Weststeiermark DAC als große Chance für unseren Wein

Winzer Stefan Langmann steht zum Weststeiermark DAC. | Foto: Langmann
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WESTSTEIERMARK. Die Bezeichnung "Districtus Austriae Controllatus" kurz DAC wird von regionalen Weinkomitees an jene Weine vergeben, die ihre Herkunftsregion in unverkennbarer Weise repräsentieren. Diese gibt es mit dem Jahrgang 2018 jetzt erstmals auch in der Steiermark. Gegliedert für die drei Weinbaugebiete in Südsteiermark DAC, Vulkanland Steiermark DAC und Weststeiermark DAC stehen dabei besonders gebietstypische Qualitätsweine im Fokus.
Die WOCHE Deutschlandsberg hat den Winzer Stefan Langmann in seinem Betrieb in Langegg/St. Stefan ob Stainz zum Interview gebeten, nämlich in seiner Funktion als Obmann des Weinbauvereines Schilcherland Steiermark, der sich sehr für diese  Herkunftsbezeichnung eingesetzt hat.
Langmann ist außerdem Obmann-Stv. bei Wein Steiermark, Mitglied im regionalen Komitee und Vizepräsident beim steirischen Landesweinbauverband.

Es war ein langer Weg zum Weststeiermark DAC. Wie war die Ausgangssituation?
LANGMANN: Nach dem Ausfall vom Schilcher durch den Frost im April 2016 haben wir am Wiedereinstieg gefeilt. Wir wollten das Marketing auf eine breitere Basis stellen, damit nicht immer nur einige wenige Betriebe ihr eigenes Süppchen kochen, in dem andere ohne großen Aufwand mitschwimmen. Das DAC-System funktioniert nur, wenn es von einer breiten Masse mitgetragen wird, sodass jeder einen gewissen Beitrag leistet.
Jetzt sind die Beschlüsse für die drei Weinbaugebiete im einzigen regionalen Weinkomitee Steiermark gefasst, und das einstimmig. Auch der Beschluss auf Bundesebene ist jetzt durch.

Wo lag der größte Kanckpunkt in der Vorbereitung?
Das war vor allem die Namensgebung: Schilcherland DAC war der erste Wurf, um unseren Schilcher in den Vordergrund zu heben. Dabei bleibt die Weststeiermark die Rückzugsebene für die Weißweine. Zugleich muss die Rückszugsebene Weststeiermark für den Schilcher gesperrt werden, d.h. dass es dort keinen Schilcherland DAC gibt und keinen Weststeiermak Schilcher. Der restliche Schilcher hätte dann nur unter Steiermark Wein vermarktet werden dürfen.
Wir haben aber erst kurz vor der Wahl die Verordnung  für den DAC erhalten. Allerdings hat die Bezeichnungsverordnung gefehlt, also, dass man den Schilcher nur unter Schilcherland DAC vermarkten darf und nicht unter Weststeiermark. Wir sind also in der Luft gehängt.

Wann war das?

Das war bereits Mitte Oktober, da war die Ernte so gut wie gelaufen und wir sind für den ursprünglich geplanten Marketing-Start mit dem Jahrgang 2017 arg unter Druck geraten. Wir hatten aber Gott sei Dank noch keinen einzigen Wein am Markt und ich habe die Nortbremse gezogen.

Weshalb?
Dieser Schritt zurück war für mich als Obmann nicht einfach und viele haben mein Handeln nicht verstanden. Aber sonst wären wir Gefahr gelaufen, dass wir nicht nur einen Schilcherland DAC gehabt hätten, sondern auch einen Weststeiermark Schilcher und einen Steiermark Schilcher - also ein Kuddelmuddel, das hätte einfach keinen Sinn ergeben. Es geht ja um ein Herkunftsmarketing und nicht um ein Sortenmarketing. Zwar hätte es einen DAC für den Schilcher gegeben, aber mit den Weißweinen wären die Winzer im Niemandsland geblieben. Alles was nämlich nicht im DAC-System ist, wird unter Steiermark Wein ohne nähere Herkunftsbezeichnung vermarktet, also ohne Angabe von Ort, Riede und Gebiet.

Wo liegen die Vorteile in der Bezeichnung Weststeiermark DAC?

Weststeiermark DAC ist verständlich und somit auch für die Weißweine gültig. Mit dem Schilcher haben wir ja ohnehin ein Alleinstellungsmerkmal. Der Schilcher ist jetzt sogar soweit geschützt, dass es den hochwertigen Schilcher mit näherer Herkunfstbezeichnung und auch als Klassik nur noch in der Weststeiermark gibt. D.h. in der Südsteiermark oder im Vulkanland gibt es also nur noch Schilcher Steiermark ohne nähere Herkunftsbezeichnung. Das ganze System ist jetzt viel enger gefasst, als wir es jemals hatten.
Mit dem Weststeiermark DAC kann man jetzt aber noch präziser die jeweilige Herkunft in Kombination mit der jeweiligen Sorte herausarbeiten. Der Welschriesling hat also darin ebenso Platz, wie der Sauvignon, ein Grauburgunder oder ein Morillon, aber auch die Cuvees. Das Hauptaugenmerk liegt dabei immer in der Herkunft. Mit dem Weststeiermark  DAC gibt man auch kleineren Winzerbetrieben eine Instrument in die Hand, ein bestimmtes Ziel, z.B. mit einem Riedenwein als qualitative Speerspitze, anzupeilen. Der Weststeiermark DAC bietet eine gute Basis, mit der jeder selbstständig nach vorne arbeiten kann. Dabei ist keiner ausgeschlossen, wenn die Kriterien erfüllt sind. Ich bin daher sehr froh über diese saubere, klare Lösung.

