Hochwasser im Haus: "So etwas ist unvorstellbar..."

So hoch stand der Schlamm in manchen Häusern.
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  • So hoch stand der Schlamm in manchen Häusern.
  • hochgeladen von Simon Michl

„Schau, die is’ immer noch herinnen.“ Eine Pensionistin entdeckt in ihrem Haus eine Biene am Boden. Ihr Gatte nimmt einen Besen, sie hält die Tür auf und er schupft die Biene sanft nach draußen. Eigentlich keine besondere Szene. Sie passiert aber mitten in einem Haus, in dem nichts mehr so ist, wie es war. Um das Ehepaar herum ist Dreck an den Wänden, die Kücheneinrichtung ist auf einen Haufen zusammengestellt worden, dahinter die Wand rausgerissen.

Zweite Katastrophe

Es ist eines der zehn Häuser in Steyeregg (Wies), die letzte Woche von einem Hochwasser überflutet wurden. „Ich bin zufällig gerade bei der Vordertür gestanden“, erzählt der Pensionist. „Da hat’s auf einmal gescheppert und ein Strahl ist vom Garten reingekommen.“ Sofort riss er die Tür auf, um das Wasser vorne wieder rauszulassen. So konnte er Schlimmeres verhindern, der Schaden ist aber enorm. Trotzdem wirkt das Ehepaar gelassen. „Wir müssen jetzt halt Geduld haben.“ Dabei könnten gerade die beiden fassungsloser sein: Vor 17 Jahren brannte ihr Haus ab, das sie danach neu errichteten. „Ich wohne mein ganzes Leben in dieser Siedlung“, so der Pensionist. „Warum passiert uns sowas zwei Mal?“ Ein wenig Traurigkeit klingt doch durch, aber die beiden sind froh, so schnell reagiert zu haben.

70 Zentimeter Schlamm

Den meisten anderen Häusern ging es noch schlimmer. Durch den Starkregen füllten sich die Bäche und der Kanal vor der Wohnsiedlung, welche die Wassermengen irgendwann nicht mehr aufnehmen konnten. Aus den Kanalrohren schoss das Wasser dann direkt in die Häuser. Teilweise stand der Schlamm bis zu 70 Zentimeter hoch, die Abdrücke sind noch deutlich zu sehen. „Mein Mann und ich waren arbeiten, die Kinder zum Glück bei meinen Eltern“, erzählt eine Einwohnerin. Bis auf Wassersauger sind ihre Zimmer im Erdgeschoss leergeräumt. Die Schulsachen der drei Kinder sind entweder zerstört oder unauffindbar, eine Nachbarin verspricht, Gutscheine in Geschäften aufzutreiben. Die Familie wohnt erstmal in einer leerstehenden Wohnung, welche die Marktgemeinde Wies zur Verfügung stellt. Wie sie die Schadenbehebung finanzieren sollen, wissen sie noch nicht. Die Feuchtigkeit ist längst in die Wände eingedrungen, der Schlamm ist überall und nur schwer wegzubekommen.

Neues Haus überschwemmt

Das hat auch das Ehepaar nebenan schmerzhaft zu spüren bekommen. „Unsere ganze Kleidung können wir wegschmeißen“, erzählt der Mann, der mit seiner Frau erst vor zwei Wochen in das Haus eingezogen ist. Vieles wurde neu eingerichtet, vom neuen Heim ist nur mehr wenig zu erkennen. „Die Couch und der Gefrierschrank sind auf dem Kopf gestanden“, erinnert sich der Mann. Ein Nachbar schlug von draußen die Tür ein, damit der Schlamm überhaupt hinaus konnte. Derweil können die beiden wieder in ihrem alten Haus wohnen. „Dort war’s eh schön, aber wir wollten schon immer mal was eigenes haben. Hier hätten wir noch vieles vorgehabt, das ersparen wir uns jetzt“, kann auch er wieder ein wenig lachen.

Hilfe für Hochwasseropfer

Überall wird geputzt und aufgeräumt. 17 Tonnen Sperrmüll entfernte die Müllentsorgung, viele helfende Hände hatten mitangepackt. „Die Unterstützung war wirklich großartig“, ist die Pensionistin, die eben noch die Biene entdeckte, beeindruckt. Die Marktgemeinde Wies richtete bereits ein Spendenkonto ein (siehe unten). 10.000 Euro finanzielle Unterstützung hat Bürgermeister Josef Waltl geplant, mehr könnte noch folgen. Die Gemeinde stellt auch Wohnungen zur Verfügung und übernimmt die Mietkosten für die Zeit der Reparaturarbeiten. Die Raiffeisenbank Süd-Weststeiermark, wo auch das Spendenkonto eingerichtet wurde, möchte mit einer zinsgünstigen Überbrückungsfinanzierung helfen. Das Land Steiermark hilft mit dem Katastrophenfonds aus, von ihren Versicherungen bekommen die Bewohner wohl nicht viel. Die Summen für Katastrophenschäden liegen meist im vierstelligen Bereich. Spezielle Schutzmaßnahmen gibt es nicht, da keiner mit einer Überschwemmung in diesem Gebiet rechnen konnte. Umso mehr sind die Betroffenen auf Spenden und jede Art von Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen.

Spendeninformation

Kontoname: Spendenkonto für Hochwassergeschädigte Wieser
IBAN: AT61 3805 6000 0309 5015
BIC: RZSTAT2G056

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