Stücke erlegen, statt Tiere einfach töten
Eferdinger Polizeichef, seine Partnerin und die Kinder sind die Hauptakteure in Ulrich Seidls "Safari".
EFERDING (raa). Eine Waffe trägt Gerald Eichinger, Hauptdarsteller von Ulrich Seidls Film "Safari", fast täglich. Der ambitionierte Jäger ist im Hauptberuf Polizist. Das Jagdfieber hat den Bezirkspolizeikommandanten erst 2000 gepackt. "Seit es den Menschen gibt, hat er gejagt. Das steckt noch in sehr vielen von uns", so Eichinger. "Noch vor 50 Jahren waren Großwildjäger Helden, wie zahlreiche Buchklassiker und Hollywoodfilme belegen." Doch der Zeitgeist hat sich gewandelt, "das finde ich sehr schade". Für Eichinger ist Jagd kein Hobby, "es ist schon fast Berufung, denn die Aufgaben des Jägers sind sehr umfassend und anspruchsvoll". Die Trophäe des ersten erlegten Rehbocks hält er immer noch in Ehren. "Ziel eines Jägers ist, das Stück, das Tier, möglichst schnell zu erlegen." Eichinger gerät beim Beschreiben der Jagd, der Anspannung fast ins Schwärmen. "Der erste Blick nach dem Schuss gilt dem Stück, wie es zeichnet." Damit ist waidsprachlich die Reaktion des Wildes nach dem Treffer gemeint. "Das hat mir schon so manche schlaflose Nacht bereitet, wenn ich das leider nicht gut getroffene Tier nicht mehr finde." Die Sorge gilt dann neben dem leidenden Tier auch dem Wert dessen Fleisches. "Wir sind ja keine Wilderer, die Böcke schießen und dann liegenlassen.
Abenteuerlust und Ethik
Die Ethik spielt für mich bei der Jagd eine sehr, sehr große Rolle." Die Frage nach ebendieser stellt sich dem Zuschauer von "Safari" nach eineinhalb Stunden Kino als erstes. Auf einer Lodge in Afrika findet sich ein älteres Ehepaar, das die Abschusspreise verschiedener Tiere liest, ein Farmbesitzer, der in der Zeit des Kolonialismus stehen geblieben zu sein scheint und eine Familie aus Eferding: neben Eichinger sein Sohn Manuel und seine Lebensgefährtin Eva mit ihrer Tochter Tina. Gemeinsam pirschen sie durch die namibische Steppe und fallen sich glücklich um den Hals, wenn der Sohn ein Zebra erlegt, das im Anschluss gleich kameragerecht im Sand drapiert wird. Dem Polizeichef selbst bleibt das größte Tier, eine Giraffe, vorbehalten. "Das hat sicher viele Zuschauer schockiert. In vielen Ländern würde die Praxis, wie in unseren Schlachthöfen mit Tieren umgegangen wird, nicht verstanden werden." Alle im Film erlegten Tiere werden, wie auch filmisch dargestellt, ausgenommen und gegessen. "In Afrika ist ein Zebra, eine Antilope, eine Giraffe wie bei uns ein Reh, damit relativiert sich das." Zudem komme, so Eichinger, das Trophäengeld dem afrikanischen Volk zugute und dient letztlich auch dem Naturschutz. "Eine nachhaltige Jagd ist wichtig, damit das Wild einen Wert hat. Gibt es ethisch ein besseres Fleisch als das von Tieren, die bis zu ihrem Tod in der freien Natur aufwachsen und am Ende nicht mal mehr den Schuss hören?"
Jagd als Naturschutz
"Das Problem, dass bestimmte Wildtiere weniger werden ist der Verlust an Lebensraum und die Wilderei, nicht die Jagd", ist Eichinger überzeugt. Viel zu oft wird Wilderei mit Jagd verwechselt. "Die Bevölkerung wird erst mit den Wildtiermanangern, den Rangern, zusammenarbeiten, wenn sie erkennt, dass sie einen Nutzen davon hat."
Nicht als Idioten dastehen
Von über 120 gecasteten Kandidaten erhielt Eichinger Seidls Zuschlag. Bis dahin kannte der Polizist Seidl noch nicht. "Der erste Eindruck seiner bisherigen Filme war dann schon etwas komisch. Ich sagte dem Regisseur ganz klar, wir wollen darin nicht als Volltrottel dastehen." Ulrich Seidl betonte Eichinger gegenüber, "wenn ich die Jagd vertrottelt darstellen will, dann suche ich mir Trottel und finde sie auch. Das ist aber nicht meine Absicht." Pluspunkte, das war allen klar, kann man mit diesem Film nicht sammeln. "Wer das Töten kritisiert, darf kein Fleisch essen", so Eichinger. Mit dem fertigen Film ist Eichinger zufrieden. "Er ist ehrlich und zeigt die Realität, auch wenn der Film provoziert."
Das Töten von Tieren
Einer der Kritikpunkte am Film ist das, scheinbar lustvolle, Töten der Tiere. "Der Film regt sicher zu Diskussionen an. Nur, wenn ich über das Töten von Tieren rede, dann muss ich auch, das sagt auch Seidl, dass die Massentierhaltung viel viel schlimmer ist. Gerade was dieses Thema betrifft, empfinde ich die Gesellschaft als sehr heuchlerisch. Auf der einen Seite wird das, was wir im Film machen, hochgradig verurteilt, auf der anderen Seite weiß man genau, was sich in den Schlachthäusern oder auf demTransport dorthin abspielt. Das ist heuchlerisch und verlogen. Das ist die Jagd auf Wild moralisch und ethisch meilenweit davon entfernt und steht weit über der Abschlachtung bei der Massentierhaltung."
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