Obstbau in Bedrängnis: "Von Ernte ist keine Rede"

Bezirksbauernkammer-Obmann Christian Polz (l.) und Karl Gögg bei einem Rundgang durch die beschädigten Obstanlagen in Gersdorf/Bad Gams.
28Bilder
  • Bezirksbauernkammer-Obmann Christian Polz (l.) und Karl Gögg bei einem Rundgang durch die beschädigten Obstanlagen in Gersdorf/Bad Gams.
  • hochgeladen von Susanne Veronik

BAD GAMS. Sie können sich gewiss erinnern an die Schneebruchfotos vom 28. April auf der Kernobstanlage von Karl Gögg in Bad Gams, gelegen auf ca. 400 Metern Seehöhe.
Schon der Frost zwei Nächte zuvor hat großen Schaden angerichtet, der schwere Schnee kurz darauf hat den Pflanzen den Rest gegeben, wie bei vielen anderen landwirtschaftlichen Kulturen.
So sind Bäume und Netze der erst einige Tage vor dem Wintereinbruch gesetzten Anlage mit der Apfelsorte "Elvina" (eine Clubsorte mit strengen Qualitäts-Richtlinien) am Boden gelegen, Verankerungen waren ausgerissen, Teile der Bewässerungen beschädigt.

Rund zehn Hektar Kernobst hat Gögg mit einer Familie in Gersdorf angesetzt - der ältere der beiden Söhne möchte nach der NMS die Fachschule für Obst- und Weinbau in Silberberg besuchen mit dem Ziel, einmal den Familienbetrieb zu übernehmen.

Zur aktuellen Situation

Bei einem neuerlichen Lokalaugenschein der WOCHE Deutschlandsberg, begleitet von Bezirksbauernkammer-Obmann Christian Polz, hat sich ein ungewohntes Bild auf der Obstanlage ergeben: Stipfel der abgeräumten Flächen liegen vor dem Hof, viele Flächen sind komplett abgeräumt und auf besagter Jungpflanzen-Anlage sind die Bäume zwar aufgerichtet, allerdings sind dazwischen immer wieder kaputte Triebe und Pflanzen zu sehen.

Schon der Frost hat ganze Arbeit geleistet

"Wo der Frost voll zugeschlagen hat, gibt es gar keinen Ertrag. Wir verdienen heuer keinen Cent", betont Karl Gögg und zeigt uns Obstbäume mit nur wenigen oder ganz ohne Früchten."So eine Katastrophe hat es noch nie gegeben. Daher sind wir dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um dieses schwierige Jahr durchtauchen zu können. Schließlich muss der Betrieb jetzt auch ohne Ertrag aber mit allen Kosten aufrecht erhalten bleiben", so Gögg, der angesichts des schwierigen Preisniveaus auch im Zuge des Russland-Embargos noch immer nicht sicher ist, ob er im Obstbereich überhaupt weitermachen wird.

Zusicherung für Schneebruch-Schäden

"Die Auszahlungen aus dem Katastrophenfonds für jene Landwirte, die bei ihren Anlagen von Schneebruch betroffen sind, erfolgen im Sommer", betont Polz, der allerdings zum Ausgleich der Frostschäden noch vorsichtig ist mit einem Zugeständnis. Hier wird erst im Herbst das ganze Ausmaß ersichtlich sein und erst dann werden die Schäden erhoben.

Keinerlei Ertrag

In einem normalen Jahr werden bei Obstbau Gögg zwischen 400 und 500 Tonnen Kernobst gerntet. "Wenn wir heuer 3000 Kilogramm machen, wäre diese Annahme schon hoch gegriffen. Von einer Ernte ist bei diesen Zahlen gar keine Rede", betont Gögg.

Teure Reparaturen

Zu besagtem Ernteausfall und der Neubepflanzung kommen noch etliche, kostenintensive Reparaturmaßnahmen. Gögg hat seine Erntehelfer für die Aufräumungs-Arbeiten eingesetzt, da sie mit den Maschinen vertraut sind.
2,5 Hektar sind hier abgeräumt, bei weiteren 3,5 Hektar wird noch am Aufstellen der Anlagen gearbeitet. Die Netze werden frühestens in zwei Wochen neu gespannt.
Karl Gögg: "80.000 Euro haben wir bis jetzt in die Hand genommen, um die verbleibenden Flächen wieder herzustellen, also neue Hagelnetze, neue Plaketten als Verbindung zwischen den Netzen u.a. Wenn ich jene Verlustflächen, also Flächen die jetzt nicht bewirtschaftet werden, wieder herstellen möchte, so wären das nochmals 80.000 Euro. Allerdings bleiben diese Flächen jetzt einmal brach liegen, solange die wirtschaftliche Situation für den Obstmarkt derart angespannt ist."

Weintrauben geben Hoffnung

Hoffnung setzt Gögg auf Tafeltrauben, die ebenfalls nach dem schweren Schnefall im Aprill komplett am Boden gelegen sind. Netze und Drähte mussten daher entfernt und neue Säulen aufgestellt werden. Die Drähte wurden schließlich neu gespannt und jedes nicht geknickte Pflänzchen wieder aufgerichtet und in der V-Ausrichtung an den Drähten angebunden. "Hier kommen wir doch zu ein wenig Ernte", freut sich Gögg über die neuen Triebe an den Weinstöcken. Diese lockerbeerigen Tafeltrauben der Sorte "Muscat-Bleu" zeichnen sich durch eine hohe Resistenz gegenüber Pilzen wie echtem und falschem Mehltau aus.
Gögg erntet diese Trauben vorwiegend für die Schnapsbrennerei.
Hier möchte Gögg auch künftig ansetzen, so die Kontingente im Rahmen des Weinanbaus gegeben sind.

Kurz zur Versicherung

Übrigens: In ganz Österrich gibt es nur sieben Weinbauern, die gegen Dürre, Frost und Hagel versichert sind. Für Obstbauern käme diese Versicherung extra teuer, da sie diese erst aufbauend auf eine teure Netzversicherung abschließen können. Da beißt sich die berühmte Katze in den Schwanz, wenn erst eine Hagelnetzversicherung eine Versicherung bei Frost UND Hagelschäden ermöglicht.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.