Da ist alles am Boden - alles ist hin

Karl Gögg vor seiner Obst-Anlage: Damit liegen nicht nur Bäume und Netze sondern auch die Zukunftsträume der nächsten Generation darnieder.
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Das Wetter hat in den letzten Tagen alle Geschütze aufgefahren, um der blühenden Natur den Garaus zu machen.
Schon die Nacht von Dienstag auf Mittwoch ließ das Schlimmste befürchten: Frostschäden an vielen Obst- , Wein- und Kürbiskulturen. Auch die Wälder sind arg geschädigt.
"So ein Wetter hat es seit 20 Jahren nicht mehr gegeben. Vor allem hat heuer alles so früh ausgetrieben. Mais und Kürbis, der früh gesetzt und daher bereits aufgegangen ist, der ist abgefroren. Viele setzen jetzt nach, bei der SteirerSaat in Lannach laufen die Bestellungen auf Hochtouren", weiß Bezirkskammerobmann Christian Polz und ergänzt: "Besonders schlimm trifft es die Obstbauern, für die der Markt ohnhin schon am Boden ist - und jetzt auch noch dieser enorme Schaden."
Zwar gibt es seit dem Vorjahr eine Versicherung, allerdings ist diese sehr teuer. Kaum ein Landwirt hat diese abgeschlossen, der Ruf nach dem Katastrophenfonds wird laut.

Totalausfälle beim Obst

"Dabei hatte ich nach dem Frost noch etwas Hoffnung, aber die Triebe sind abgestorben. Da wäre noch die Hoffnung auf sogenannte schlafende Augen. Doch jetzt, nach dem massiven Schneefall, liegen die teuren Hagelnetze und somit auch die Pflanzen am Boden, das betrifft bei mir etwa 2 ha", so Stefan Fellner aus Frauental, der bei seinen 6 ha Obstbau und 3 ha Wein einen Ausfall von 70 bis 80 Prozent befürchtet.

Alles ist am Boden

Noch schlimmer hat es die Obst-Anlage von Karl Gögg etwas höher gelegen in Gersdorf getroffen - hier ist so gut wie alles kaputt: Die frühen Früchte sind abgefroren, ebenso die Triebe und wenn man über die einst gepflegte Plantage blickt, so zieht sich ein Bild des Jammers über die am Boden liegenden Netze - die WOCHE Deutschlandsberg war vor Ort.

Ein erschreckender Lokalaugenschein

Bei Obstbau Gögg werden auf 10 ha Äpfel- und Birnbäume sowie 4 ha Wein gezogen. "Wir haben ein neues System kreiert, sprich Tafeltrauben unter Hagelnetzen - das hat in den letzten beiden Jahren hervorragend funktioniert - genau das ist uns jetzt zum Verhängnis geworden. Zwar ist dem Gerüst bei der Spaliererziehung nichst passiert, aber die Pflanzen sind alle erfroren. In unserem Bereich hat der Frost zu hundert Prozent vernichtende Arbeit verrichtet - also null Ertrag", so Gögg.

Grundlage für die nächsten 15 Jahre ist weg

Bei einem Gang entlang der Plantage wird das Ausmaß des Schadens ersichtlich: Bei mehreren Apfel-Reihen (Evelina), die erst vor sieben Wochen mit neuen Pflanzen gesetzt worden sind, zeigen die kleinen Früchte deutliche Frostschäden auf, wenn man sie aufbricht. "Das sollte die Grundlage für die nächsten 15 Jahre sein. Jetzt liegt das Gerüst und die Bäume sind teilweise sogar entwurzelt - da ist nichts mehr zu retten", bedauert Karl Gögg.

Wettervorhersage hat versagt

"Wir beobachten drei Wetterdienste. Trozten ist norgendwo dieser Schneefall gestern zu Mittag prognostiziert worden. Sonst hätten wir reagieren können und zumindest die Netze geöffnet - dann wäre das Bild anderes", so Gögg, der einräumt, dass diese Menge am Schneefall nicht absehbar war. Die Familie hat noch probiert, mit Stangen die Netze vom Schnee zu befreien, aber das gestaltete sich alsbald zur berühnmten Sisyphos-Arbet: Kaum war man am Ende einer Zeile, war vorne schon wieder alles voll schwerem Schnee.

