Wir sind Kärnten: "Wir könnten 'Nein' sagen, tun es aber nicht!"
Was Angelika Senitza und Josef Szarvas verbindet? Die Überzeugung: Wir sind alle Menschen.
FELDKIRCHEN (fri). Im Haus Senitza in Feldkirchen fühlt man sich angekommen. Und dieses Gefühl, das ist für die 55-jährige Angelika Senitza und ihre Familie eigentlich das, was Leben ausmacht.
Ein kleiner Beitrag
Darum will sie dieses auch gerne weitergeben. "Ich bin in meiner Jugend viel gereist und habe sehr viel Gastfreundschaft erfahren", sagt sie. "Darum war es für mich klar, dass ich mich für andere Menschen, denen es gerade nicht so gut geht, einsetzen will." Sie lächelt. Da läutet es an der Tür und einer ihrer Wegbegleiter, der 65-jährige Josef Szarvas, ist gekommen. Er ist nicht erst seit seiner Pensionierung sozial aktiv. "Ich habe viele Jahre einen tibetischen Buben unterstützt und ihn auch mehrere Male in seiner Heimat besucht. In Indien habe ich dann einen Spruch gelesen, der mein weiteres Leben sehr geprägt hat: 'No one can do everything, but everyone can do something'. Was sinngemäß bedeutet, dass jeder einen kleinen Beitrag zu einem besseren Leben für alle leisten kann."
Ohne Wenn und Aber
Gemeinsam sind die beiden mit weiteren Freiwilligen in der Flüchtlingshilfe aktiv. "Als 2015 die große Welle über uns hereinbrach, war für uns klar, dass etwas passieren muss. Es geht darum die Menschen hier aufzufangen. Ihnen zu zeigen, wie wir leben, ihnen Werte zu vermitteln und sie nicht zu isolieren, sondern zu integrieren", sind Senitza und Szarvas überzeugt. Und diese Überzeugung wird gelebt, ohne Wenn und ohne Aber.
Aus dieser Überlegung kam es Anfang Juni 2015 zum ersten "Begegnungscafé" im Pfarrhaus in Steuerberg. "In Steuerberg waren damals schon einige Asylwerber einquartiert. Sie hatten keinerlei Kontakt zu den Bewohnern und lebten abgeschirmt. Unsere Idee war es nun die unsichtbaren Mauern zu brechen und Begegnung stattfinden zu lassen", schildern Szarvas und Senitza, die beide glauben, dass man durch persönlichen Kontakt viele Probleme vermeiden kann.
Begegnung findet statt
Aus diesem Versuch wurde eine ständige Einrichtung. Abwechselnd fanden dann in den nächsten drei Jahren "Begegnungscafés" in Steuerberg und im Pfarrhaus Waiern statt. "Es hat funktioniert. Die Menschen haben begonnen aufeinander zuzugehen. Sich zuzuhören und zu verstehen." Natürlich habe es dann und wann auch einmal eine Enttäuschung gegeben. "Aber", lächelt Senitza, "das ist das Leben und man zieht seine Erfahrungen und lernt daraus." Sie selbst hatte zwei Jahre einen jungen Iraker bei sich im Hause einquariert und weiß, wovon sie spricht. "Es ist wichtig, dass man ihnen unsere Werte vermittelt, sie Deutsch lernen können und Struktur in ihre Tage bringt."
Deutsch als Voraussetzung
Darum wurde im Sommersemester 2016 der erste Deutschkurs organisiert. "Hak-Direktor Walter Olsacher hat uns einen Raum in der Schule zur Verfügung gestellt. Den Rest haben wir organisiert", schildert Szarvas. "Wir haben von Anfang an darauf geachtet, dass die Asylwerber für die Kurse und Begegnungen ihre Quartiere verlassen müssen. Das war zu Beginn nicht leicht, aber es hat sich gelohnt." Bis heute sind die Kurse immer gut besucht und mittlerweile wurde das Angebot erweitert. "Wir bieten jetzt viermal pro Woche zwei Deutschkurse – je nach Wissensstand an."
"Wir sind Kärnten": Leser sind gefragt!
In dieser Ausgabe lesen Sie den nächsten Teil unserer neuen WOCHE-Serie: "Wir sind Kärnten". Wir suchen Persönlichkeiten aus dem Bezirk, die für "ihre Sache brennen". Und jetzt kommen die WOCHE-Leser ins Spiel. Nennen Sie uns Menschen, über die wir berichten sollen. Und vielleicht ist es demnächst schon der nette Nachbar von nebenan, der seine Geschichte erzählt.
Infos bitte an: Isabella Friessnegg, Tel.: 0664/80 666 66 77, isabella.friessnegg@woche.at
Zu den Personen
Angelika Senitza: 55 Jahre alt, verheiratet, fünffache Mutter
Beruf: Hauptberuf Apothekerin, engagiert sich aber vielseitig.
Das Begegnungscafé und die Deutschkurse für Asylwerber sind Herzensangelegenheiten der weltoffenen Frau.
Josef Szarvas: 65 Jahre alt. Kam mit elf Jahren mit seinen Eltern nach Kärnten und kann darum nachfühlen, wie man sich als Flüchtling fühlt und mit welchen Problemen man zu kämpfen hat. Nach seiner Pensionierung wollte er sich sozial engagieren und ist dabei auf Deutschkurse für Asylwerber gekommen. Hat schon davor einen tibetischen Buben unterstützt.
https://www.meinbezirk.at/themen/wir-sind-k%E4rnten.html
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