20 bis 50 Tote bei Flüchtlingstransport

LPD Hans Peter Doskozil und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nehmen zur Tragödie Stellung
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Auf der Ostautobahn A4 hat sich eine Flüchtlingstragödie ereignet. „Wir können noch nicht sagen, um wieviele tote Personen es sich handelt. Möglicherweise 20, es könnten aber auch 40 bis 50 sein“, so Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil.
Diese wurden in einem 7,5 Tonnen LKW in einer Pannenbucht zwischen Neusiedl am See und Parndorf entdeckt.

Verwesungsflüssigkeit aus LKW

„Aus dem hinterem Bereich des LKW's ist Verwesungsflüssigkeit ausgetreten, der Tod ist mit Sicherheit schon vor mindestens zwei Tagen eingetreten“, so Doskozil. Entdeckt wurde die Tragödie um 11:30, die Polizei hat umgehend Unterstützung angefordert und die Fahndung nach dem Schlepper eingeleitet. „Bis jetzt können wir auch noch nicht sagen, wie der Tod der Personen eingetreten ist.“

LKW zum Öffnen nach Nickelsdorf gebracht

Der LKW wurde von der Polizei gegen 16:00 Uhr zur genaueren Untersuchung nach Nickelsdorf gebracht. Dort soll er in einer Veterinärdienststelle geöffnet werden. "Wir werden die Nacht durcharbeiten um festzustellen, um wie viele Todesopfer es sich genau handelt", so Doskozil. Die genaue Anzahl der Todesopfer soll bei einer Pressekonferenz am Freitag (11:00 Uhr) bekannt gegeben werden können. Fest steht, die Leichen befanden sich beim erstmaligen Öffnen "in einem weit fortgeschrittenen Verwesungszustand". "Wir wissen auch noch nicht ob es sich bei den Leichen um Männer, Frauen oder Kinder handelt", erklärt Doskozil.

Südöstlich von Budapest gesichtet

Die Polizei arbeitet gemeinsam mit ihren ungarischen Kollegen an der Aufarbeitung der Flüchtlingstragödie. Fest steht jedenfalls, dass der LKW in Ungarn zugelassen ist. "Wir wissen von den Straßenaufzeichnungen unserer ungarischen Kollegen, dass der LKW südöstlich von Budapest gesichtet worden ist. Es spricht auch vieles dafür, dass die Menschen schon vor dem Eintreffen in Österreich ums Leben gekommen sind", so Doskozil.

600 Aufgriffe in zwei Tagen

Warum der LKW nicht an der Grenze bemerkt worden ist hat laut Doskozil vor allem mit dem derzeit massiven Flüchtlingsströmen zu tun. "Wir haben gestern und heute jeweils 300 Asylwerber im Bezirk Neusiedl aufgegriffen und wir rechnen in den nächsten Tagen mit einem neuerlichen Anstieg."

Mikl-Leitner: „Ein dunkler Tag“

„Heute ist ein dunkler Tag. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, bei ihren Familien und bei ihren Freunden“, so Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, in Anbetracht der Umstände sichtlich geknickt. „Wer jetzt noch denkt, Schlepper sind sanfmütige Flüchtlingshelfer, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Diese Menschen sind nur am Profit interessiert“, so die Innenministerin, die die Schlagzahl im Kampf gegen die Schlepper erhöhen, die Kontrollen in Zügen und Grenzgebieten verstärken und gesetzliche Änderungen im Kampf gegen die Schlepperei bis 1. Oktober umsetzen will.

Solidarität einfordern

„Es braucht eine Nulltoleranz gegen Schlepper in allen EU-Staaten. Wir müssen EU-Außenstellen schaffen, um die Flüchtlinge zu schützen“, fordert Mikl-Leitner. „Solidarität innerhalb der EU muss nun eingefordert werden. In einem ersten Schritt muss das Dublin-Abkommen verbessert werden, es funktioniert nicht ausreichend. Danach braucht es Anlaufstellen an den EU-Außengrenzen. Dort muss sofort zwischen Wirtschaftsflüchtlingen und Asylsuchenden differenziert werden und danach nach einem Verteilungsschlüssel auf die Union aufgeteilt werden!“

Grenzkontrollen nicht sinnvoll

Die Einführung von Grenzkontrollen halten sowohl Doskozil als auch Mikl-Leitner nicht für zielführend. „Wir kontrollieren bereits jetzt mit unseren Möglichkeiten. Grenzkontrollen minimieren die Anzahl der Flüchtlinge nicht”, so der Landespolizeidirektor. Künftig sollen Polizisten aus Kärnten, der Steiermark sowie das Bundesheer unterstützen.

Niessl: „Bisher größte Tragödie durch Schlepperkriminalität“

Tief erschüttert und mit großer Betroffenheit reagierte LH Hans Niessl auf den Tod dutzender Flüchtlinge: „Meine Gedanken sind in diesen schwierigen Minuten bei den Opfern, den Angehörigen und Freunden". Es ist dies die bisher größte menschliche Tragödie, die durch Schlepperkriminalität in Österreich entstanden ist. "Die organisierte Schlepperkriminalität muss viel härter bekämpft werden", betont der Landeshauptmann. "Ich unterstütze alle Bestrebungen, die den Kampf gegen die
menschenverachtende Schlepperkriminalität zum Ziel haben. Härtere Strafen gegen Schlepper müssen umgehend umgesetzt werden und wir müssen verstärkte Kontrollen an der Grenze durchführen", so LH Niessl.

Proteste der "Offensive gegen Rechts"

Während in der Landespolizeidirektion in Eisenstadt dutzende Journalisten und Kamerateams auf der Pressekonferenz der Polizei weilten, organisierte sich die "Offensive gegen Rechts" vor dem Gebäude der Landespolizeidirekion, um ihrer Unzufriedenheit mit dem politischen Verhalten Österreichs Ausdruck zu verleihen. Mehrere Schilder mit Aufschriften wie "Wir fordern legale Fluchtwege!", "Sichere Fluchtwege jetzt!" und "Schluss mit der Hetze!" waren zu sehen.
Zudem zeigten die gut 30 erschienenen Menschen tiefes Mitgefühl mit den Verstorbenen und brachten dies durch mitgebrachte Blumen und angezündete Kerzen zum Ausdruck.

Drei Schlepper am Dienstag festgenommen

Bereits am Dienstag wurden auf der A4 drei Schlepper festgenommen. Sie hatten 34 Flüchtlinge, darunter zehn Kleinkinder, aus Ungarn über die Grenze nach Österreich gebracht und auf der A4 im Gemeindegebiet von Neusiedl/See „ausgesetzt“.
Die Flüchtlinge sagten bei ihrer Vernehmung, dass sie in den Kastenwagen gepfercht wurden und kaum Luft zum Atmen bekamen. Der Lenker sei trotz mehrmaliger Bitten der Insassen ohne Pause von der serbischen Grenze bis nach Österreich durchgefahren.
Die Täter sind nicht geständig. Sie gaben an, dass sie in die Schweiz fahren wollten, um Waren abzuholen, obwohl sie bei Anhaltung in Richtung Ungarn unterwegs gewesen sind.

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