Bis zu dreifacher Personalaufwand ohne Glyphosat – "Das muss es einer Gemeinde einfach wert sein"
Immer mehr Gemeinden verzichten auf das umstrittene Pflanzengift – auch wenn die Alternativen nicht so wirksam und mit höherem Personalaufwand verbunden sind
BEZIRK (ft). Nach wie vor ist unklar, ob das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat krebserregend ist. Trotzdem hat die EU die Zulassung für den Einsatz des Pflanzengifts am Montag um fünf weitere Jahre verlängert. Während vielerorts also weiterhin auf das Pestizid gesetzt wird, gibt es aber auch Aussteiger.
"Verzichten ganz bewusst"
Einer davon ist die Landeshauptstadt, die mit "gutem Beispiel vorangehen möchte", wie Bürgermeister Thomas Steiner erläutert: "Glyphosat wird mit einer Reihe gesundheitlicher Schäden in Verbindung gebracht. Mögliche Effekte beginnen bei Augen- und Hautreizungen und reichen bis hin zu Krebserkrankungen. Wir verzichten in den Parks, auf Spielplätzen und Friedhöfen ganz bewusst auf Unkrautvertilgungsmittel, die Glyphosat enthalten, und verwenden chemikalienfreie Alternativen.“ Auch wenn diese nicht so wirksam wie das umstrittene Glyphosat seien, "aber dafür auch nicht gesundheitsschädigend."
Neufeld sucht optimale Lösung
Auch in Neufeld hat die Stadtgemeinde zu Beginn der heurigen Unkrautsaison eine Umstellung vorgenommen, wie Oberamtsrat Rudolf Tschirk den Bezirksblättern erklärt: "Wir sind eine Klimaschutzgemeinde und haben der Umwelt und der Gesundheit zuliebe auf das händische Entfernen des Unkrauts umgestellt." Dabei habe man zuvor aber auch eine andere Alternative ausprobiert: "Wir haben es zuerst mit einer Kehrmaschine versucht. Da waren die Ergebnisse allerdings teilweise sehr unterschiedlich, so dass wir das Unkraut nun von unseren Gemeindemitarbeitern händisch entfernen lassen." Die optimale Lösung sei dies aber freilich noch nicht. "Wir sind noch auf der Suche nach dieser und sind auch optimistisch, dass wir sie finden werden", sagt Tschirk.
"Funktioniert auch ohne Gift"
Neben Breitenbrunn und Rust (Quelle: Greenpeace) wird auch in Donnerskirchen kein Glyphosat mehr verwendet. "Man weiß nicht genau, ob es schädlich ist oder nicht, aber wir wollen uns dieser Diskussion gar nicht stellen und verwenden daher seit 2015 kein Pflanzengift mehr", sagt Bürgermeister Johannes Mezgolits. Der Verzicht solle zudem einen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt leisten und zeigen, "dass es auch ohne Gift funktioniert".
Stattdessen setzt man in Donnerskirchen auf die mechanische Entfernung des Unkrauts mittels einer Wildkrautbürste. "Die hat Vor- und Nachteile, funktioniert momentan aber relativ gut." Nichtsdestotrotz werde im Frühjahr 2018 eine thermische Maßnahme als neue Alternative getestet: "Wir versuchen dann, die Wurzeln mit Heißwasser so zu schädigen, dass ein Nachwachsen schwierig wird." Die Testphase werde auch vom Technikum Wien begleitet und im Rahmen einer Diplomarbeit dokumentiert. Mezgolits zeigt sich diesbezüglich auch stolz: "Wir sind sicher eine der innovativsten Gemeinden in dieser Hinsicht."
Mehr Personal notwendig
Innovativ müssen glyphosatfreie Gemeinden aber auch sein, denn der Verzicht auf das Pestizid ist unmittelbar mit einem personellen Mehraufwand verbunden. Sowohl in Eisenstadt, als auch in Neufeld und Donnerskirchen wurde das Personal zur Unkrautvernichtung aufgestockt. Mezgolits: "Der Umstieg verlangt einen doppelten, fast dreifachen Personalaufwand. Aber das muss es einer Gemeinde einfach wert sein."
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