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Kultur: Der mühsame, lange Weg zurück

Nach einer Zeit der kulturellen Entbehrungen erscheint jetzt wieder ein erster Lichtstreif am Horizont.

BODENSDORF (fri). Werner Schachner, Obmann des Kunst- und Kulturvereins Bodensdorf, über die aktuelle Lage im Kulturbereich.

WOCHE: Lässt sich Kulturbetrieb in dieser Zeit planen?
WERNER SCHACHNER: "Der Kunst- und Kulturverein Bodensdorf lädt Sie herzlich zu unserem ersten Konzert des Jahres 2020 ein!“ Aber Halt! Ist uns da nicht etwas dazwischengekommen? Und nicht nur uns, sondern der gesamten Menschheit! Den Vereinen sowie den Kunst- und Kulturschaffenden allerorts, so auch in unserer Gemeinde, wird es ähnlich ergehen. Wir stellen unsere Planungen um. Veranstaltungen und Konzerte müssen verschoben werden. Neue Termine werden mit Bangen und Hoffen, ob sie diesmal halten werden, überlegt.
Die Vereine der Gemeinde versuchen das künstlerische und kulturelle Leben der Gemeinde neu zu planen. Immer mit einem Auge auf die aktuellen Entwicklungen gerichtet. Aber, wie sagte schon der französische Mathematiker Blaise Pascal: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen!“

Welche positiven Entwicklungen gibt es?
In diesen Zeiten gibt es im Zusammenhang mit Kunst und Kultur aber auch Positives zu berichten. Die Angebote an kulturellen und künstlerischen Möglichkeiten im Internet sowie im TV und im Radio sind sprunghaft angestiegen. Museen konnten virtuell besucht werden. Konzerte, welche bis dato nur wenigen zahlenden Besuchern vorbehalten waren, sind oft frei im Internet abzurufen. Die Ruhe und Muße, welche viele Menschen in dieser Zeit entwickeln, aber auch das innere Aufgewühltsein ermutigen uns, Gefühle und Gedanken niederzuschreiben, zu malen, mit unserer Stimme oder einem Musikinstrument zum Ausdruck zu bringen. Doch wissen wir alle, dass dies dem Menschen nicht ausreicht, denn Kultur ist Ausdruck einer geistigen, künstlerischen, musikalischen Leistung von einzelnen oder einer Gruppe in einer bestimmten Gemeinschaft. Unsere Kultur ist nur dann umfassend, wenn wir die Angebote gemeinsam genießen können. Erst das Zusammentreffen, der gemeinschaftliche Genuss und die zwischenmenschlichen Kontakte runden Kunst und Kultur ab. Aristoteles bezeichnete bereits vor 2.400 Jahren den Menschen als „zoon politicon“ – ein Lebewesen, das in der Gemeinschaft lebt. Wir genießen vollständig erst dann, wenn wir das, was wir sind, auch ausleben dürfen.

Wie können regionale Vereine helfen?
Das gemeinschaftliche Erleben von kulturellen Genüssen in unserer Gemeinde wird keineswegs aufgehoben. Wir Vereine haben die Sicherheit, dass wir trotz der harten Zeit zu einem späteren Zeitpunkt wieder in das kulturelle Leben der Gemeinde einsteigen werden. Nicht zuletzt auch dank der Unterstützung durch unsere Mitglieder. Schwieriger wird es für die Künstler, welche oft von ihren Auftritten und Einnahmen ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Hier können wir nur hoffen, dass durch unser gemeinsames Engagement auch in Zukunft die Vielfalt an Künstlern erhalten bleiben kann. Gemeinsam schaffen wir es auch in Zukunft; die Künstler durch ihr Repertoire, die Vereine durch ihre Gemeinnützigkeit, die Gemeinschaft durch ihre regen Veranstaltungs-Besuche.