Dubai - Reiseziel im Winter?

Sheik Zhayed Road in Dubai
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Dubai lag mehrmals auf meiner Reiseroute. In den Jahren 2003 bis 2006 war ich immer wieder in Asien, sehr oft führte die Route über Dubai oder Quatar. Es war also naheliegend, nicht nur den Flughafen kennenzulernen, sondern auch einmal einen mehrtägigen Aufenthalt im Emirat einzuplanen.
Alle schwärmten damals von Dubai: einige Bekannte hatten damals bereits Urlaub gemacht, andere schwärmten von den riesigen Shopping-Malls, in denen man so gut wie alles (und das noch dazu billiger als in Europa) kaufen konnte. Vor ziemlich genau 10 Jahren legte ich einen Zwischenstopp in Dubai ein. Ein Quartier in der Altstadt war schnell gefunden und auch nicht besonders teuer. Das Hotel lag in unmittelbarer Nähe des Dubai Creek, einer Meeresbucht, um die sich das alte Zentrum von Dubai konzentrierte. Vor einigen Jahrzehnten gab es an dieser Stelle gerade mal ein paar Fischerhütten, mittlerweile existierte dort eine lebendige Stadt. Entlang des Dubai Creek stehen die ersten modernen Hochhäuser, die bekannte Skyline entlang der Sheik Zhayed Road ist aber ein Stück weit entfernt. Den Weg dort hin legte ich mit dem Taxi zurück. Die Taxifahrer waren in den folgenden Tagen die einzigen Menschen, zu denen ich Kontakt aufnehmen konnte. Es sind durchwegs Ausländer – Leute aus Pakistan, Indien oder Afghanistan, die dort Touristen durch die Gegend kutschieren. Die Taxifahrer haben es noch halbwegs gut erwischt: ein paar Jahre Taxi fahren in Dubai – und man hat so viel Geld verdient, dass man in seine Heimat zurückkehren, dort heiraten und ein Haus bauen kann. So hat es mir zumindest mein Taxler erklärt, der ursprünglich aus Afghanistan kam. Aber ein Unfall (selbst wenn er nicht selbst verschuldet ist) – und der Taxler ist seinen Job los und wird im nächsten Flieger in seine Heimat abgeschoben. Trotzdem – die Taxler haben es noch gut erwischt, sie werden nicht dreckig, haben halbwegs moderate Arbeitszeiten und bekommen manchmal auch ein wenig Trinkgeld.
Zigtausende Inder, Pakistani und Afghanen arbeiten in Dubai in der Bauwirtschaft. Auf der grössten Baustelle der Welt herrscht ein grosser Bedarf an Bauarbeitern. Bauarbeiter, die auch bei 35°C im Schatten (den es dort eigentlich nicht gibt) 18 Stunden am Tag Beton mischen, Baustahl schleppen und in schwindelerregender Höhe auf Baugerüsten herumklettern. Die Bauarbeiter hausen in stickigen Unterkünften, oft zu zehnt in einem Raum. Viele sind nur ein paar Jahre in den Emiraten und hoffen, dass sie in dieser Zeit genug Geld mit der Schufterei verdienen, um dann in ihrem Heimatland eine Familie zu gründen und zu ernähren. Für manche erfüllt sich der Traum, andere lassen ihr Leben auf einer der unzähligen Baustellen. Neben den männlichen Bauarbeitern reisen auch unzählige junge Frauen nach Dubai, um dort als „Haushälterinnen“ zu arbeiten. Das Flugzeug, mit dem ich von Jakarta nach Dubai geflogen war, war voll mit solchen „Haushälterinnen“, mindestens 300 saßen im Jumbo Jet, alle jung, zierlich und mit Kopftuch bekleidet. Während meines Aufenthaltes hab ich keine einzige „Haushälterin“ mehr auf der Straße gesehen. Der Gedanke dass alle diese Frauen in irgendwelchen Häusern eingesperrt sind und dort wie Sklavinnen gehalten werden, geht mir bis heute nicht aus dem Kopf.
Auch Europäer sind mir zeitweise über den Weg gelaufen: an den Stränden um das berühmte Burj al Arab – Hotel waren es vornehmlich Touristen aus Russland. Sogar die Speisekarten und Warnhinweise waren hier in kyrillischer Schrift verfasst. Auch Österreicher und Deutsche begegneten mir manchmal. Einige davon waren offenbar Touristen, andere schienen hier schon längere Zeit zu leben, fuhren grosse Autos mir arabischen Kennzeichen. Es war aber niemand darunter, mit denen ich Kontakt aufnehmen konnte oder wollte (vielleicht ging es denen umgekehrt genau so...).
