Über den Blues in der Volksmusik und vieles mehr

Wer greift da in die Saiten? Sepp Loibner und "Sir" Oliver Mally stehen zum Blues.
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Blues oder Volksmusik? Nein, kein entweder oder - wenn, dann eine gegenseitige Bereicherung. Dass die eine Vorliebe nicht die andere ausschließt, zeigt dieses Interview. Die WOCHE Deutschlandsberg hat sich dazu mit dem international agierenden Vollblut-Blues-Musiker "Sir" Oliver Mally aus Wagna und dem Leiter der ORF Volkskultur-Redaktion Sepp Loibner aus St. Martin im Sulmtal getroffen.

Ihr habt in Parallelklassen die Schulbank im Gymnasium in Leibnitz gedrückt, wie sind die gegenseitigen Erinnerungen?

OLIVER MALLY: Beim Sporteln waren wir manchmal beieinander. Und ich kann mich erinnern, dass der Sepp Schulsprecher gewesen ist.
SEPP LOIBNER: Du bist so gegen die Zeit zur Matura hin recht aufgefallen, schon allein wegen deiner coolen Frisur, die ich selbst gerne gehabt hätte.

Welche Musik war damals "in"?

SEPP: Austropop natürlich! Ich habe sämtliche Lieder von Wolfgang Ambros, STS, Georg Danzer und vielen mehr auswendig gewusst. Diese unverfälschte Musik hat etwas Grundehrliches.
OLIVER: So ist es, gerade die ersten sieben bis acht Platten vom Ambros waren so phänomenal gut, diese Musik höre ich heute noch.

Wann hast du dein erstes Instrument bespielt, Oliver?

OLIVER: Ich habe mit 15 Jahren meine erste Gitarre bekommen, auf der ich mir alles selbst beigebracht habe. Ich hatte nie Musikunterricht, daher sind auch die Fingersätze falsch, aber es klingt alles richtig - und letzlich zählt nur die Wahheit in der Musik.

Hast du dich gleich der Musik verschrieben?

OLIVER: Nein, ich habe mit dem Studium von Jus und darauf folgend mit Volkswirtschaft begonnen. Aber der Drang zur Musik war so stark, da hätte ich keines der Studien durchziehen können. Ich weiß nicht, ob es mich heute noch geben würde, wäre ich nicht Musiker geworden.

Sepp, hast du auch ein Musikinstrument erlernt?

SEPP: Mir ist es leider versagt geblieben, ein Instrument zu erlernen. Als ich sieben Jahre alt war, haben mich meine Eltern vor die Wahl gestellt: Steirische Harmonika oder Akkordeon. Ich habe mich für das Akkordeon entschieden, weil man sich damals noch für die "Steirische" geniert hat. Allerdings war ich bald frustriert vom Instrumentalunterricht - und schon war diese Flamme ausgedämpft.
OLIVER: So geht's doch vielen. Das ist doch ein Horror, wenn junge Leute so vom Musizieren abgeschreckt werden.

Hast du nicht auch gesungen?

SEPP: Mit meinem St. Martiner Viergesang war ich natürlich viel unterwegs - und mit 40 habe ich so zur Gaude Trompete gelernt. Jetzt spielen meine vier Kinder jeweils mehrere Instrumente - da kann ich mich wieder finden.
Auch sie sind auf der bluesigen Seite nämlich insofern, als sie nicht streng nach Noten spielen, sondern durchaus selber so manches ausprobieren und dazu erfinden.

Oliver, du bis seit Jahrzehnten mit deinem ganz persönlichen Blues international unterwegs. Wie hat Dich der Ruf des Blues ereilt?

Das war eine Platte von Muddy Waters, die mir ein Nachhilfelehrer geborgt hat. Nach 30 Sekunden hab' ich meinen Eltern gesagt: Ich werde Musiker. Damals sind sie aus allen Wolken gefallen, heute gehören sie zu meinen größten Fans.

Sepp, wie war deine erste Begegnung mit dem Blues?

SEPP: Der Blues war schon immer meines, weil ich bereits als Schüler bluesige, das Leben hinterfragende Gedichte geschrieben habe.
Auf der musikalischen Seite war es ein Live-Auftritt von Ripoff Raskolnikov, den ich Anfang der 90er Jahre in einem Leobener Lokal ganz zufällig erlebt habe. Ich war absolut begeistert von dieser gestochenen Performance - und dort habe ich den Blues endgültig für mich entdeckt.
OLIVER: Ja, der Raskolnikov war einer meiner esten "Heroes". Wir sind inzwischen über die Jahre richtig gute Freunde geworden und konzertieren auch gemeinsam.

Was ist für dich Blues, Oliver?

