Eine "Institution" ist zurück: Neue Wirtinnen übernehmen Willendorf
Nicht ganz ein Jahr hatte das Lokal in der Rosa Lila Villa geschlossen – nun hat ein neues Team den Betrieb wieder aufgenommen. Der kulinarische Schwerpunkt liegt auf vegetarischer und veganer Küche.
MARIAHILF. Viele Menschen haben jetzt ihr "Wohnzimmer" zurück. Darin sind sich Betreiberin Mara Azmann, Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) und die Gäste im Willendorf einig. Seit 3. Jänner ist das Lokal in der Rosa Lila Villa, dem rosaroten Haus an der Linken Wienzeile, wieder geöffnet. Zu Weihnachten und Silvester war zwar schon zwei Abende in kleinem Rahmen "Probebetrieb", mittlerweile gibt es von Dienstag bis Samstag jeden Abend Essen, Trinken und Raum zum Zusammenkommen. Wie in einem "Wohnzimmer" eben. "Die Villa ist eine Institution im Bezirk. Sie hat eine Geschichte und das Willendorf ist ein Teil davon. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass wieder offen ist", so Rumelhart. Er wünscht dem queeren Lokal einen erfolgreichen Neustart.
Das Community-Zentrum für Lesben, Schwule und Trans*Personen in Wien entstand einst aus der Hausbesetzungsbewegung. Das war 1982, heute finden sich im Haus ein Projekt für kollektives Wohnen, ein Beratungs- und Informationszentrum und ein Café-Restaurant, das nach nicht ganz einem Jahr Pause von zwei neuen Betreiberinnen wieder eröffnet wurde. Mara Azmann und ihre Freundin Caro Vanas sind keine Unbekannten in der Wiener Gastro-Szene: Seit April 2014 betreiben sie das Zweistern am Praterstern. Aber nicht nur das, beide sind mit der Gastronomie aufgewachsen – Maras Familie betreibt das Wild im 3. Bezirk und das Amarcord an der Rechten Wienzeile. Dort ist Mara auch aufgewachsen, mit der Übernahme des Willendorf hat sie nun die "Seiten gewechselt", von der Rechten an die Linke Wienzeile, von der Wieden nach Mariahilf.
Mariahilf-Connection
"Mit dem Bezirk verbindet mich viel – ich bin hier schon in die Volksschule und ins Gymnasium in der Rahlgasse gegangen", sagt Mara. Aber auch mit der Villa verknüpft sie Jugenderinnerungen. "Als ich mit 15 Jahren zum ersten Mal hier war, habe ich auch zum ersten Mal zwei Männer schmusen gesehen", erinnert sie sich. Dass sie jetzt selbst das Lokal im Community-Zentrum übernommen hat und so großen Zuspruch von den Gästen bekommt, freut sie.
Der politische Anspruch, den das Haus stellt, wirkt sich natürlich auch auf die "Policy" im Willendorf aus. "Wir wollen ein offener Ort für alle sein." Rassistische, sexistische, homophobe oder sonstige diskriminierende Aussagen hätten dementsprechend keinen Platz. Dass das auch im Jahr 2017 noch keine Selbstverständlichkeit ist, zeigen die jüngsten Schmierereien an der Fassade der Villa – kurz vor Silvester hatte jemand ein serbisches Kreuz und einen Tötungsaufruf dort angebracht.
Kulinarisch legt das Willendorf den Schwerpunkt auf vegetarische und vegane Küche, aber auch das eine oder andere Fleischgericht steht auf der Karte. "Im Moment kocht unser Koch noch mit zwei Herdplatten, der neue Herd ist aber schon bestellt." Geöffnet hat das Willendorf (6., Linke Wienzeile 102) von Dienstag bis Donnerstag von 18 bis 24 Uhr und Freitag und Samstag von 18 bis 2 Uhr.
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