"Bauer"-Frauen in der Landwirtschaft

Barbara Soritz kennt jedes einzelne Schaf beim Namen und weiß die Arbeit als Bio-Bäuerin sehr zu schätzen.
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BAD SCHWANBERG. Das richtige Gespür für Tiere und Pflanzen, dazu noch viel Herzblut in der Vermarktung der eigenen Produkte, das zeichnet die unzähligen steirischen Bäuerinnen aus. Von den insgesamt rund 36.000 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in der Steiermark, sind wiederum 36 Prozent fest in weiblicher Hand (Quelle: Landwirtschaftskammer Steiermark).
Neben dem Einsatz für den eigenen Betrieb, der noch neben der Familie und dem Haushalt "geschaukelt" wird, tragen diese Landwirtinnen auch wesentlich zum sozialen Leben und Zusammenhalt in den Dörfern und Regionen bei.

Der biologische Weg

Wo eine Bäuerin vorsteht, steckt oftmals "bio" dahinter. Das bedeutet, bei diesen Betrieben wird die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, die Produktion gesunder gentechnikfreier Lebensmittel und generell die Ökologisierung der Landwirtschaft groß geschrieben. In der Steiermark werden 30 Prozent aller Bio-Bauernhöfe von Frauen geleitet. Eine von ihnen ist Barbara Soritz, die in Unterfresen hoch über Schwanberg den "Biosphärenhof Tabakscheucher" betreibt. Beeindruckt von der herrlichen Landschaft fällt der Blick gleich einmal auf die bunten Schafherden, die es sich hier auf großzügigen Weideflächen gut gehen lassen können - insgesamt werden 28 Hektar durch diverse Zupachtungen bewirtschaftet.

Zucht alter Rassen

Je nach Jahreszeit sind es zwischen 150 und 18 Schafe", so Barara Soritz und erklärt gleich weiter zur Philosophie auf dem Betrieb: "Unser Biohof ist spezialisiert auf die Zucht alter Rassen. Die Zucht von Krainer Steinschafen ist somit eines unserer Hauptstandbeine. Dabei gibt es nur Grundfutter für die Tiere und kein Kraftfutter", erklärt Barara Soritz. Die Lämmer werden mit ca. einem Jahr in einem EU-zertifizierten Schlachtbetrieb ganz in der Nähe in Wielfresen geschlachtet, sodass kein Stress durch lange Transportwege aufkommt. "Wir legen großen Wert darauf, dass wir unsere Tiere selber schlachten und dabei alles möglichst ruhig und angstfrei abläuft. Daher sind wir auch von Anfang an Direktvermarkter gewesen, weil wir unsere Tiere nicht aus der Hand geben wollen", betont Soritz.

Kooperation mit guten Handwerksbetrieben

Im Vordergrund steht letztendlich der Vertrieb von Fleisch sowie Schinken und Wurstwaren. Die Verarbeitung erfolgt bei einem jungen Fleischhauer in Anger bei Weiz, wo Biozertifizierung möglich ist. Natürlich kennt die Bäuerin jedes einzelne Schaf beim Namen, die ihre Pflicht darin sieht , dass die Tiere ihre Lebenszeit so gut als möglich verbringen können. "Mir ist es sehr wichtig, täglich mit den Tieren Kontakt zu haben. Es ist schließlich unsere bäuerliche Wahrnehmung zu sehen, ob die Tiere auch wirklich gesund sind," ist Soritz überzeugt. Natürlich wird auch die Schafwolle der Lämmer verarbeitet, nämlich zu Socken u.a. verstrickt. Die Wolle der Altschafe wird zu Schuheinlagen u.a. verfilzt. "Mir ist dabei die Verknüpfung mit versierten Handwerksbetrieben ein großes Anliegen. Schließlich können wir nicht alles selber machen", betont Soritz.

Während wir zu den Schafherden gehen, ist einer der vier ausgebildeten Border Collies mit dabei, die die Herden auf Kommandos beisammenhalten, treiben und hüten. "Wir züchten unsere Border Collis selbst und verkaufen die Jungtiere weiter.

Geflügel für die Zucht

Ein weiteres Standbein ist das Geflügel, wie Perlhühner, Altsteirer Hühner und die österreischische Landgans, wovon die meisten in die Zucht verkauft werden.
Esel sind die weiteren Hingucker auf den Weiden: "Ja, die haben wir zur Weidepflege. Sie sind optimale Partner zu den Schafen weil sie genau das fressen, was die Schafe stehen lassen. Uns ist es nämlich wichtig, dass der ganze Hof in einem Kreislauf steht", betont Barbara Soritz, die ursprünglich aus Berlin kommt und im Jahr 1991 mit ihrem Mann 1991 dieses Anwesen erworben hat. Erste landwirtschaftliche Erfahrungen hat sie auf einer Alm in Salzburg gesammelt. "Allerdings wurde es dann mit zwei Kleinkindern doch etwas anstrengend auf der Alm und wir sind letztendlich hier gelandet. Inzwischen sind die Söhne aber schon erwachsen. Sie sind sehr mit uns verbunden, werden aber wohl andere Wege gehen", erklärt die Landwirtin, dass ihr Mann außerdem eine Kerzenzieherei zur Produktion von Bienenwachskerzen betreibt.

Wie es dann einmal mit der Hofübernahme werden wird? Soritz: "Es hat sich ergeben, dass seit drei Jahren ein junges Pärchen bei uns in diesem alten Bauernhaus wohnt, das sich in die Wachszieherei und in die Landwirtschaft einarbeitet. Das ist also eine gelebte  Hofgemeinschaft."

Zur Vermarktung

Und wie erfolgt die Vermarktung? "Das Fleisch wird an Stammkunden verkauft, und das meist noch bevor die jährlich vier oder fünf Schlachttage gewesen sind", freut sich Soritz und führt weiter aus: "Außerdem stehen wir sehr viel mit unseren Schinken und Wurstprodukten sowie den Wollprodukten auf Märkten, um in persönlichen Kundenkontakt zu kommen. So sind wir auch beim Adventmarkt am Grazer Färberplatz mit einem Schäfereistand anzutreffen. Für einen eigenen Hofladen findet Soritz die Produktvielfalt allerdings zu klein.

Netzwerk ist das Um und Auf

Was macht Frauen in der Landwirtschaft so besonders? "Frauen vernetzen sich besser, sie denken breiter im Miteinander und konkurrenzieren viel weniger als Männer." In diesem Sinne hat Soritz z.B. keine landwirtschflichen Maschinen selbst am Betrieb, solche Arbeiten erledigen benachbarten Landwirte.
"Außerdem bin ich derzeit im Vorstand von drei Verbänden, nämlich Bio-Austria, dem Schafzuchtverband und bei der "Arche Austria", die sich den Erhalt alter Rassen zum Ziel gesetzt hat. Mit diesem Neztwerk kann ich die Landwirtschaft auf ein gutes Fundament stellen. Daher sitze ich auch nicht wenig im Büro." Ihre Botschaft an die Frauen. "Haltet Euch nicht so zurück, mischt Euch mehr ein."

Über Bioernte Steiermark:

Der Verband Bio Ernte Steiermark besteht seit 1980, ist der steirische Landesverband innerhalb des Netzwerkes Bio Austria, Europas größtem Bio-Verband und vertritt über 2100 bäuerliche Bio-Betriebe. In der Steiermark werden bereits 20 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet.

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