Wirtschaft und Wein sowie ein reformfreudiger Finanzminister

Die Sieger aus der Weinkost mit Bundesminister Hans Jörg Schelling (3.v.l.) Vertretern der Raiffeisenbanken und Weinhoheit Johanna II.
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  • Die Sieger aus der Weinkost mit Bundesminister Hans Jörg Schelling (3.v.l.) Vertretern der Raiffeisenbanken und Weinhoheit Johanna II.
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DEUTSCHLANDSBERG. Bereits zum sechsten Mal ist die Veranstaltung zu Wirtschaft und Wein auf Initiative von vier Raiffeisenbanken im Bezirk in der Deutschlandsberger Koralmhalle über die Bühne gegangen.
"Mit dieser Veranstaltung wollen wir zwei Ziele erreichen: Einmal wollen wir eine Plattform für unsere regionalen Weinbauern bieten, um ihre Weine zu präsentieren und sich in diesem Zuge einer Prämierung zu stellen. Außerdem wollen wir für unsere Mitglieder und unsere Kunden besondere Referenten für ein wirtschaftlich relevantes Impulsreferat gewinnen", kündigte Georg Lampl, Vorstandsdirektor der Raiffeisenbank Deutschlandsberg, den Bundesminister für Finanzen Hans Jörg Schelling an.

Emotionales Referat

Aufgrund der aktuellen bundespolitischen Situation hat der Ehrengast Hans Jörg Schelling einen wahren Ansturm bewirkt. "Wir haben den Termin mit dem Finanzminister schon vor gut einem Jahr vereinbart", betont Christian Polz als frisch gebackener Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank Deutschlandsberg. Dass jetzt das Impulsreferat des ÖVP-Bundespolitikers so kurz nach Bekanntgabe der vorgezogenen Neuwahlen stattgefunden hat, war also nicht in dieser Art vorgesehen. "Eine Koalition ist wie eine Ehe: Man löst die Probleme, die man gemeinsam nicht hätte", schoss Schelling dann doch einige Speerspitzen in Richtung Koalitionspartner aus. Doch diese Art von wahlwerbendem Politikum sollte auch nicht Thema des Abends sein.

"Wie zukunftsfit ist Österreich?"

Unter dem Titel "Wie zukunftsfit ist Österreich?" holte Schelling frohlockend aus: "Wenn es um den Wein geht, könnte man ganz einfach sagen: 'Sehr zukunftsfit!'
Schließlich ging Schelling mit einem Zitat in medias res: "Wir haben diese wunderbare Welt mit der wunderbaren Weststeiermark nicht von unseren Vorfahren geerbt sondern von unseren Kindern geliehen."
Der Grundtenor in Schellings Ausführung ist somit dem Reformwillen als Verantwortung unseren Kindern und Enkelkindern gegenüber gewidmet. "Die Welt ändert sich, daher ist es höchst an der Zeit, dass auch wir uns ändern. Schließlich soll der Wohlstand, den wir uns hart erarbeitet haben, auch weiterhin erhalten bleiben. Dazu müssen wir aber einige Schritte setzen", sprach Schelling die Digitalisierung ebenso an, wie die Hürden im Sozialsystem, in dem er keinerlei Zukunftsfitness zum jetzigen Zeitpunkt gegeben sieht. "Allerdings ist insgesamt ein Wirtschaftswachstum in unserem Land zu erkennen, das niemand schlecht reden soll."
Die Frage nach den Herausforderungen: Da wäre einmal das Pensionssystem. Schließlich hat man errechnet, dass 2011 die durchschnittliche Pensionsdauer satte 22 Jahre beträgt, Tendenz steigend. Zum Vergleich: 1971 waren Herr und Frau Österreicher nur acht Jahre im Durchschnitt pensioniert.
"Wenn wir nichts tun und betrachten, wie sich die Lebenserwartung entwickelt, ist dieses System alles andere als zukunftsfit", betont Schelling dass jetzt Maßnahmen zu setzen sind, die weit über die Wahlhorizonte hinaus gehen und räumt ein: "Es ist ein Schwachpukt der Politik, dass man in Wahlperioden denkt und nicht in Generationen."
Er stellt einen Vergleich an: "Die Einnahmen aus der Lohn- und Einkommenssteuer pro Jahr liegen etwa bei 30 Milliarden Euro. Die Abgaben für die Pension, Kranken- und Unfallversicherung betragen im Jahr 45 Milliarden Euro. Wenn wir daran nichts ändern, werden wir nicht zukunftsfit werden."