Und dann gab es noch die Araber, also die „Einheimischen“. Frauen sah man kaum, und wenn, dann nur verschleiert in Begleitung von Männern. Die Männer in weissen Herrenanzügen scheinen in ihrer Gemächlichkeit nur wenig Notiz von ihrer Umwelt zu nehmen. Ich hatte das Gefühl, dass alle Personen ohne weissen Herrenanzug (darunter auch ich) von ihnen schlichtweg ignoriert werden. Die Hauptbeschäftigung der Herren besteht offenbar darin, zu telefonieren, Wasserpfeife zu rauchen oder mit riesigen Geländewagen in der Gegend herumzufahren.
Die einzige Kontaktaufnahme mit den arabischen Herren hatte ich beim Eintritt in den Safa-Park. Der Park lag wie eine grüne Oase inmitten von riesigen, staubigen Baustellen. Mit viel Aufwand werden dort die Wiesen bewässert und leuchten saftig grün. Um in den Park zu gelangen, zahlt man am Eingang einen lächerlich geringen Eintrittspreis. Obwohl diesen Dienst auch ein Automat erledigen könnte, sitzen neben dem Eingangstor sieben arabische Männer in weissen Anzügen und ignorieren den Gast erstmal. Zwei von ihnen rauchen Wasserpfeife, zwei telefonieren, drei machen gar nichts.
Nach einiger Zeit beendet einer das Gespräch und verkauft mir eine Eintrittskarte. Der Verkauf geht genauso emotionslos ab wie die meisten Dinge in Dubai. Man sieht die Leute in der Öffentlichkeit kaum Emotionen zeigen, das ernste Gesicht ist offenbar eng mit dem weissen Herrenanzug verbunden. Selbst bei den beliebten Kamelrennen geht es emotionslos ab. Der Anblick ist für uns Europäer eher bizarr: auf den Kamelen sitzen menschenähnliche Roboter, die die Tiere antreiben. Auf einer breiten Schotterpiste neben der Rennbahn fahren weisse offene Geländewagen. Arabische Herren filmen das Spektakel mit ihren Videokameras - pro Kamel ein Geländewagen. Jubel oder erfreute Gesichte nach dem Rennen sucht man vergebens.....
Gerade wenn man vorher in Ostasien war, fühlt man sich in dieser Gegend verloren. Die Freundlichkeit, die ich aus Indonesien gewohnt war, die war hier an keiner Ecke zu finden. Alles wirkte kühl und steril. Die glitzernden Shopping-Malls waren zwar architektonisch interessant, zum Einkaufen oder Verweilen luden sie nicht wirklich ein.
Auch die Abendgestaltung war eher bescheiden: die Abende verbrachte ich meist in der näheren Umgebung des Hotels, am Dubai-Creek. Weitere Strecken am Abend zurückzulegen war ein Risiko: gewisse Straßen waren am Abend derart heillos verstopft, dass an ein Weiterkommen nicht zu denken war. Dubai hatte es verabsäumt, ein Verkehrskonzept zu entwickeln und setzte alles auf den Individualverkehr. Obwohl die Hauptverkehrsadern mehrspurig ausgebaut waren gab es zu den Stoßzeiten ein Verkehrschaos. Auch waren Taxis nur schwer zu bekommen. Einmal hatte ich Glück und ich konnte in der Sheik-Zhayed-Road ein leeres Taxi aufhalten. Nach den ersten 50 Metern Fahrstrecke (die wir in ca. 15 Minuten zurückgelegt hatten) fragte ich den Fahrer, wie lange denn die Fahrt bis an den Dubai Creek dauern würde. „About two hours!“ meinte der freundliche Inder. „Sorry – traffic jam.“ war seine Entschuldigung – er ließ mich aussteigen und verlangte keinen Fuhrlohn. Ich ging dann die Strecke zu Fuß nach Haus – vorbei an endlosen Autoschlangen und erreichte mein Hotel nach ca. 1 ½ Stunden.
Dort am Dubai-Creek fühlte ich mich ein wenig wohler: direkt am Wasser gab es ein paar gemütliche Lokale. Diese Lokale waren der einzige Lichtblick in dieser Stadt, der Rest wirkte auf mich wie Theaterkulisse.
Drei Tage nach meiner Ankunft saß ich wieder im Taxi in Richtung Flughafen. Ich hatte das Taxi gleich in der Früh bestellt, da ich die Verkehrssituation schwer einschätzen konnte. Anstatt der erwarteten 1 ½ Stunden Fahrzeit war ich nach nur 30 Minuten am Flughafen. Um die restlichen Dirham kaufte ich dort noch ein: ein Mousepad, das aussieht wie ein Teppich – und einen arabischen Herrenanzug – für den Fasching......der Abschied von Dubai fiel mir leicht, so leicht wie noch von keinem anderen Land zuvor.

Fazit: für mich war Dubai eine Erfahrung – mehr nicht. Ich hab es gesehen, ein paar Erinnerungsfotos gemacht und abgehakt. Aus meiner Sicht kann ich niemandem empfehlen, in diesem Land Urlaub zu machen oder es zu bereisen. Es gibt auf der Welt unzählige andere Gegenden, in denen ich mich als Gast besser aufgehoben und willkommen fühle.

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