Ein Polizist mit einem großen Herz für Flüchtlinge
Einsatz in 14 Flüchtlingsunterkünften: Franz Streyc vermittelt zwischen Anrainern und Asylwerbern.
FAVORITEN. Die offizielle Bezeichnung für Franz Streyc ist RCO – Refugee Contact Officer. Auf Deutsch: Flüchtlingskontaktbeamter. Seine Tätigkeit hat sich der Polizist selbst ausgesucht.
"Als im Jahr 2015 die vielen Flüchtlinge nach Wien gekommen sind, waren viele von ihnen am Hauptbahnhof. Da war damals auch meine Polizeiinspektion. Dadurch war ich oft am Bahnhof und bin schon damals viel mit den Flüchtlingen im Kontakt gewesen. Wir haben uns halt mit Händen und Füßen, Mimiken und Gestiken unterhalten. Irgendwie ist es schon gegangen", lacht der 49-Jährige.
Einsatz im Grätzel
Als dann die Stelle des RCO ausgeschrieben wurde, war Streyc klar, dass er den Posten haben möchte. Seit Anfang März 2016 ist er nun in seinem neuen Job tätig.
Ein Jahr später, am 1. März 2017 wird er eine neue Tätigkeit dazubekommen: "Ich werde dann im Van-der-Nüll-Grätzel als Sicherheitsbeauftragter #+– sprich Grätzelpolizist – unterwegs sein."
Cartoons als Aufklärung
Bevor Streyc zum RCO wurde, war er 25 Jahre lang im Funkwagen unterwegs. Nun betreut er die insgesamt 14 Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk. "Ich bin regelmäßig vor Ort, so alle zwei, drei Tage schaue ich in jeder Unterkunft vorbei. Mit der Leitung bespreche ich, ob und welche Probleme es gibt. Aber auch Anrainer können mich kontaktieren", so Franz Streyc.
Für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge gibt es Aufklärungs- und Präventionsarbeit in Form von Cartoons und Präsentationen, auch in Kooperation mit den Wiener Linien und ÖBB. Probleme gebe es wenige, auch die Kriminalität sei nicht gestiegen: "Es gibt immer wieder Reibereien unter den Flüchtlingen, vor allem, wenn sie aus verschiedenen Ländern kommen. Da vertragen sich die Syrer nicht so mit den Afghanen und Pakistani, und wenn dann auch noch ein Schwarzafrikaner dazukommt, der dann gar nicht dazupasst, kann es schon zu Konflikten kommen. Aber das kommt vor, wenn man auf so engem Raum miteinander wohnt", so der Polizist.
Trauma in der Heimat
Im Moment gibt es mehr Kontakt mit den Mitarbeitern als mit den Flüchtlingen. "Die sind oft so traumatisiert, unter anderem von der Polizei in ihrer ehemaligen Heimat, dass sie sich nicht trauen, mit mir zu reden." Streyc erinnert sich an ein für ihn schönes Erlebnis: "Am Anfang meiner Tätigkeit haben sich Anrainer über Lärm in der Nacht beschwert. Im Hof der Asylunterkunft haben sich Menschen bis 4 Uhr morgens unterhalten, oft lautstark. Ich habe dann einen Runden Tisch einberufen. Das war ganz einfach: Die Leitung hat den Hof ab 22 Uhr gesperrt, damit war Ruhe. Einer der Anrainer ist dann zu mir gekommen und hat sich bedankt, das hat mich sehr gefreut."
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