OLIVER: Blues ist für mich die Bereitschaft, sich Emotionen komplett auszuliefern.
Also wenn Spaß, dann so, dass der Schädel platzt vor lauter lachen und wenn Trauer, dann muss man sie so sehr zulassen, dass es einen komplett auffetzt. Auch wenn nicht alle Menschen so empfinden, so kann man bei vielen zumindest etwas auslösen.

Kann man bei echter Volksmusik und Blues Gemeinsamkeiten entdecken?

SEPP: Nachdem ich in meinem Job immer Menschen zu unterhalten habe, ist der Blues ein gutes Ventil für mich, auch die dunkle Seite, die etwas Verschleiertes an sich hat, auszuleben. Aber auch die Volksmusik selbst kann bluesig sein. Ich halte sogar diese sehnsüchtigen Almlieder für Blues. Hätte man damals schon Handy und E-Mail gekannt, hätte man diese Sehnsüchte nie in Lieder gegossen. Die Emotionen zulassen, das ist Blues - und das findet sich auch in der Volksmusik, egal ob das lustig oder tief traurig ist. Wir sind da nicht weit auseinander.
OLIVER: Das ist ist sogar ganz eindeutig Blues! Das ist ja nicht von einer Akkordstruktur abhängig sondern Blues ist Tiefe, die sämtliche emotionale Richtungen ergreift. So unverfälschte Hausmusik könnte ich Tag und Nacht hören, darauf steh ich total, da kommen mir sogar manchmal die Tränen.
Blues bedeutet für mich, Extremsituationen auszuloten, auch in emotionaler Hinsicht. Deshalb hat für mich die 5. Sinfonie von Gustav Mahler mehr mit Blues zu tun als die meisten der Blues-Bands, die es da so gibt.
Auch sonst höre ich jede Musik von Klassik bis Jazz, die ich mit allen nur möglichen Emotionen durch mich hindurchmarschieren lassen kann.
Nur Schlager, das ist für mich tiefste Finsternis...
SEPP: Da bin ich ganz beim Oliver: Ich höre jede Musik, die richtig, ehrlich und gekonnt ist, ohne dass dabei irgendwo ein Apparat eingeschaltet wird.

Oliver, du hast im November des Vorjahres mit "Shapeshifter" dein 24. Album herausgebracht. Gleichzeitig wurde die Blues Distillery nach 25 Jahren aufgelöst bzw., nun mit Alex Meik am Bass, in „Sir“ Oliver Mally’s NU' YARD umbenannt. Wer ist noch dabei?

OLIVER: Ja, der Meik hat sogar schon mit Ray Charles gespielt. Mit dabei ist außerdem Martin Gasselsberger, der schon einige Male als Jazzmusiker des Jahres ausgezeichnet worden ist und mit Frank Hoffmann unterwegs war. Seit 16 Jahren schon als Schlagzeuger mit von der Partie ist Willy Hackl.
Eine Band mit solchen top Musikern ist ein ein regelrechter Organismus, das ist wie Magie, die beim Zuhören in ihren Bann zieht. In einer Band kannst Du jeden austauschen aber niemanden ersetzen, das ist der Unterschied zum Projekt.

Oliver, du hattest ja bereits deinen 50. Geburtstag am 6. Februar, wie hast du gefeiert?

OLIVER: Mit meinen Eltern. Freunde habe ich nicht viele und mit Bekannten will ich nicht feiern.

Wie wirst du deinen bevorstehenden Geburtstag am 18. März feiern, Sepp?

SEPP: Ich werde auch mit Familie und Freunden feiern, es sind genau 50 Gäste zu meinem 50. Geburtstag geladen. Es wird a bissl Musi geben und es muss auch Zeit sein, um einmal bei einem Kirchgang "danke" zu sagen.

Zur näheren Info

Sepp Loibner ist während seines Theologie-Studiums zum ORF gewechselt und leitet seit 2010 die ORF Volkskultur-Redaktion. Außerdem hat er einen Gedichtband mit Hörbuch und weitere Bücher herausgebracht. Bei einem der beliebten ORF Frühschoppen ist Sepp Loibner am 13. März in der Reinhold Heidinger Sporthalle zu erleben sowie am 1. Mai beim Zeltfest der FF Frauental und am 5. Mai beim Yetifest vom Bacherlwirt in Hengsberg.

Den "Sir" hat sich Oliver Mally 1991 angeeignet. Der international bekannte Blues-Musiker ist jetzt mit seiner neuen Band „Sir“ Oliver Mally’s NU' YARD unterwegs und strebt mit einem Live-Album seinen 25 Tonträger an.
Die Leibnitzer Bluestage gehen von 6. bis 9. April, jeweils 20 Uhr, im Leibnitzer Marenzikeller in Szene.

Wer greift da in die Saiten? Sepp Loibner und "Sir" Oliver Mally stehen zum Blues.
Da kommt Freude auf: Volksmusik triff Blues - und das verträgt sich sogar mehr als nur gut!
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