Feuer und Flamme für den heißen Höhlenbrandofen

Ein Wandobjekt, das durch Tonbeigaben mehr Tiefe erhalten hat
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  • Ein Wandobjekt, das durch Tonbeigaben mehr Tiefe erhalten hat
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Der Anagama ist bei Isabella Primus absolut „Ton angebend“

Isabella Primos, geboren 1976 in Eibiswald, lebt und arbeitet mit ihrer Familie auf dem Zwettihof unweit des Radlpasses. 2003 hat sie hier ihre Werkstatt gegründet, zuletzt wegen der Geburt der beiden Kinder Gloria und Valerie eine führjährige Schaffensperiode eingelegt.

(jf). Nach der Auszeit ist Isabella Primos nun wieder voll in ihrem Element. „Dank der Unterstützung durch meine Schwiegereltern kann ich mich wieder meiner Arbeit widmen. Und ich merke jetzt nach der langen Pause so richtig, wie viel Kraft und Energie ich dadurch bekomme.“
Isabella Primos beschäftigt sich gerne mit verschiedenen Techniken. Ihre Vorliebe gilt dem Mischen von Tonen. Sie mengt Papier oder Steine bei, um eine spezielle Struktur zu erzielen, sie macht Ton mit Wasser streichbarer und „gatscht“ die Schlicker auf ihre Objekte, was ihnen ebenfalls ein organisches Aussehen verleiht. Oder Tone werden mit Mikroorganismen angerührt. „Dann bekommen die Objekte eine andere Schwingung.“
Die künstlerisch begabte Holzbrandkeramikerin kreiert aus Steinzeugton und Porzellan Objekte für Haus und Garten. „Ich arbeite und präsentiere viel mit Spiegeln, denn man erhält dadurch zwei Ansichten“. Ihre Dosen bergen Geheimnisse in sich. „Von außen sieht man nicht alles, man muss tiefer schauen. Jedes Ding hat ein Innenleben.“ Neuerdings gestaltet Primos auch Leuchtobjekte, die sie als Empfangskanäle, die nach unten und oben offen sind, interpretiert.

„Der Anagama ist mein Highlight. Feuer und Asche können die Keramik berühren.“

Isabella Primus

Gebrannt wird in der Regel einmal im Jahr. Dann wird der 2005 aus Feuerleichtsteinen errichtete Höhlenofen mit Rohware beschickt und die Jahresarbeit gebrannt. „Das Warten können auf diesen Augenblick ist etwas Besonderes“, gesteht Isabella Primos. Das Befüllen des Ofens ist Geduldssache. Zwei Personen haben eine Woche lang zu tun, um die Objekte etagenförmig anzuordnen. Im Anagama sind Feuer und Keramik in einem gemeinsamen Raum. Die Flamme gibt die Farbe, die Asche verbindet sich mit der Rohware, wird so zur Glasur und hebt die Struktur stärker hervor. Mit Kräutern und Gräsern, die Primos auf der Rohware platziert, wird die Farbgebung zusätzlich beeinflusst.
„Ohne freiwillige Helfer wäre das Brennen nicht möglich“, so Primos. Es bedarf mindestens sechs Leute – meist sind es KünstlerkollegInnen – um den Höhlenofen während der vier Tage und Nächte bedienen zu können. Obwohl der Brennvorgang mit Holz und Luftzufuhr gesteuert wird, entwickelt er eine Art Eigendynamik. „Ein großes Dankeschön an die Feuerwehr, dass sie kommt, auch wenn nichts passiert ist!“ Vorläufig wird Isabella Primos ihren Anagama im nächsten Frühjahr wieder voll räumen. Für sie ist das Brennen ein Ritual.
Die leidenschaftliche Holzbrandkeramikerin findet man nicht auf Hobbykünstlermärkten, und sie nimmt ganz selten an Ausstellungen teil. Unter dem Motto „Weniger ist mehr“, konzentriert sie sich gerne aufs Daheim. Ein ehemaliger Schweinestall wurde in ein Atelier umfunktioniert. Die mit Lehm verputzen Räume erden den Bezug der Künstlerin zu Naturmaterialien. Hier präsentiert sie ihre Dauerausstellung.
Am 27. und 28. Mai lädt sie nach längerer Zeit wieder einmal zu einer Atelierausstellung. „Dabei gibt es die Möglichkeit, den Entstehungsort meiner Werke sowie meinen einzigartigen Höhlenofen zu erkunden und Neuigkeiten auszutauschen“. Anfahrt: Richtung Radlpass, Zufahrt Fritz vulgo Zwettihof.
Von 13. Mai bis 31. Oktober ist eine Auswahl ihrer Objekte auch bei „Kultur trifft Skulptur“ im Kunst(wein)Keller in Ehrenhausen an der Weinstraße zu sehen.
Isabella unterstützt ihren Mann Thomas gerne im landwirtschaftlichen Betrieb. Zum Zwettihof gehören 29 Hektar Grund. Davon entfallen 15 auf Grünland und 14 auf Wald. Der Mutterkuhbetrieb ist auch auf Almochsen, die als „Almo“ vermarktet werden, spezialisiert.

IM DETAIL

Beim Brennen im Anagama wird eine Temperatur bis zu 1300 Grad Celsius erreicht. Nach der Sturzkühlung werden der Kamin zugedeckt und Öffnungen sorgfältig mit Lehm verschmiert, damit keine Zugluft entsteht und die Kühlphase langsam stattfinden kann. Geheizt wurd mit Nadelholz. Dieses verbrennt schnell und gibt eine lange Flamme. Pro Brennvorgang benötigt Isabella Primos zwischen vier und sechs Kubikmeter Holz.

Fotos: Josef Fürbass

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