Eines der weiteren, anstehenden Probleme?

"Das ist die massiv voranschreitende Technologie. Dabei stellt sich die Frage, ob wir in diese Technologie überhaupt investieren wollen. Man sollte Unternehmen, die bereit sind, in Technologie zu investieren, nicht mit einer Wertschöpfungsabgabe sprich Maschinensteuer bestrafen, sodass die neue Technologie wiederum besteuert wird."
Die Lösung? "Wir werden einen Weg beschreiten müssen, um dieses Land zukunftsfit zu machen, und das in sämtlichen Bereichen. Dazu bedarf es eines gründlichen Kassasturzes zu den Fragen 'Wo stehen wir? Wo müssen wir hin?'
Dabei stellt Schelling Qualität, Qualifikation und Innovation ganz vorne auf die to do-Liste, weshalb er dringendend Reformen im Bildungssystem als angebracht sieht.
Schließlich ist der Forschungsstandort Österreich durch Innovation massiv gestärkt worden. "Und das werden wir auch künftig dringend brauchen. Wir sind nämlich gefragt, viel schneller und viel aktiver an Zukunftslösungen zu arbeiten", so Schelling.

Beispiel Steiermark

Schließlich stellt Schelling die politische Entwicklung in der Steiermark als beispielgebend für den Reformweg vor Augen: "Gerade in der Steiermark herrschte vor einigen Jahren genau dieselbe Stimmung, wie wir jetzt auf Bundesebene erleben: Da gab es zuerst die Koalition, wo mehr gestritten als gearbeitet worden ist, dann haben sich die beiden zu einer Reformpartnerschaft zusammengetan und erst dann ist etwas weiter gegangen. Und genau dorthin muss dieses Land kommen. Schließlich haben Sie alle längst begriffen, dass es so nicht weitergehen kann.
Das Problem zu lösen, wird nicht mit einem Plus an Finanzmitteln gelingen, dazu bedarf es einer umfassenden Strategie."
Daher erhofft sich Schelling einen Neustart nach der Neuwahl am 15. Oktober.

Österreich als Vollkaskostaat

Es ist alles gerichtet, vom Arztbesuch bis über die Medikamente. "Damit haben wir die Eigenverantwortung der Menschen verloren", bricht Schelling eine Lanze für mehr Leistungbereitschaft zur Zukunftssicherung des Landes und folgert: "Wir haben ein ernsthaftes Problem mit der Bewertung von Leistung. Wenn nämlich das Arbeitsloseneinkommen annähernd so hoch ist wie das Arbeitseinkommen, dann werden wir nicht besonders zukunftsfit sein können", fordert Schelling die Bereitschaft ein, Maßnahmen in alle Richtungen zu setzen und schließt: "Ja, wir haben ein wunderbares Land, aber wir haben auch die Verantwortung, jetzt rasch kreative Lösungen für die Zukunft zu installieren, um sicherzustellen, dass unsere Enkelkinder genauso ein schönes Leben haben, wie die meisten von uns jetzt." Und noch ein Apell zum Schluss: "Wenn wir auf eine Verschuldungsquote von 60 Prozent als europäische Vorgabe im Jahr kommen wollen, dann ist eine stabile Wachstumsquote von 3,6 Prozent über zehn Jahre nötig. Derzeit schaut es nicht danach aus. Daher werden wir ausgabenseitig agieren müssen, denn die Steuern- und Abgabenquote ist bereits hoch genug. Es macht keinen Sinn, diese zu erhöhen. Wenn Sie dieselbe Energie, die Sie täglich ins Jammern investieren, in den Optimismus investieren, dann haben wir eine realistische Chance, eine Wachstunmsquote von 3,6 Prozent zu schaffen."

Der Finanzminister ist auch Winzer

Auf die Frage, was den Herrn Finanzminister mit der Weststeiermark verbindet: "Wenn man von Wien kommt, ist Deutschlandsberg das Paradies." Und der Bezug zum Wein? "Ich habe seit 2009 das Stiftsweingut Herzogenburg gepachtet und bin daher selbst Winzer. Ich bin also schon sehr gespannt auf die Verkostung der Weine meiner Winzerkollegen, die ja gerade 2016 ein ausgesprochen schwieriges Jahr aufgrund des Spätfrostes im April zu stemmen hatten."

