Alkoholsyndrom
Unsichtbare Behinderungen
Alkohol in der Schwangerschaft hat oft schwere Folgen. Ein Verein klärt auf und bietet Hilfe an.
DONAUSTADT. „Bei einer Schwangerschaft kann eine einzige Partynacht schon ungeahnte Folgen für das Kind haben“, erläutert Katarzyna Nahrebecka vom Verein FASD Hilfe Austria. Ärzte warnen regelmäßig vor Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, doch nur wenige kennen die Auswirkungen.
Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS), in der englischen Fachsprache auch Fetal Alcohol Spectrum Disorder (FASD) genannt, bezeichnet körperliche wie geistige Schädigungen eines Kindes vor der Geburt.
Schädigung im Mutterleib
Dieses Syndrom bewirkt beim Ungeborenen eine Migration von Zellen, sodass die Zellen beim Wachstum an der falschen Stelle zu liegen kommen und unterschiedlichste Schädigungen im Gehirn entstehen. Die Symptome und die Folgen für das Kind können sich in Kleinwüchsigkeit, Untergewicht, Merk- und Lernschwierigkeiten, Hyperaktivität, Distanzlosigkeit und in sensorischen Störungen zeigen.
Nahrebecka ist als Pflegemutter mit ihrem Sohn und ihrer Tochter betroffen und schildert aus der Praxis: „FASD-Kinder können oftmals keinen Schmerz empfinden und halten ihre Hände auf die Herdplatten.“ Studien zeigen, dass rund 23 Prozent aller Pflegekinder von FASD betroffen sind, sowie zusätzlich ein bis drei Prozent aller Neugeborenen.
Während Studien und Untersuchungen in Deutschland, Polen oder Amerika bereits seit 20 Jahren laufen und zahlreiche Ergebnisse vorliegen, findet in Österreich nur wenig Forschung dazu statt.
Aus diesem Grund hat Nahrebecka im Juni 2017 einen Verein gegründet, der die Untersuchungsmethoden verbreiten, Betroffenen helfen und Aufklärung betreiben will.
Selbsthilfegruppe
Seit September gibt es zusätzlich zum Verein auch eine Selbsthilfegruppe im Nachbarschaftszentrum 22 am Rennbahnweg. Leiterin Sigrid Karpf unterstützt die Gründung der Gruppe und bietet im Zentrum einen Ort für die quartalsmäßigen Zusammenkünfte. Katarzyna Nahrebecka will damit das Tabuthema rund um Alkohol und Kinder aufbrechen.
Sie selbst musste sich als hysterische Mutter betiteln lassen, obwohl die spätere Entwicklung ihres Sohnes ihr Recht gab. „Bei vielen Kindern liegt der IQ zwar im Normalbereich, aber sie haben durch das FASD doch lebenslange gravierende Schwierigkeiten“, so Nahrebecka.
Diagnose
In Wien hat sich der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde Klaus Vavrik auf die Diagnostik von FASD spezialisiert. „Die möglichst frühe Diagnose von FASD führt zu einer genauen Förderung des Kindes und damit zu weniger dramatischen Folgen in späteren Jahren“, so Nahrebecka.
Sie selbst hat eine zweijährige Ausbildung zu FASD absolviert und führt bei Dr. Vavrik die Anamnese der Kinder durch. Ihr Rat an alle Frauen, die ein Baby planen: Keinen Alkohol während der Schwangerschaft! Infos dazu unter www.fasdhilfeaustria.at
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