingut Koller, Bad Gams
- Weingut Langmann vlg. Lex, St. Stefan
- Weingut Müller vlg. Wiedersilli, Wies
- Weingut Peiserhof, Eibiswald
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