Von "Kein Problem" bis "Katastrophe pur" – die ersten Erfahrungen mit der Registrierkasse
BEZIRK. Seit Monaten löst sie kontroverse Diskussionen innerhalb der Bevölkerung aus. Seit dem 1.1.2016 ist sie offiziell: die Registrierkassen -und Belegerteilungspflicht. Betroffen sind alle Unternehmer, die betriebliche Einkünfte erzielen. Laut dem Finanzministerium gibt es für jene Betroffene zwar eine dreimonatige, straffreie Schonfrist – danach werden Verstöße jedoch sanktioniert.
In Zukunft müssen jene Unternehmer auch jedem Kunden eine Rechnung ausstellen. Dieser ist laut Gesetz wiederum verpflichtet, "den Beleg entgegenzunehmen und bis außerhalb der Geschäftsräumlichkeiten mitzunehmen". Interessant: Strafen bei Missachtung des Gesetzes gibt es für Kunden keine.
Die BEZIRKSBLÄTTER fragten Unternehmer aus dem Bezirk nach ihren ersten Erfahrungen mit dem umstrittenen Gesetz.
"Katastrophe pur"
Als "Katastrophe pur" bezeichnet Unternehmer Josef Zsulits vom Eisenstädter Fernseh- und Elektronik-Fachhandel "Bendi & Zsulits" die Handhabung seiner neuen Registrierkasse. "Sie funktioniert nicht richtig, druckt manchmal gar keine und dann wieder vier Rechnungen auf einmal aus", so Zsulits. Zudem ließen viele Kunden ihre Rechnungen im Geschäft liegen. "Es ist ein Misthaufen ohne Ende."
Acht von zehn
Engelbert Wultsch, Betreiber einer Trafik am Eisenstädter Domplatz, findet das Gesetz "in Ordnung", stößt sich aber auch an den liegengelassenen Rechnungen. "Der Kunde sollte den Beleg wirklich mitnehmen müssen. Acht von zehn Kunden lassen diesen aber liegen und ich bleibe auf einen Misthaufen sitzen", hadert Wultsch.
"Kein Problem"
Herbert Scheck aus Hornstein betreibt seine Bäckerei bereits in dritter Generation. Die Registrierkasse ist für ihn "kein Problem", denn diese hat er bereits seit eineinhalb Jahren in seinem Betrieb stehen. Trotzdem muss der Bäcker wohl bald in eine Neue investieren. "Ich brauche nächstes Jahr eine neue Registrierkasse, weil meine über keine digitale Signatur verfügt", erzählt Scheck. Tatsächlich müssen Registrierkassen ab 2017 über eine digitale Signatur verfügen, um Kassen-Manipulationen zu verhindern.
Dass seine Kunden ihre Rechnungen ebenfalls nicht mit sich nehmen, hat auch der Bäckermeister registriert. Er schmeißt diese dann in seinen Mistkübel.
"20 Stunden pro Tag"
Während sich auf der einen Seite der Unternehmer Frustration und Unverständnis ausbreiten, klingeln auf der anderen Seite die Kassen. "Seit dem 1. Jänner häufen sich die Anfragen, es geht jetzt extrem schnell", sagt Christopher Fuchs aus Purbach, Gründer von "ready2order", einem Registrierkassenvertrieb. Dabei ginge der Arbeitsaufwand "in Richtung 20 Stunden pro Tag". "Wir mussten unser Team massiv erhöhen, sonst wäre die Arbeit nicht zu bewältigen", so Fuchs.
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