Loslassen als wohl größte Prüfung

Zwei Jungbauern bereiten sich derzeit auf die Hofübernahme vor. Auch die ältere Generation macht sich Gedanken. | Foto: HappyAlex/Fotolia
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REGION (km). "Eine Hofübergabe kann ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen. Dafür sollte man sich auch die Zeit nehmen“, sagt Johannes Gruber, Obmann der Bezirksbauernkammer Linz-Land. "Umso länger man sich auf die Hofübergabe vorbereitet, desto besser ist es natürlich.“ Die Landwirtschaftskammer bietet spezielle Seminare an, die sowohl die Übergeber als auch die Nachfolger in Anspruch nehmen sollten, rät Gruber. Die jeweiligen Dienststellenleiter der Landwirtschaftskammer würden zudem persönliche Beratungen anbieten. Dabei werden unter anderem steuerliche Fragen geklärt. „Bei einem solchen Beratungsgespräch erstellen wir ein Hofübergabekonzept, keinen fertigen Vertrag. Mit dem Konzept können die betreffenden Personen dann gut vorbereitet einen Vertrag aufsetzen lassen", erklärt Johannes Brandstetter, Leiter der Bezirksbauernkammer Linz-Land. "Ziel unseres Gesprächs ist, dass der Betrieb nachhaltig überleben kann.“

Jungbauern übernehmen Hof

Mit der Hofübergabe beschäftigt sich Familie Steindl aus Hargelsberg schon länger. Seit 43 Jahren arbeitet Johann Steindl am Hof seiner Familie. In den kommenden Jahren plant er, sich gemeinsam mit seiner Frau zur Ruhe zu setzen. Sein 22-jähriger Sohn Thomas soll dann den Betrieb weiterführen. "Dass wir den Hof aufgeben, war für uns nie ein Thema", so der Vollerwerbslandwirt. "Schon nachdem unser Sohn die Hauptschule beendet hatte, war klar, dass er den Hof eines Tages übernehmen wird." Der Übergabe selbst blickt Steindl derzeit noch gelassen entgegen. "Die größte Herausforderung für mich sehe ich derzeit im Loslassen." Weiters sei es für ihn wichtig, getrennten Wohnraum zu schaffen. "Wir brauchen alle unsere eigene Rückzugsmöglichkeit." Gravierende Veränderungen seien nach der Übergabe noch nicht geplant. Sowohl die Maschinen, mit denen der Landwirt arbeitet, als auch die Stallungen seiner rund 45 Milchkühe sind derzeit noch nicht so alt, dass man sie erneuern müsste. Jedoch: "Anpassen muss man sich immer. Das ist für uns eine große Herausforderung." Hier spricht der Hargelsberger aus persönlicher Erfahrung. "Zu Anfang habe ich unsere Kühe noch mit dem Standeimer gemolken. Mittlerweile haben wir einen Melkstand, bei dem acht Kühe gleichzeitig gemolken werden können", so Steindl.

Auch Hannes Heigl aus Ernsthofen beschäftigt sich bereits mit der Hofübernahme. "In einigen Jahren werde ich den Hof von meinen Eltern übernehmen. Im kommenden Winter mache ich daher meinen Meister an der Landwirtschaftsschule in Amstetten", so der 22-jährige Ernsthofner. Rund 40 Milchkühe übernimmt der Jungbauer gemeinsam mit einem 40 Hektar großen Grund, welchen die Familie derzeit für den Getreideanbau nutzt. "Wir bekommen derzeit 29 Cent pro Liter Milch." Der Preis sei jedoch auch abhängig von der Molkerei. Noch könne die Familie von der Landwirtschaft leben. "Mal schauen, wie die Situation in einigen Jahren ist", so der Vollerwerbsbauer.

Landwirtschaft im Bezirk im Überblick

Rund 950 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Bezirk Linz-Land. Die durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 26,3 Hektar.
32 Hofläden und 82 Ab-Hof-Verkäufe bereichern den Bezirk. Infos dazu unter www.genussland.at/produkteproduzenten.
In Linz-Land ist das "Bauernsterben" noch deutlich zu spüren. Waren es 1999 noch 1367 landwirtschaftliche Betriebe, so sind es mittlerweile 950 – also rund ein Drittel weniger. Knapp die Hälfte davon sind Vollerwerbsbetriebe. Nebenerwerbsbauern geben oft wegen des hohen Aufwandes die Viehhaltung auf.
Das Einkommen eines Bauern setzt sich wie folgt zusammen: landwirtschaftlicher Ertrag plus mögliche Agrarzahlungen plus Familienbeihilfe minus Betriebsmittelkosten, Versicherung und anteilige Anschaffungskosten für Maschinen und Gebäude.

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