"Koralpensaga" zu geplanten Kraftwerken

Andreas Mathauer ist Sprecher der Bürgerinitiative "Nein zum Industriepark Koralm" und setzt sich seit Jahren für die Schwarze Sulm ein.
  • Andreas Mathauer ist Sprecher der Bürgerinitiative "Nein zum Industriepark Koralm" und setzt sich seit Jahren für die Schwarze Sulm ein.
  • hochgeladen von Susanne Veronik

WWF Österreich und der Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe und des Weststeirischen Hügellandes haben bei einer Pressekonferenz zur Kurzfilm-Premiere „Die Koralpensaga“ ins Grazer Schubert-Kino geladen. Präsentiert wurden drei provokant-kritische Kurzfilme mit dem Schauspieler und Kabarettisten Gregor Seberg über zwei höchst umstrittene Wasserkraft-Projekte im Bezirk Deutschlandsberg. Thema ist einerseits das geplante, österreichweit größte Pumpspeicher-Projekt auf der Koralpe mit erwarteten Kosten von mehr als einer Milliarde Euro, sowie das seit Jahren umstrittene Kleinwasserkraftwerk an der Schwarzen Sulm.
In den drei satirischen Kurzfilmen zur "Koralpensaga" mit dem steirischen Schauspieler und Kabarettisten Gregor Seberg sprechen Betroffene Klartext über die Vorgänge rund um diese Vorhaben. Dauer der Videos je ca. 5 min, einzusehen auf www.wwf.at/de/schwarze-sulm
Schließlich beschäftigt seit mehr als zehn Jahren der Konflikt um die Schwarze Sulm Politik, Behörden und Gerichte, von der Gemeindestube bis zum Europäischen Gerichtshof.

Im Rahmen der Präsentation haben der WWF und die Bürgerinitiative "Nein zum Industriepark Koralm" mit Sprecher Peter Mathauer ihre nächsten Schritte bekannt gegeben.
Auch Rechtsanwalt Sepp Unterweger und Uwe Begander, Verfahrenstechniker im Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe und des weststeirischen Hügellandes waren für spezifische Informationen ebenso vor Ort, wie Gebhard Tschavoll, Landschaftsökologe des WWF Österreich im Fachbereich Alpenflüsse.
Moderierte wurde die Präsentation von Matthias Schickhofer, Autor (Schwarzbuch Alpen), Umweltjournalist und Naturfotograf.

Seberg abseits von Soko Donau

Der steirische Schauspieler und Kabarettist Gregor Seberg hat sich beim Video-Projekt unentgeltlich eingebracht. Über seine Beweggründe sagt er: „Es gibt keine wirksame Therapie für Menschen, die an Gier und Skrupellosigkeit leiden. Also muss man alles schützen, was die sich gerne nehmen wollen, denn ihre Gier ist unersättlich. Und man hat nur eine Chance. Jetzt.“
In den Internet-Videos macht Gregor Seberg die verworrenen Vorgänge in den Behördenverfahren zu den beiden geplanten Projekten verständlich. Klartext reden dabei neben direkt Betroffenen aus der Region auch die Landesumweltanwältin der Steiermark und die ehemalige Landtagsabgeordnete und Sulm-Schützerin Sabine Jungwirth. Dabei wird klar, dass es bei den Projekten längst nicht nur um die Schwarze Sulm und „ein bissl Strom“ geht.

Trinkwasserprivatisierung in der Steiermark?

„Uns geht es um unser Wasser. Schließlich geht es beim Projekt an der Schwarzen Sulm um ein Trinkwasserkraftwerk“, erklärt dazu Andreas Mathauer, Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Industriepark Koralm. „Wir erleben an der eigenen Haut abenteuerliche Verfahren, bei denen man den Eindruck bekommen könnte, dass die Behörde hier in der Steiermark alles tut, um die Projekte durchzuboxen. Da werden gleichzeitig widersprüchliche Pläne genehmigt, der ökologische Zustand der Sulm herabgestuft, ein Schutzgebiet verkleinert. Bewilligungen und Zustimmungserklärungen von Betroffenen fehlen.
Und über allem schwebt die Frage, ob es bei dem Projekt nicht auch um Verkauf und Privatisierung von Trinkwasser geht. Wasser, das wir in der Region in Zukunft dringend brauchen werden“, ärgert sich Mathauer und ergänzt: „Wir fordern Behörden und Politik einfach auf, korrekt zu arbeiten und den Protest und die Sorgen der Bevölkerung vor Ort endlich ernst zu nehmen. Dazu gehört auch, dass NGOs endlich Parteistellung in den Verfahren bekommen müssen.“

