Evas Lernecke: " Geh, red gscheid heast! "

- hochgeladen von Eva Nasr
Immer schon dachte die Elterngeneration, dass ihre Zöglinge nicht angebrachte Sprache benutzten, sei es nun der Jugendjargon oder einfach der Dialekt. Auch heute hört man immer wieder Mütter und Väter klagen, dass die Kinder " nicht gscheid reden". Oft wird der Grund dafür im Schulsystem vermutet...wer weiß das schon. Fakt ist jedoch auch, dass der Sprachgebrauch von Schülern das Elternhaus sowie die Gesellschaft insgesamt reflektiert, in der sie sich bewegen.
Das Wertesystem der Kindergeneration hallt sehr oft das der Elterngeneration wider. Das betrifft Weltanschauung, soziales Verhalten, Religion, politische Präferenzen usw....und natürlich: das Sprechen.
Wir alle wachsen umhüllt von unserem regionalen, von den Eltern gesprochenem Dialekt auf, der uns auch im späteren Leben, wenn wir sozioabhängig anderes Sprachverhalten entwickelt haben, immer noch wärmt wie eine vertraute, anschmiegsame Decke.
Sprache ist bei weitem mehr als ein soziales Werkzeug, um sich zu verständigen, seine Bedürfnisse auszudrücken und andere wahrzunehmen. Kommunikation funktioniert auf vielen Ebenen.
Unsere Art zu sprechen, sagt mehr über uns aus, als alle Fotos und Kleider, mit denen wir ein Bild von uns selbst zeichnen.
Sprache gibt über so vieles Auskunft, und nicht nur auf den Inhalt des Gesprochenen bezogen.
Die Lautstärke, die Intensität, die Wortwahl, der Dialekt, Soziolekt und Idiolekt verrät unsere innersten Geheimnisse.
Grund genug unsere Kinder in ihrer Ausdrucksweise zu schulen.
Wichtig dabei erscheint mir ihnen beizubringen, welche Situationen welche Sprache benötigen und wie man erfolgreich zwischen den verschiedenen Optionen switcht und sich auf sein Gegenüber einstellt.
Mit der Großmutter werde ich anders reden als mit dem Chef, und mit dem Freund wieder anders als mit dem Arzt.
Jeder Lebensumstand hat seine Nische. Solche Nischen zu erkennen und sich der jeweiligen anzupassen ist das Ziel sprachlicher Kompetenz und zeugt von hoher sozialer Intelligenz.
Niemand also hat ein Problem zwei Jugendlichen zu lauschen, selbst wenn man selber vielleicht nur die Bindewörter versteht...;-))), solange auch anders gesprochen werden kann.
Diese sprachliche Kompetenz wird vor allem im Alltag geschult, Kinder lernen das von frühester Kindheit an am Modell. Eltern, Großeltern, Geschwister, soziales Umfeld und natürlich auch die Medien.
Schule kommt erst später dazu, und kann nur mehr bereits Vorhandenes ausbauen und verfeinern. Den Grundstock jedoch legt die frühkindliche Erziehung.
Also liebe Eltern...neben dem obligaten Buch zu Anlässen und den korrigierenden Bemerkungen den Kindern gegenüber sollten wir uns zuweilen selbst an der Nase packen und uns fragen..." Red i eigentlich gscheid? "
Liebe Grüße,
Eure Eva
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