Jugendtreff Donaustadt: Viel mehr als nur ein Ort zum Abhängen
Das Zentrum in der Bernoullistraße ist seit 10 Jahren Anlaufstelle für Jugendliche aus dem ganzen Bezirk.
DONAUSTADT. Wenn plötzlich ein Mädchen in der Tür steht, das von seinen Eltern als vermisst gemeldet worden ist, wissen die Sozialpädagogen des Jugendtreffs Donaustadt ganz genau, was zu tun ist. "Wir kennen das Mädchen schon. Das läuft immer wieder von zu Hause weg. Sie weiß, dass sie immer zu uns kommen kann, aber melden muss ich es natürlich trotzdem", so Leiterin Martina Liska.
Seit mittlerweile zehn Jahren bietet man Jugendlichen in der Bernoullistraße 1 einen Treffpunkt. Damals wurde ein Platz gesucht, an dem sich junge Menschen regelmäßig aufhalten können, ohne andere zu stören. "Es gab eine Sozialraumanalyse, mit der ermittelt wurde, wo sich Jugendliche hauptsächlich treffen, verbunden mit der Frage, wo sie gewünscht sind", so die Sozialarbeiterin. Hinsichtlich Räumen für Jugendliche gibt es nämlich auch wienweit Unterschiede, so die Sprecherin der Wiener Jugendzentren, Christa Wildfellner: "Es ist ein großer Unterschied zwischen jungen Menschen in der Innenstadt, die sich auch mal im Museumsquartier oder zum Picknick im Burggarten treffen können, oder solchen am Rande von Wien, wie in der Donaustadt, wo sich Jugendliche oft selbst Treffpunkte schaffen, wo sie sich aufhalten."
Partizipation und Mitgestalten
Die Räumlichkeiten in der Bernoullistraße 1 haben sich damals durch die Nähe zum Donau Zentrum perfekt angeboten. Wichtig ist den Sozialpädagogen dabei, dass man Jugendliche nicht bloß "weg von der Straße" holen möchte. "Bei uns wird viel mehr als nur ein Ort zum Abhängen geboten. Wir bieten Platz für sinnvolles und lustvolles Erwachsenwerden, wo junge Menschen aktiv in Entscheidungsprozesse miteingebunden werden", so Liska. Partizipation sei hier ein wichtiges Stichwort. "Einige Jugendliche kommen her, um Spaß zu haben und sich mit anderen auszutauschen. Für viele ist das auch ein wichtiger Ort, an dem ihre Bedürfnisse ernst genommen werden und den sie mitgestalten dürfen."
Dieses aktive Mitgestalten wird auch in den Räumlichkeiten des Jugendtreffs deutlich. Die Wände sind bunt und freundlich gestaltet, gemütliche Möbel laden zum Verweilen ein und an den Wänden hängen selbstgemalte Bilder. Highlight ist ein eigenes Tonstudio, in dem sich Jugendliche als Sänger versuchen können. "Das wird von den Teenagern gern angenommen. Ein paar von ihnen haben richtig Talent", so Liska. Ihr Talent beweisen die Jugendlichen auch beim Tanzen, denn der Jugendtreff Donaustadt hat sich in den letzten Jahren als Treffpunkt für Tänzer aus ganz Wien eta-bliert. "Es gab bereits vier große Tanzbattles. Auch heuer findet wieder eines unter dem Motto 'Dance for Unity' statt. Diesmal zugunsten von Flüchtlingen."
Suche nach Orientierung
Soziale Probleme und kulturelle Unterschiede sind ebenfalls Thema in der Einrichtung. "Die jungen Menschen kämpfen oft selbst mit Vorurteilen und Alltagsrassismus. Sie sind auf der Suche nach Orientierung und lernen hier im Kleinen, wie man mit Menschen unterschiedlicher Herkunft friedlich auskommt", so Martina Liska. Dass es dabei auch zu Konflikten kommen kann, gehört für Wildfellner zum Prozess beim Erwachsenwerden: "Wir pflegen in den Jugendzentren einen respektvollen Umgang miteinander. Wenn sich Jugendliche nicht daran halten, müssen wir freundlich, aber bestimmt eingreifen."
Dass die Arbeit Früchte trägt, beweisen die ständig steigenden Besucherzahlen im Jugendtreff. Viele kommen seit vielen Jahren her. Martina Liska: "Wenn einem ein junger Mann sagt, dass man ihm sein Leben nimmt, wenn man ihn hier einmal nicht mehr reinlässt, weiß man, dass die Arbeit, die man macht, von Bedeutung ist."
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