Interview mit Michael Buchinger
„Ein bisschen Hass muss sein“

Ein bisschen Granteln gehört für den in Müllendorf aufgewachsenen Influencer Michael Buchinger einfach zum Leben dazu | Foto: Dominik Pichler
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  • Ein bisschen Granteln gehört für den in Müllendorf aufgewachsenen Influencer Michael Buchinger einfach zum Leben dazu
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Der Influencer Michael Buchinger feierte am Freitagabend mit seinem zweiten Kabarettprogramm „Ein bisschen Hass muss sein“ Premiere im Wiener Stadtsaal. Im Interview mit den Bezirksblättern erzählt der 28-Jährige über sein Leben als Influencer und was er hasst.

MÜLLENDORF. Michael Buchinger ist Influencer, Kabarettist und Buchautor. Auf der Internetplattform Youtube hat der Burgenländer, der in Müllendorf aufgewachsen ist, 155.000 Follower. Die Bezirksblätter haben mit Michael Buchinger über seine Karriere gesprochen.

BEZIRKSBLÄTTER: Dein Programm heißt „Ein bisschen Hass muss sein“. Wie kam es zu diesem Titel?

BUCHINGER: Das ist natürlich einerseits eine Anspielung auf Roberto Blancos Hit “Ein bisschen Spaß muss sein”, aber gleichzeitig auch mein Lebensmotto: Die Liebe finde ich natürlich eh genauso super, wie alle anderen das tun, aber der Hass ist nunmal ein fester Bestandteil meines Lebens. Ein bisschen Granteln gehört für mich dazu. Ich verstehe mich viel besser mit Menschen, die die gleichen Dinge hassen, wie ich, als mit jenen, die Sonnenuntergänge (wie gefühlt die halbe Weltbevölkerung) auch total schön finden.

Was verstehst du genau unter Hass?

“Hass” ist ein bewusst provokant gewähltes Wort. Wenn ich sage, dass ich eine Sache hasse, meine ich wohl eigentlich, dass ich sie “mega nervig” finde, aber das klingt leider nur halb so gut. Die Leute regen sich gerne über meine Wortwahl auf, aber ich möchte darauf hinweisen, dass “lieben” auch ein starkes Wort ist, wir es aber alle akzeptieren, wenn die Leute sagen, dass sie ein kühles Glas Weißwein oder ihren neuen Lippenstift “lieben”. Daher drehe ich den Spieß einfach um und spreche viel und oft über all die Dinge, die ich “hasse”.

Welche Themen behandelst du in deinem neuen Programm?

Es ist eine regelrechte Beiche des Hasses: Ich rede über langweilige Spieleabende mit Pärchen, serviere ein paar sexy Anekdoten aus meinen Single-Tagen und rege mich über all jene Leute auf, die mir aufgrund meiner Homosexualität anstrengende und unangebrachte Fragen stellen. Außerdem hadere ich damit, dass ich mit 28 nun in diesem Alter bin, in dem in meinem Umfeld alle heiraten, Kinder kriegen und in ein Haus am Land ziehen; große Schritte, für die ich mich nun wirklich noch nicht bereit fühle. Besonders anstrengend: Wenn ich “spontan” mit jemandem ein Bier trinken will, muss ich mindestens drei Wochen vorher Bescheid sagen.

Wie suchst du die Themen aus?

Ich schreibe häufig Tagebuch und lese es immer wieder, um zu schauen, was mich über die letzten Monate beschäftigt hat. Dann achte ich darauf, ob sich darin Themen oder Situationen wiederfinden, die für meine Zielgruppe nachvollziehbar sein könnten. Laut Statistik auf Instagram und Co. sind das vor allen Frauen und Männer zwischen 24 und 35 - alles, was in die Richtung Liebe, Dating und “peinliche Sex Storys” geht, kommt bei dieser Altersgruppe in der Regel sehr gut an.

Wieso hast du dich entschlossen wieder vor Publikum aufzutreten?

Ich habe ja im Alter von 16 Jahren mit lustigen Videos auf YouTube angefangen, aber wenn ich zurückdenke, waren meine großen Vorbilder nie andere YouTuber, sondern eher amerikanische Comedians, die auf der Bühne standen, wie etwa Joan Rivers, Sarah Silverman und Margaret Cho. Die Rückmeldungen auf meine Online-Inhalte in Form von Likes und Kommentaren waren schon gut, aber ich hatte schon immer das prickelnde Verlangen, die Live-Reaktionen eines großen Publikums zu hören. Heute kann ich es mir nicht anders vorstellen. Es gibt kein besseres Gefühl, als einen Saal voll von fremden Menschen zum Lachen zu bringen.

War es schon immer dein Traum Influencer und Youtuber zu werden?

Ganz ehrlich? Nicht wirklich! Als ich jung war und damit angefangen habe, gab es diese Berufsbezeichnung ja noch gar nicht. Mit Inhalten im Internet Geld zu verdienen klang verrückt für mich. Meine Videos waren am Anfang nur für meinen Freundeskreis gedacht und es war Zufall, dass ich damit viel mehr Leute erreicht habe. Heute verdiene ich mein Geld unter anderem mit meinen Inhalten im Netz, aber Absicht war das wirklich nicht.

