Nur ein Logo?
Vorarlberger Bierbrauerei seit Jahren in der Diskussion

Seit Tagen wird heftig darüber diskutiert, ob das Logo der Dornbirner Mohrenbrauerei rassistisch ist oder nicht. | Foto: Mohrenbrauerei
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  • Seit Tagen wird heftig darüber diskutiert, ob das Logo der Dornbirner Mohrenbrauerei rassistisch ist oder nicht.
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Mohrenbräu aus Dornbirn ist derzeit einem regelrechten Shitstorm ausgesetzt

Dornbirn. Blick zurück ins Jahr 1784: In diesem Jahr eröffnete Josef Mohr in Dornbirn eine Gaststätte mit angeschlossener Brauerei, benannte das Haus "Zum Mohren" und verwendete hierfür das Familienwappen, welches einen Mohr abbildete.

Am 1. Mai 1834 übernahm Franz-Anton Huber die Gaststätte samt Brauerei. Da es sich um eines der beliebtesten Häuser in der Stadt handelte, beschloss er, den Namen beizubehalten.

Soweit so gut oder eben auch nicht.
Sprachwissenschaftler und Literaturwissenschaftler belegen aber seit Jahren, dass das Wort „Mohr“ von Anfang an negativ belegt war. Verstärkt wird diese negative Konnotation mit dementsprechenden Logos. Denken wir hier an die Marke „Julius Meinl“ mit dem Logo eines „Mohrs“. Laut Experten wurde im Laufe der Geschichte das Wort „Mohr“ für verschiedene Bevölkerungsgruppen benutzt. Es reduziert den Menschen auf seine Hautfarbe und Rassezuschreibungen. So ist das Wort „Mohr“ ein Begriff für einen unterwürfigen afrikanischen Diener, der versklavt wurde.

„Mohr im Hemd“ oder „Mohrenköpfe“ um nur einige Beispiele zu nennen sind im alltäglichen Sprachgebrauch zwar nach wie vor vorhanden, aber verschwinden schön langsam.

Bei der Firma Mohrenbräu sind grundsätzlich zwei Dinge zu unterscheiden: Markenname und Logo. Markenname bezieht sich auf den Gründungsvater Josef Mohr. Auf dem Logo ist aber ganz klar ein Mohr zu erkennen, also ein Mensch mit afrikanischen Wurzeln.

Mohrenbräu ist periodisch immer wieder solchen Rassismusvorwürfen ausgesetzt – passiert ist in all den Jahren aber nichts. Gerade jetzt mit der weltweiten „Black lives matter“-Bewegung müsste das Unternehmen konstruktiv mit diesen Vorwürfen und einer Image-Debatte umgehen, so der Tenor aus allen Bereichen für die Einsetzung von Menschenrechten.

Der Geschäftsführer von Mohrenbräu Thomas Pachole wehrt sich gegen solche Rassimusvorwürfe und setzt argumentativ auf das Traditionsbewusstsein der Marke und des Unternehmens.

Doch sind diese Argumente, dass man eine Marke/ein Produkt so gelernt hat heutzutage überhaupt moralisch noch vertretbar?

Selbst in Vorarlberg fordern viele ein Umdenken des Dornbirner Unternehmens. Anderen wiederum ist diese Debatte völlig egal und lässt sie kalt.

Marketingexperten sehen in einer Logo-Änderung eine Gefahr des Identitätsverlusts, gleichzeitig sollte das Unternehmen aber jetzt die Chance ergreifen aus einem negativen Image eine positive Kampagne draus zu generieren.

Die Verbindung mit dem Markennamen und dem Logo von Mohrenbräu passt nicht mehr in das 21. Jahrhundert. Würde man konsequent sein, dann müssten die Verantwortlichen als ersten Schritt das Logo ändern. Der Markenname müsste eigentlich von der Herleitung des Gründungsvaters auch anders heißen: „Josef Mohr Bräu“ oder eben „Mohr Bräu“, aber dann bitte ohne ein Mohr-Logo. Mit dem Hl. Mauritius hat diese Rassismus-Debatte schon lange nichts mehr zu tun.

Brauerei reagiert mit einem offenen Brief:

Mohrenbrauerei Dornbirn
Offener Brief

Liebe Freundinnen und Freunde, Kundinnen und Kunden,

liebe Kritikerinnen und Kritiker unseres Markenauftritts,

in den vergangenen Tagen ist die Debatte um unseren Markenauftritt mit großer Heftigkeit neu ausgebrochen. Die Art der Diskussion hat uns und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr betroffen gemacht.

Sowohl von manchen Kritikern unseres Logos als auch von einigen Befürwortern sind Äußerungen getätigt worden, die unseren Werten zutiefst widersprechen. Weder lassen wir uns Rassismus unterstellen, noch lassen wir uns von Menschen mit ausländerfeindlicher Haltung vereinnahmen.

Wir stehen für Toleranz. Wir brauen unser Bier für Menschen aller Kulturen, die in Vorarlberg leben. Wenn sich Menschen auf ein Bier zusammensetzen, entsteht Verständnis füreinander und Respekt. Das gesellige Miteinander verbindet. Das war in der Diskussion der vergangenen Tage nicht der Fall.

Wir haben uns deshalb entschieden, die Situation neu zu bewerten. Gemeinsam mit unabhängigen Expertinnen und Experten aus ganz verschiedenen Bereichen werden wir in den nächsten Monaten in Ruhe prüfen, ob und wie wir unseren Markenauftritt im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterentwickeln. Das Ergebnis dieses Prozesses ist offen.

Als älteste Brauerei Vorarlbergs sind wir stolz auf unsere fast 200-jährige Geschichte. Tradition und Innovation sind die Basis unserer Unternehmenskultur. Aus diesem Bewusstsein heraus gestalten wir diesen Prozess, der uns in eine gute Zukunft führen wird. Wir handeln aus Verantwortung für das Unternehmen, unsere 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien, für unsere Lieferanten und Kunden.

Wenn sich die Menschen bei einem Mohren zusammensetzen, sollen Geselligkeit, Freude und Verständnis füreinander entstehen. Dann haben wir als Bierbrauer unser Ziel erreicht.

Wir sind Mohren. Wir bleiben uns und unseren Werten treu, versprochen!

Familie Huber und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mohrenbrauerei Dornbirn

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