Bernegger-Projekt im Ennshafen
Anrainerin Marina Priglinger: "Enns will das nicht"

Die Firma Bernegger will im Ennshafen in einem so genannten "Rohstoffpark" auf einer Fläche von rund 20 Hektar bestehende Anlagen zur Abfallbehandlung erweitern sowie fünf neue Werksteile errichten. Gegen diese Pläne regt sich Widerstand in der Bevölkerung der Region – die BezirksRundschau berichtete mehrmals.  | Foto: BezirksRundschau
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  • Die Firma Bernegger will im Ennshafen in einem so genannten "Rohstoffpark" auf einer Fläche von rund 20 Hektar bestehende Anlagen zur Abfallbehandlung erweitern sowie fünf neue Werksteile errichten. Gegen diese Pläne regt sich Widerstand in der Bevölkerung der Region – die BezirksRundschau berichtete mehrmals.
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Anrainerin stellt sich gegen Großprojekt im Ennshafen und fordert öffentliche Podiumsdiskussion.

ENNS. Die Firma Bernegger will im Ennshafen in einem so genannten "Rohstoffpark" auf einer Fläche von rund 20 Hektar bestehende Anlagen zur Abfallbehandlung erweitern sowie fünf neue Werksteile errichten. Gegen diese Pläne regt sich Widerstand in der Bevölkerung der Region – die BezirksRundschau berichtete mehrmals.

"Fühlen uns im Stich gelassen"

Immer wieder taucht die Forderung nach einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit Vertretern der Firma Bernegger und der Ennser Gemeindepolitik auf. "Wir haben ein Recht darauf. Warum weigert sich die Firma? Wir wollen wissen, was dort genau geplant ist, was dort verbrannt wird, das sind ja keine harmlosen Stoffe. Rohstoffpark klingt ja ganz toll, aber diese thermische Verwertungsanlage ist nichts anderes als eine Abfallverbrennungsanlage. Das ist den Ennsern aber bis jetzt nicht klar. Bei dem Projekt hätte es viel mehr Information gebraucht. Wir fühlen uns im Stich gelassen", sagt Marina Priglinger. Die Ennserin war schon vor 30 Jahren Sprecherin von Bürgerinitiativen in Enns. "Damals hatten wir das gleiche Theater. In dem einen Fall war eine Sondermülldeponie geplant, auch im Hochwassergebiet. Aus der Bevölkerung gab es große Einwände und Proteste. Damals ist es den Bürgern gelungen, das Projekt zu verhindern", erinnert sich die Ennserin, die als Mitglied der Bürgerinitiative gegen das Bernegger-Projekt auch Unterschriften gesammelt hat.

"Einzelgespräche nicht sinnvoll"

"Leider haben wir erst spät von den Plänen erfahren. Innerhalb von zweieinhalb Tagen habe ich dann über 120 Unterschriften gesammelt, keiner hat Nein gesagt. Und wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, wären es noch viel mehr Unterschriften als die dann eingereichten 2.200 geworden. Mit wem ich auch spreche, alle sind geschockt, wenn sie vom Projekt erfahren. Enns will das nicht", ist die ehemalige Lehrerin überzeugt.
"Ich habe dem Bürgermeister einen Brief geschrieben, dass diese Sprechstunden der Firma, die Einzelgespräche nicht sinnvoll sind. Wir wollen eine Podiumsdiskussion. Die Firma muss sich stellen. Es muss möglich sein, dass man dort als besorgter Mensch fragen kann", fordert auch Ingrid Tannhäuser, ebenfalls Mitglied der Bürgerinitiative. Priglinger: "Die meisten Leute sind zu wenig informiert, die wissen nicht, dass hier Müll verbrannt werden soll. Enns liegt in der Höhe, das Werk tiefer. Aus dem Schlot der Verbrennungsanlage kriegen wir dann alles ab. Und woher kommen die riesigen Mengen Müll überhaupt? Nur aus Oberösterreich sicher nicht. Ich weiß viele besorgte Bürger hinter mir. Wir wollen Antworten."

Mlinar: "Kein Gesprächsbedarf"

"Wir haben an vier Terminen Sprechstunden angeboten. Keine einzige Person hat sich gemeldet. Offensichtlich herrscht kein Gesprächs- oder Informationsbedarf. Gibt es welchen, werden wir weitere Termine anbieten", sagt Christian Mlinar, Projektleiter der Firma Bernegger in Sachen Rohstoffpark. Die Firma sei mit allen relevanten Beteiligten in Kontakt, auch mit dem Sprecher der Bürgerinitiative. "Wir haben ein sehr konstruktives Gespräch geführt und ausführlich über das Projekt gesprochen", so Mlinar. Zum Wunsch nach einer Podiumsdiskussion meint er: "Da es keinen offensichtlichen Bedarf nach den Sprechstunden gab, sehen wir auch keinen Bedarf für eine öffentliche Veranstaltung. Außerdem wird es im Herbst ohnehin die öffentliche Verhandlung zur Umweltverträglichkeitsprüfung geben, bei der auch der Landesumweltanwalt sowie die Gemeinden dabei sein werden. Der genaue Termin wird von der Behörde bekannt gegeben."
Zu den Aussagen von Priglinger sagt der Projektleiter: "Ich möchte nicht auf einzelne Punkte eingehen. Wichtig ist: Es ist sichergestellt, dass Anrainer und Umwelt geschützt werden. Das Projekt wird von der Behörde auf Herz und Nieren geprüft. Die Ergebnisse werden im Herbst öffentlich bekannt gegeben."

Karlinger: "Vertrauen auf Umweltanwalt"

Auf die öffentliche Verhandlung im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung verweist auch der Ennser Bürgermeister Franz Stefan Karlinger: "Das hat aus meiner Sicht eine höhere Wertigkeit als eine Podiumsdiskussion. Enns hat Parteienstellung und wird diese auch wahnehmen. Die Lebens- und Wohnqualität darf nicht beeinträchtigt werden, es darf keine Emissionen geben. Wir vertrauen auf das Urteil des Umweltanwalts. Die Entscheidung, ob das Projekt umgesetzt wird, liegt schlussendlich beim Landeshauptmann."

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Was bisher geschah

Die Firma Bernegger will im Ennshafen in einem so genannten "Rohstoffpark" auf einer Fläche von rund 20 Hektar bestehende Anlagen zur Abfallbehandlung erweitern sowie fünf neue Werksteile errichten. Gegen diese Pläne regt sich Widerstand in der Bevölkerung der Region – die BezirksRundschau berichtete mehrmals. Nachzulesen hier:

Bernegger: 20-Hektar-Rohstoffpark im Ennshafen geplant

Bürgerinitiative macht gegen geplanten Rohstoffpark mobil

Müllprojekt sorgt für Diskussionen in der Region um Enns

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