Was würdest du jungen InfluencerInnen raten, die gerade ihre Karriere starten?

Bleib konstant bei der Sache! Viele Leute probieren, InfluencerInnen zu werden und sind enttäuscht, wenn sie nach zwei Wochen nicht reich und berühmt sind. Bei mir hat es fünf Jahre gedauert, bis ich zum ersten Mal Geld gesehen habe. Und such dir ein Spezialgebiet! Ich bin mir nicht sicher, wie gut es 2021 noch funktionieren wird, wenn man Videos zum Thema “Make Up, Fashion & Lifestyle” macht, denn das gibt es tatsächlich schon zu Genüge. Ich würde mehr in die Nische gehen. Ich kenne eine YouTuberin, die Schminkvideos macht und beim Schminken von Mordfällen erzählt - es ist ein sehr spezifisches Thema und sie ist wahnsinnig erfolgreich damit.

Welche Herausforderungen hat man als Influencer?

Für mich ist es die größte Herausforderung, mir immer wieder neue Inhalte einfallen zu lassen und mich nicht zu wiederholen. Ich moderiere zwei Podcasts, mache regelmäßig Inhalte für Instagram und YouTube und stehe auf der Bühne. Es gibt Phasen meines Lebens, in denen ich das Gefühl habe, aufgrund meines Outputs wirklich nicht genug zu erleben, um all diese Medien zu bespielen. Aber dann verlasse ich das Haus und rege mich wieder über irgendwelche langsamen Fußgänger und andere Menschen in der Innenstadt auf und habe genug Material für die nächsten drei Videos, also passt das eigentlich ganz gut. Je mehr anstrengende Menschen mir begegnen, desto besser!

Gibt es Rückmeldungen von Personen, die sich durch deine Aussagen beleidigt fühlen? Und wenn ja, wie gehst du damit um?

Natürlich gibt es immer wieder Menschen, die sich beleidigt fühlen und ich versuche dann abzuschätzen, ob ich wirklich zu weit gegangen bin, oder ob diese Leute einfach sehr empfindlich sind. Am Ende des Tages bin ich online eine alberne Ulknudel und sehr viele Dinge, die ich sage, sollte man nicht wahnsinnig ernst nehmen. Regt euch ab; ich mach nur Spaß!

Fühlst du dich deinen Fans gegenüber verantwortlich?

Auf jeden Fall! Wo ich kann, versuche ich, ein gutes Vorbild zu sein. Auf meinen Kanälen wird man keine rassistischen oder sexistischen Inhalte finden und ich achte auch darauf, gendergerechte Sprache zu verwenden. Gleichzeitig trinke ich natürlich relativ viel Alkohol und hasse schon einiges, also bin ich womöglich nicht das beste Vorbild der Welt.

Du hast mittlerweile drei Bücher geschrieben. Woher kam der Entschluss Autor zu werden?

Schreiben ist schon seit frühester Kindheit meine Leidenschaft und ein Buch zu schreiben war schon sehr lange eines meiner Ziele. Davon abgesehen habe ich das Gefühl, man wird in der (es tut mir leid, dass ich das so sage) oft sehr konservativen, österreichischen Medienlandschaft eher ernst genommen, wenn man “handfesten” Erfolg hat. Dass ich mit meinen Videos oft über 100.000 Menschen erreiche, war vielen Leuten relativ egal, aber dass sich meine Bücher gut verkaufen imponiert ihnen sehr. Das ist natürlich schön für mich, wenn meine alte Tante Irmi auf der Familienfeier endlich stolz auf mich ist.

Ist ein neues Buch in Planung?

Ja! Ich würde gerne ein weihnachtliches Buch schreiben, in dem ich all die Dinge aufzähle, die ich an den Feiertagen ganz besonders hasse. Das ist zwar erst in der Planungsphase, aber ich kann doch sicherlich der einzige sein, der Weihnachten nicht sooo super findet, oder?

In deinen Büchern erzählst du viel von deinem Privatleben. Inwiefern unterscheidet sich der Influencer Michael Buchinger vom privaten Michael Buchinger.

An dieser Stelle werde ich enthüllen, dass ich privat eigentlich ein relativ netter und höflicher Mensch bin. In meinen Videos und auf der Bühne spreche ich Dinge aus, die ich mir oft denke, aber bei einem gesitteten Abend mit meinen Schwiegereltern wohl kaum aussprechen würde. Die Bühne ist ein gutes Ventil für mich und privat bin ich ein absoluter Traum.

Du bist in Müllendorf aufgewachsen, welche Rolle spielt das Burgenland in deinem Leben?

Das Burgenland ist bis zum heutigen Tag mein Ruhepol; ein Ort, an den ich immer wieder gerne zurückkehre, wenn mir Wien zu stressig wird. Ich weiß, ich habe mich vorhin noch über Freunde aufgeregt, die in Häuser aufs Land ziehen, aber natürlich spiele auch ich mit dem Gedanken, irgendwann um die 40 wieder ins Burgenland zu ziehen, wo ich dann langsam durchs Dorf schlendere und alle jungen Leute, die ich nicht kenne, kess mit “Wem gehörst denn du?” anspreche. Das ist der ewige Kreis des Lebens!

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