Der Tag, an dem Englands Fußball stillstand

DEUTSCHLANDSBERG. Es war ein nebeliger Oktoberabend im Jahr 1965: Der junge Deutschlandsberger Torhüter Gernot Fraydl im Dress der Österreichischen Fußballnationalmannschaft ließ Stars wie Bobby und Jackie Charlton, Nobby Stiles, Bobby Moore oder auch Trainerlegende Sir Alf Ramsey sportlich verzweifeln. Nach 90 Minuten hatten die Österreicher England vor 65.000 Zuschauern im ehrwürdigen Wembley-Stadion mit 3:2 entzaubert. Fraydl erhielt vom fairen Londoner Publikum minutenlang „standig ovations“ und der „Daily Mirror“ titelte am nächsten Tag: „Fraydl, der Panther von Wembley, nahm England den Nimbus des WM-Favoriten!“ Neun Monate später holte Englands Team den Heim-WM-Titel trotzdem, Fraydl hat sich bei Englands Fans an nur einem Abend trotzdem ein unzerstörbares virtuelles Denkmal geschaffen.

Sportliche Erfolgstour bis in die amerikanische Profiliga

Gernots sportlicher Weg führte über den DSC, GAK, Austria Wien und Innsbruck bis in Amerikas Profiliga. Seine unglaublichen Reflexe und seine Fangsicherheit waren legendär, in Budapest hielt er 1961 den 2:1-Sieg im Nepstadion fest, im gleichen Jahr parierte er in Russland beim 1:0-Sieg (Tor Rafreider) zur erfolgreichen WM-Qualifikation einen Elfmeter, doch der ÖFB sagte die Reise zur WM-Endrunde nach Chile aus finanziellen Gründen ab. Bis heute spricht man in München vom abgewehrten Penalty Fraydls im Dress von Hertha BSC gegen die Bayern, nach 18 hintereinander verwandelten Strafstößen scheiterte Stürmerlegende Gerd Müller im Münchner Olympiastadion am Deutschlandsberger. Fraydl blieb Zeit seines Lebens geerdet, ein treuer Fan seiner Heimat. Seine Frau Susanne, eine Wienerin, und Gernot sind seit 51 Jahren verheiratet und der einstige Ausnahmefußballer investierte mehr als 35 Jahre seines Lebens erfolgreich in den Aufbau des Moorbads Schwanberg, das inzwischen sein Sohn führt. Eine Sportlerlegende aus dem Bezirk, die mehr denn je fasziniert.

Von Franz Krainer