Totalausfall der Ernte - die Politik ist gefragt

Allein der Frost hat bei diesem Betrieb Schäden in der Höhe von 200.000 Euro verursacht. Die jetzigen Schäden mit dem Netzverlust belaufen sich auf nochmals 300.000 Euro, das ist gut eine halbe Million Euro.
"Da wird der Landesrat gefordert sein und auch die politische Vertetung", betont Gögg, der auch an die enormen Schäden z.B. in der Oststeiermark denkt, wo man ja als Apfelland eine ganze Tourismusregion aufgezogen hat.

Aufräumarbeiten sind wiederum kostenintensiv - und gefährlich

Die große Aufgabe ist jetzt, alle Gerüste, Seile, Drähte, Netze, die Bewässerung und die kaputten Pflanzen wegzuräumen und zu entsorgen, wodurch neben dem enormen Arbeitsaufwand weitere immense Kosten entstehen. Gögg rechnet mit bis zu 10.000 Euro, die pro Hektar bei den Aufräumarbeiten auf seinem Betrieb entstehen könnten.
Dabei ist die Arbeit nicht nur zeitinteniv, sondern auch wegen der unter enormem Druck stehenden Verpannungen der Netze sehr gefährlich.

Zukunftstraum der Jugend ist zerplatzt

Wie soll es jetzt weiter gehen? "Das war unsere Lebensgrundlage - die ist jetzt weg, auch für meinen Sohn, für den jetzt sein Zukunftstraum zerplatzt ist.
Die Situation war ohnhin schon sehr angespannt im Kernobstbereich, sodass man sich immer wieder fragt, ob man weiter in diese Richtung investieren soll. Mein persönlicher Eindruck ist jetzt, dass wir uns aus diesem Bereich zurückziehen werden", so der sichtlich erschütterte Obstbauer und spricht die Erhöhung der Einheitswerte und die Umsatzpauschalierung als hemmende Maßnahmen der Politik an: "Wenn wir Gewinne machen, so will diese das Finanzamt haben. Man muss ja Ernteausfälle abdecken und immer wieder reinvestieren. Somit bin ich von unserer Vertretung massiv enttäuscht, dass man eine Branche, die nicht unwesentlich ist in der Steiermark, so hängen lässt."

Wage Hoffnung im Weinbau

Die WOCHE Deutschlandsberg hat sich auch bei den Weinbauern umgehört.
Beim mehrfach ausgezeichneten Weinbaubetrieb Lazaraus in Langegg an der Schilcherweinstraße in St. Stefan ob Stainz ist alles abgefroren, die heurige Ernte auf 10 ha dürfte daher ausfallen. "Dabei haben die Knospen heuer so früh angetrieben, dass der Schaden durch diesen Kälteeinbruch umso größer ist", bedauert Erika Lazarus und ergänzt: "Wir haben mit solchen extremen Wettersituationen keinerlei Erfahrungswerte. Es könnten ja vielleicht die Dreier-Augen noch Trauben entwickeln, wir wollen den Kopf also nicht ganz hängen lassen."

"Wir haben etwa 8 Hektar Weinbau auf bis zu 500 m Seehöhe. Schon nach dem Frost waren die Triebe beschädigt, jetzt brechen sie durch die Schneelast auch noch ab", so Stefan Pauritsch aus Wernersdorf, der bei der Muskateller Junganlage sogar einen Totalschaden hinnehmen muss.

Johannesbeeren waren in voller Blüte - dann kam der Frost

2 ha Johannesbeeren waren auf dem Betrieb von Stefan und Andrea Pauritsch gerade in voller Blüte - jetzt sind sie vernichtet. "Das ist das schlimmste Wetter, das man sich als Landwirt in dieser Sparte vorstellen kann", bringt es Pauritsch auf den Punkt.

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