GEDANKENBLASE - Wien, ein guter Platz zum Leben
Wien, des is a guter Platz zum Lebn - Wien, des is a Stadt, die kann dir so viel gebn… Wien, oh Wien, ein guter Platz zum Leben.
Diesen Song hatte einst die Gruppe Nickerbocker geschrieben, und die damals noch auf Vinyl gepressten Schallplatten wurden 1983 im Rahmen Wiener Festlichkeiten gratis verteilt.
Max (Name vom Regionaut geändert) war bis gestern noch als obdachlos gemeldet. Infektionserkrankt, in Pflegestufe 3, gilt er schon lange als nicht-arbeitsfähig und bezieht die ihm zustehende Mindestsicherung sowie besagtes Pflegegeld. Also 794,90 zuzüglich 442,90 - zusammen 1237,80 netto pro Monat.
Bis vor einem Jahr hatte er in einer von drei auszusuchenden Gemeindebauwohnungen gelebt, selbstverständlich unter Angabe seines sozialen Umfelds, in seinem Heimatbezirk. Natürlich mietunterstützt und zum größten Teil betriebskostenbefreit – wo er doch nebenbei brav pfuschen geht und sich noch gut 700 Euro schwarz dazuverdient. Denn so krank ist er in Wirklichkeit nicht, abgesehen von dem täglichen Alkoholpegel, der dem der Donau bei Hochwasser um nichts nachsteht. Und darum hatte er sie ja auch wieder verloren, seine Wohnung, weil er mit rund 2000 Euro netto selbst die wenig anfallenden Kosten nicht begleichen wollte.
Aber Wien hilft, und ist nun mal ein guter Platz zum Leben.
Wieder Wohnen, die größte Institution innerhalb der Wiener Wohnungslosenhilfe stellt unterschiedliche Wohn- und Betreuungsangebote zur Verfügung. Eine Spitzenorganisation, um Menschen einen Neustart zu ermöglichen, die übergangsweise ein Dach über den Kopf benötigen, gäbe es da nicht auch Individuen, wie unseren Herrn Max. Denn dieser ist schlau, und hatte den Song von Nickerbocker bis ins kleinste Detail studiert. Ein Doppelzimmer mit Meldepflicht…jeden Abend…nicht mit ihm. Gesagt, getan, und nach einem Monat wurde er in hohem Bogen wieder vor die Tür gesetzt.
Perfekt, denn genau das wollte Max ja erreichen, um endlich zu einer richtigen Genossenschaftswohnung zu kommen. Nein, Sie haben sich nicht verlesen, ich meine schon eine Genossenschaftswohnung, die er im Vergleich mit zwei Mietwohnungen dem Sozialreferat vorlegte, welches im Sinne der damit beendeten Obdachlosigkeit auch noch die Kaution übernahm. Selbstverständlich gibt es wieder die bekannte Mietunterstützung, und die vielen Kostenbefreiungen, sowie Futtergeld für seine Katzen und 1500 Euro Möbelgeld. Auf das muss er aber noch einen Monat warten, und darum schläft er erstmals bei einem Freund, der diesen Zuschuss schon investiert hat.
Morgen fährt er übrigens mit seiner Gratis-Jahreskarte wieder aufs Amt, um seine Pflegestufe auf 4 erhöhen zu lassen…ob ihm das auch gelingt?
Wien, des is a Stadt, die kann dir so viel gebn…Wien, oh Wien, die beste Stadt zum Leben.
Sollten Sie berufstätig sein, oder sich aber im wohlverdienten Ruhestand befinden, dann lassen Sie diese Gedankenblase schleunigst wieder zerplatzen und widmen Sie sich lieber den schöneren Dingen hier auf meinbezirk.at
Ihr/Euer NorbS
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