Milliardenteure Atomstrom-Waschmaschine

„Der geplante Koralpen-Megaspeicher ist schlicht eine milliardenteure Atomstrom-Waschmaschine, die enorme Mengen wertvollster Natur unwiederbringlich zerstören würde. Wo soll da das öffentliche Interesse liegen?“ ergänzt Uwe Begander, Verfahrenstechniker und Mitglied des Arbeitskreises zum Schutz der Koralpe und des weststeirischen Hügellandes. „Das Kleinkraftwerk an der Schwarzen Sulm dagegen könnte nur einen mausdreckgroßen Batzen Strom produzieren, würde aber die Sulm für immer zerstören. Und zu den Verfahren kann ich nur sagen: Man will über uns einfach drüberfahren. Aber das lassen wir uns nicht gefallen!“

WWF klagt vor Bundesverwaltungsgericht

„Die Schwarze Sulm ist Europa-Schutzgebiet, enthält zwei Naturdenkmäler und wurde schon 1998 von Umweltministerium und WWF als nationales Flussheiligtum ausgezeichnet. Sie ist ein österreichweit einmaliger Natur-Schatz“, erklärt Gebhard Tschavoll vom WWF. „Darum fordern wir jetzt vor dem Bundesverwaltungsgericht eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Seit Jahren werden Betroffene und Umweltorganisationen von den steirischen Behörden aus den Verfahren ausgeschlossen.“ Für den Fluss-Experten ist klar: „Die absolut nicht nachvollziehbaren Verfahren müssen wieder aufgerollt werden. Entweder gemeinsam im Rahmen einer UVP, oder eben jedes Verfahren einzeln, unter Beteiligung aller Betroffenen und von uns Umweltorganisationen.“

EuGH und VwGH: Parteistellung für NGOs kommt

Rechtlich hat der WWF dabei gute Karten. „Zwei Urteile des Europäischen Gerichtshofes und ein aktuelles des österreichischen Verwaltungsgerichtshofs geben Umweltorganisationen ganz klar Zugang zu solchen Verfahren“, erläutert der Naturschützer. „Dass das Land Steiermark uns dieses Recht so lange verwehrt hat, hat die Verfahren unnötig in die Länge gezogen. Jetzt werden wir unsere fachliche Kritik in den entsprechenden Verfahren als Anwalt der Natur einbringen. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, dass die Sorgen der Menschen in der Region endlich gehört werden.“

Zum Hintergrund

Das geplante Kraftwerksprojekt Schwarze Sulm und der geplante größte Pumpspeicher Österreichs bedrohen das einmalige Naturjuwel Schwarze Sulm und die Koralpe. Seit über zehn Jahren beschäftigt der Konflikt um die Schwarze Sulm Politik, Behörden und Gerichte, von der Gemeindestube bis zum Europäischen Gerichtshof. Beim Kleinwasserkraftwerk an der Schwarzen Sulm wird eine Wasserentnahme von bis zu zu 65 Prozent befürchtet. Konkret handelt es sich um ein "Ausleitungskraftwerk", bei dem an einer Stelle dem Fluss Wasser entnommen wird, über eine Rohrleitung mit einem möglichst grossem Gefälle talwärts geleitet wird und diese "Fallkraft" des Wassers über eine Turbine in Strom umgewandelt wird. Danach wird das Wasser wieder in den Fluss an dieser Talstelle zurückgeleitet. Die zuständigen Behörden schreiben genau vor, wann und in welcher Größenordnung Wasser entnommen werden darf. Erläuterungen aus Sicht der Projektwerber Alfred Liechtenstein und Peter Masser findet man auf www.sulmkraft.atDie Schwarze Sulm und ihr größter Zufluss, der Seebach, entspringen auf der Koralpe. Dort wollen die gleichen Betreiber einen gigantischen Pumpspeicher mit zwei Betonbecken zu ca. je fünf Millionen Kubikmeter m³ Fassungsvermögen errichten. Obwohl von den Investoren als „Ökokraftwerk“ angepriesen, gehen Experten und Kritiker davon aus, dass hier vor allem billiger Grundlaststrom aus Atom- und Kohlekraftwerken aus der dort bereits vorhandenen 380 KV-Leitung zum Einsatz kommt und somit das Gegenteil der Energiewende forciert würde.

Neue Hompage der Bürgerinitiative

"Außerdem hat die Bürgerinitiative jetzt eine neue Website eingerichtet, auf der die Filme ebenfalls abrufbar sind", so Peter Mathauer, sehen Sie selbst auf: www.koralmschutz-jetzt.at

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