Was sind diese Kriterien?
Jeder Winzer, der bei Wein Steiermark dabei ist, kann DAC-Weine eintragen lassen.
Die Kriterien dazu sind sehr gut aus der Pyramide herasuszulesen mit den Gebietsweinen als Basis, den Ortsweinen, beim Weststeiermark DAC also Ligist, Stainz (mit St. Stefan und Teilen von Gams), Deutschlandsberg und Eibiswald (mit Wies). Das sind Orte, die man auch als historisch gewachsene Weinbaugebiete kennt. Dabei sind als Leitsorten in der Weststeiermark immer Sauvignon blanc und Schilcher maßgeblich.
Die Speerspitze stellen schließlich die Riedenweine dar, bei denen die näheste Herkunftsangabe mit Lage, Terroir, Boden und Sorte möglich ist. Für eine Klassifizierung wird noch in den nächsten zwei oder drei Jahren an einer österreichweiten Lösung gearbeitet.
Am Ende des Tages sind die Zuckerrestbegrenzungen auf 4,0g/l maßgeblich, damit die steirisch, fruchtig, trockene Stilistik hervorkommt, und die Fülltermine, damit der Wein auch jene Zeit erhält, die er benötigt, um Qualität und Lagerfähigkeit zu gewährleisten.
Die Rückzugs-Ebene ist der Steiermark-Wein für alle jene Weine, die nicht in das DAC-System passen, wo man auch keine Fülltermine zu berücksichtigen hat.
Da ist nicht nur für jeden Winzer etwas dabei, sondern auch für jeden Konsumenten.

Die Vorteile für den Konsumenten?
Für den Konsumenten bietet die neue Herkunfstbezeichnung erstmals eine gut strukturierte Übersicht. Da weiß der Konsument schon am Etikett, was ihn von diesem oder jenem Wein von Geschmak, Haltbarkeit und Stilistik her erwartet. Die Pyramide ist dabei eine gute Hilfe weil sie für alle drei DAC-Gebiete in der Steiermark gültig ist.

Und das DAC-System an sich?

DAC ist ein System, das die ganze Steiermark trägt. Wir müssen landesweit eine gemeinsame Linie fahren. Es hat wenig Sinn, wenn wir Schilcherbauern mit gerade einmal 500 Hektar extra herumwurschteln mit einem extra Marketing, wenn wir mit Wein Steiermark ohnehin schon eine landesweite Struktur haben, die es nur noch zu nutzen gilt. Somit ist nicht nur das Geld aus den Marketing-Beiträgen gebündelt, sondern auch der Input, der dann so massiv nach außen getragen wird. Es wird schließlich in Zukunft nur noch in Richtung DAC beworben werden. Deshalb bin ich ein Freund großer, übersichtlicher Lösungen, um Doppelgleisigkeiten abzustellen und Kräfte effizient zu bündeln.

Die Vorteile für den Winzer?
Jeder, der seine Marketing-Beiträge leistet, kann sich in das DAC-System einklinken, wobei keine zusätzlichen Kosten entstehen. Dazu kommt, dass wir in der Steiermark keine Flaschenbeiträge zahlen müssen, wie es in anderen DAC-Gebieten pro Flasche gefordert ist. Man kann als Winzer also von dem professionell aufgezogenen, gemeinsam gestärkten Auftritt nach außen hin eben über Steiermark Wein nur profitieren. Schließlich lebt die Steiermark von der Sortenvielfalt. Wir in der Weststeiermark werden aber mit dem Schilcher als aufstrebende Leitsorte immer vorne dabei sein. Dass sollte sich künftig auch im Preis niederschlagen.

Ihr Fazit?
Auch wenn mich manche dafür prügeln, dass das Weinbaugebiet jetzt nicht Schilcherland DAC sondern Weststeiermark DAC heißt: Ich bin sehr froh über diese neue Aufgliederung und die Namensgebung. Schließlich ist der Weststeiermark DAC ein neues Instrument für unsere Weinbauern, um ihre regional spezifischen Spitzenweine professionell vor den Vorhang zu holen. Ich freue mich auf den Start mit der Ernte 2018.

Winzer Stefan Langmann steht zum Weststeiermark DAC. | Foto: Langmann
Mit dieser Pyramide werden die Strukturen im neuen DAC-System für die Steiermark klar ersichtlich. | Foto: Wein Steiermark
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