Ein Haller Jurist überlebte das KZ Dachau und hinterließ ein erschütterndes Protokoll – am 6. November macht ein neues Buch sein eindringliches Vermächtnis gegen das Vergessen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
HALL. Die Häftlingsnummer 14354 war alles, was vom Haller Juristen Dr. Ernst Verdross übrigblieb, als er 1938 ins Konzentrationslager Dachau deportiert wurde. Was er dort erlebte, hielt der NS-Widerstandskämpfer unmittelbar nach Kriegsende in einem erschütternden Protokoll fest – ein Dokument, das nun, acht Jahrzehnte später, endlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wird.
Ein vergessenes Zeugnis kommt ans Licht
Elisabeth Walder hat mit ihrem neu erschienenen Buch „KZ-Dachau. Häftlingsnummer 14354" ein bedeutendes Stück Tiroler Zeitgeschichte ans Licht gebracht. Im Zentrum steht das „KZ-Dachau-Protokoll" von Dr. Ernst Verdross (1892–1963), eine schonungslose Abrechnung mit der Lagerrealität, die der Jurist direkt nach seiner Befreiung verfasste.
Lesung und Musik in Hall
Am Donnerstag, 6. November 2025, um 19 Uhr wird das Buch in einem würdigen Rahmen der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Autorin Elisabeth Walder präsentiert persönlich ihr Werk, während Martin und Christoph Sailer ausgewählte Passagen aus dem eindringlichen Zeitdokument lesen. Die Musikschule Hall in Tirol sorgt für die musikalische Umrahmung des Abends und verleiht der Veranstaltung einen angemessenen feierlichen Charakter.
Ein Vermächtnis an die Jugend
Verdross' Zeugnis ist mehr als ein historisches Dokument – es ist ein Vermächtnis mit klarem Auftrag. Besonders junge Menschen forderte er zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus auf. Seine eindringliche Warnung hallt bis heute nach: „Solche Scheußlichkeiten dürfen nie wieder geschehen."
Wenn Zeitzeugen verstummen
Das Buch macht einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur und bewahrt die Stimme eines Mannes, der den Mut hatte, Widerstand zu leisten und den Horror zu dokumentieren. In Zeiten, in denen Zeitzeugen immer seltener werden, gewinnen solche Aufzeichnungen eine besondere Bedeutung für künftige Generationen. Die Veranstaltung bietet Gelegenheit, sich mit diesem eindrucksvollen Zeitzeugnis auseinanderzusetzen und das Andenken an Ernst Verdross zu würdigen – einen Mann, der seine Freiheit für seine Überzeugungen opferte und uns mahnt, wachsam zu bleiben.