Schilcherland DAC 2017

Daran anknüpfend richtete Johann Dreisiebner in seiner Funktion als Obmann des Landesweinbauverbandes Steiermark auch gleich die dringende Bitte an Schelling, das Projekt Schilcherland DAC 2017 im Sinne der vom Frost gebeutelten Winzer voranzutreiben. In der Steiermark gibt es bis dato noch keine derartige Markenbezeichnung. Im nationalen Weinbauverband ist diese Markenbezeichnung zwar schon durch, dennoch sind es noch einige Schritte bis hin zu einer fixen Verordnung in den Ministerien, die unserem Weinbaugebiet eine enorme Stütze in Sachen Vermarktung bescheren würde.
Schließlich gibt es ja kein typischeres Weinbaugebiet für den Schilcher als unsere Weststeiermark.

Im Mittelpunkt des Abends standen allerdings jene Weinbauern, die ihre Weine zur Verkostung gestellt haben. Im Beisein von Weinkönigin Johanna II und moderiert von Kathrin Wagner und Prok Fritz Kobald, beide von der Raiffeisenbank eGen, fand die mit Spannung erwartete Prämierung der sechs Sortensieger und die Kür zum Gebietsweingut des Jahres statt.

Die Finalisten und Sieger nach Kategorien geordnet:

Weißburgunder

Joachim Florian aus Dobl-Zwaring
Gottfried Hainzl aus Frauental
Martin Jöbstl aus Eibiswald
Friedrich Klug aus St. Stefan
Peiserhof - Michael Strohmeier aus Eibiswald:
Sieger: Daniela und Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz

Sauvignon Blanc

Martin Jöbstl aus Eibiswald
Markus Klug aus St. Stefan
Andrea und Stefan Pauritsch aus Wernersdorf
Schipferhof - Alois Strohmeier aus St. Ulrich im Greith
Thomas Strohmaier aus Pölfing-Brunn
Sieger: Peiserhof - Michael Strohmeier aus Eibiswald

Muskateller

Hannes Garber aus Eibiswald
Martin Jöbstl aus Eibiswald
Daniela und Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz
Peiserhof - Michael Strohmeier aus Eibiswald
Thomas Strohmaier aus Pölfing-Brunn
Sieger: Daniela und Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz

Sekt

Melanie und Christian Jauk aus Pölfing-Brunn
Daniela und Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz
Daniela und Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz
Christian Reiterer aus Wies
Christian Reiterer aus Wies
Sieger: Thomas Strohmaier aus Pölfing-Brunn

Schilcher Klassik

Anton Achatz aus St. Stefan ob Stainz
Josef Müller aus Wies
Fritz Schmidt aus St. Ulrich im Greith
Eduard Weber aus St. Stefan ob Stainz
Eduard Weber aus St. Stefan ob Stainz
Sieger: Daniela und Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz

Rotwein:

Walter Kaiser aus Wies
Daniela und Stefan Langmann aus St. Stefan ob Stainz
Andrea und Stefan Pauritsch aus Wies
Thomas Strohmeier aus Pölfing-Brunn
Thomas Strohmeier aus Pölfing-Brunn
Sieger: Andrea und Stefan Pauritsch aus Wies

Gebietsweingut des Jahres
Zum Gebietsweingut des Jahres wurde das Weingut Langmann von Daniela und Stefan Langmann in St. Stefan ob Stainz unter tosendem Applaus gekürt.
Zu hunterten von Brötchen, die die Schülerinnen der Fachschule Burgstall in Wies mit Dir. Maria Strametz vorbereitet haben, standen die edlen Tropfen zur Verkostung bereit.

Vier Raiffeisenbanken

Beteilgt an dieser Veranstaltungen sind die Raiffeisenbank Deutschlandsberg e.Gen mit VDir. Michael Hödl, CMC und VDir Georg Lampl, die Raiffeisenbank Lieboch Stainz e.Gen mit VDir. Franz Kager und VDir. Anton Tschuchnik CFM CMC, die Raiffeisenbank Schilcherland e.Gen mit Vorstand Johann Schmölzer und Vorstand Günter Krainer und die Raiffeisenbank Süd-Weststeiermark e.Gen mit Manfred Fürpaß, Egon Klinger und Wolfgang Ruhri.

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