Sie und Er und die Liebe
„Sie & Er“: Andrea de Carlo und sein Roman über eine Liebe, die unmöglich scheint.
Im Dezember wird er 60, wer ihm gegenüber sitzt, schätzt den Mailänder Autor Andrea De Carlo aber viel eher auf gut 40. Dabei schreibt er seit über 30 Jahren Bestseller. Sein Entdecker und Mentor ist kein Geringerer als Italo Calvino, Altmeister Alberto Moravia nannte ihn „schon vollkommen“, als 1981 sein Romandebüt „Creamtrain“ erschien.
In Klagenfurt las De Carlo kürzlich aus seinem soeben in deutscher Sprache veröffentlichten neuen Roman „Sie und Er“. Der prägnante Titel verrät alles und nichts: „Es ist eine Geschichte voller Gegensätze. Ich wollte eine Liebesgeschichte erzählen über zwei Menschen, die nicht bereit sind für die Liebe und keineswegs auf der Suche danach, sondern ganz im Gegenteil, die dieses Thema längst abgeschlossen hatten“, beschreibt De Carlo im WOCHE-Gespräch.
Liebe ist kein „billiger Stoff“
Was ihn zudem anspornte, war die vorgefertigte Meinung vieler, dass „hohe Literatur“ sich nicht mit so banalen Stoffen wie Liebe und Gefühle zu beschäftigen habe: „Ich aber denke, dass gerade die Literatur sich damit auseinandersetzen muss. Besonders heute, da sich in den vergangenen Jahrzehnten so vieles in Sachen Liebe verändert hat.“
In seiner Heimat gilt De Carlo als Chronist des modernen Italien, sowohl in politisch-kritischer wie auch in gesellschaftlicher, gesellschaftskritischer Hinsicht. Seine besondere Stärke attestieren ihm seine Leserinnen, nämlich, dass er es wie kein anderer verstehe zu schreiben, wie Frauen fühlen.
„Ich beobachte Frauen seit ich ein Kind war. Der Unterschied von Mann und Frau ist ein so unglaublich spannendes Thema für einen Autor, das im Grunde nie erschöpft ist. Frauen sind voller Überraschungselemente, die du nie voraussagen kannst.“ Erstleserin, die ihm sagt, ob er richtig liegt, ist übrigens „keine professionelle Lektorin“, sondern seine Lebenspartnerin.
Auf die Frage, was ihn jung hält, antwortet De Carlo lachend, dass er fast noch das ganze Jahr habe, um seine Fünzigerjahre zu genießen. „Ich glaube, das spielt sich alles im Kopf ab. Ich verbringe meine Tage nicht im Fitnesscenter und mache keine Diäten. Wenn du zulässt, dass dein Denken altert, dann erst wirst du alt.“
Autor: Christian Lehner
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